Auditorische Agnosie
Synonyme: Akustische Agnosie, "Seelentaubheit"
1. Definition
Die auditive Agnosie ist eine seltene neurologische Störung, bei der Betroffene nicht in der Lage sind, akustische Reize wie Sprache, Geräusche oder Musik zu erkennen oder zu interpretieren, obwohl das Gehör intakt ist.
2. Ätiologie
Die Störung entsteht meist durch eine Schädigung im Gyrus temporalis superior, insbesondere in den Brodmann-Arealen 41 und 42 (primäre Hörrinde) und im Wernicke-Areal (Brodmann-Areal 22). Mögliche Ursachen sind:
3. Einteilung
Man unterscheidet verschiedene Formen der auditiven Agnosie:
- Reine Geräuschagnosie (Non-verbal): Betroffene können Umweltgeräusche (z.B. Telefonklingeln, Tierlaute) nicht identifizieren oder zuordnen. Sprechen, Lesen und Schreiben bleiben unbeeinträchtigt
- Verbale Agnosie (Reine Worttaubheit): Hier ist ausschließlich das Sprachverständnis gestört: Gesprochene Worte werden als „Rauschen“ wahrgenommen. Patienten können schriftlich kommunizieren und oft auch flüssig sprechen
- Affektive auditive Agnosie: Die emotionale Prosodie („Wortmelodie“) wird nicht erkannt. Betroffene können weder Alter, Geschlecht noch Stimmungsnuancen (z.B. Wut oder Freude) aus der Stimme ableiten
4. Diagnostik
- Audiometrie: Ausschluss peripherer Hörstörungen.
- Neuropsychologische Tests:
- Geräuschidentifikation (z. B. Tierlaute vs. Instrumente)
- Sprachverständnisprüfung in Ruhe und unter Störgeräuschen
- Prosodie-Erkennung (Emotionen in der Stimme)
5. Therapie
- Neuropsychologisches Training: Fokussiert auf die Kompensation durch visuelle Reize
- Logopädie: Verbesserung der Prosodie-Wahrnehmung und des Sprachverständnisses
- Technische Hilfsmittel: Schriftliche Kommunikationsmittel zur Unterstützung