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Andrologischer Untersuchungsgang (Fleischfresser)

Synonym: Andrologische Untersuchung

1. Definition

Der andrologische Untersuchungsgang ist ein standardisierter Untersuchungsgang, der die Grundlage jeder andrologischen Diagnose bei Hund und Katze bildet.

2. Hintergrund

Der andrologische Untersuchungsgang dient dazu, die erbliche, klinische und mikrobielle Geschlechtsgesundheit bei männlichen Tieren festzustellen. Vor der andrologischen Untersuchung ist eine gründliche Anamnese und eine allgemeine klinische Untersuchung durchzuführen.

3. Untersuchungsgang

Die andrologische Untersuchung gliedert sich in mehrere Abschnitte:

  • Voruntersuchung (Anamnese, Nationale, Gesundheitszustand)
  • äußere und innere Untersuchung der männlichen Geschlechtsorgane
  • Beurteilung des Geschlechtsverhaltens (funktionelle Untersuchung)
  • biologische (spermatologische) und mikrobielle Untersuchung des Samens

4. Voruntersuchung

Die Voruntersuchung dient der Erhebung der ersten anamnestischen und tierspezifischen Parameter und gibt einen Überblick über den derzeitigen Gesundheitszustand des Patienten.

4.1. Anamnese

Durch den Vorbericht können erste Hinweise auf das Vorhandensein und mögliche Ursachen von Erkrankungen bzw. Fertilitätsstörungen erhoben werden. Die Untersuchungsabsicht (z.B. andrologische Erkrankung, Kauf oder Verkauf des Tieres, geplanter Einsatz zur Bedeckung) ist abzuklären, da sie die Art und den Umfang der weiterführenden Untersuchungen bestimmt. Im Zuge der Anamnese werden erfragt:

  • Art des Deck- oder Besamungsmanagements
  • Libido
  • Ablauf der Paarungsreflexkette
  • Deck- bzw. Samenentnahmefrequenz
  • Zeitpunkt des letzten Deckeinsatzes bzw. der letzten Samenentnahme
  • Befruchtungsergebnisse der laufenden und vergangenen Paarungen
  • vorangegangene oder derzeit aktuelle Erkrankungen (Art, Dauer, Therapie)
  • Haltungsbedingungen (Fütterung, Haltungsart)
  • Zuchtzulassung durch einen Zuchtverband

4.2. Nationale

Da eine andrologische Untersuchung meist Voraussetzung für die Erstellung eines Gutachtens zur Zuchtzulassung ist, muss das Tier eindeutig identifiziert werden. Es müssen folgende Punkte (Nationale) dokumentiert werden:

4.3. Allgemeiner Untersuchungsgang

Ziel der Allgemeinuntersuchung ist es, einen umfangreichen Einblick in den Gesundheitsstatus des Tieres zu bekommen. Die Untersuchung konzentriert sich in erster Linie auf Vitalparameter und den Allgemeinzustand des Tieres.

5. Spezielle andrologische Untersuchung

Die spezielle andrologische Untersuchung setzt sich aus vier Unterpunkten zusammen, die sowohl die Morphologie, als auch die Funktionalität und den Gesundheitszustand der Geschlechtsorgane beurteilen.

5.1. Morphologische Untersuchung der Geschlechtsorgane

Bei der morphologischen Untersuchung der äußeren männlichen Geschlechtsorgane wird bestimmt, ob diese vorhanden, vollständig ausgebildet und dem Alter und der Rasse entsprechend sind. Zusätzlich können Erkrankungen oder sonstige Abweichungen von der Norm erhoben werden. Die äußere Untersuchung wird sowohl adspektorisch als auch palpatorisch durchgeführt. Zu untersuchen sind:

Bei der rektalen Untersuchung, die beim Hund digital gestützt durchgeführt wird, werden tierartspezifische Befunde an den akzessorischen Geschlechtsdrüsen erhoben. Die Drüsen können auf Größe, Symmetrie, Konsistenz und Schmerzhaftigkeit untersucht werden. Zusätzlich kann der Beckenabschnitt der Harnröhre auf eventuelle Verengungen oder Verhärtungen (Urolithiasis) abgetastet und durch eine endoskopische Untersuchung erweitert werden.

5.2. Funktionelle Untersuchung

Ziel der funktionellen Untersuchung ist es, die Begattungsfähigkiet (Potentia coeundi) zu befunden. Beurteilt werden vor allem die Geschlechtslust (Libido sexualis) und der Ablauf der Paarungsreflexkette. Hierbei wird geprüft, ob die Reflexkette vollständig und ungestört abläuft. Die Libidio sexualis kann anhand der Reaktionszeit (Zeit zwischen Präsentation des Sprungpartnes und dem ersten Aufsprung) beurteilt werden. Im Zuge der Untersuchung des Paarungsverhaltens wird auch der Samen für die weiterführenden Untersuchungen gewonnen. Die Paarungsreflexkette beinhaltet folgende Abschnitte:

  • präkoital: Excitatio, Erectio, Emissio
  • koital: Ascensus, Circumplexio, Adjustatio, Immissio
  • postkoital: Descensus, Relaxio, Calmatio

5.3. Biologische Samenuntersuchung

Beim Rüden wird eine fraktionierte Ejakulatgewinnung durch manuelle Stimulation (Massage) und Fixierung des Penis erzielt (Absamung). Hierbei sind alle tierartspezifischen Vorkehrungen zu schaffen, sodass die Samenentnahme möglichst unproblematisch stattfinden kann. Die unterschiedlichen Samenfraktionen müssen in verschiedene Behälter aufgefangen werden, sodass diese im Anschluss weiter untersucht werden können.

Das Ziel der spermatologischen Untersuchung ist die Beurteilung der Befruchtungsfähigkeit (Potentia generandi). Das Ejakulat wird sowohl quantitativ als auch qualitativ untersucht und anhand empirisch ermittelter Parametern auf Mindestanforderungen geprüft:

Mindestanforderungen für Ejakulate von Rüden
bis 10 kg 11-20 kg 21-40 kg >40 kg
Ejakulatvolumen (ml) 5-10 10-15 10-20 15-30
Volumen der spermienreichen Phase (ml) 0,5-1,0 0,5-2,0 1,0-2,0 1,0-3,0
Spermiengesamtzahl (x 106) 450 800 1.200 1.500
Vorwärtsmotilität (%) 60-70
Anteil formnormaler Spermien (%) 75-90

5.4. Mikrobielle Untersuchung

Durch eine mikrobielle Untersuchung des Spermas können Krankheiten ausgeschlossen oder detektiert werden, die beim Deckakt oder bei der Spermaübertragung auf den Deckpartner übertragen werden können. Zusätzlich gibt die mikrobielle Untersuchung einer Nativsamenprobe Hinweise auf die ursächlich an einer Entzündung der Hoden, Nebenhoden oder akzessorischen Geschlechtsdrüsen beteiligten Erreger.

Beim Rüden stehen aufgrund einer fraktionierten Ejakulation - je nach Indikation - verschiedene Sekrete für die Untersuchung zur Verfügung. Unabhängig davon sollte bei einem klinisch manifesten Präputialkatarrh zusätzlich eine Präputialsekretprobe gewonnen werden. Alle Proben können bakteriologisch, virologisch und/oder parasitologisch untersucht werden.

6. Weitergehende Untersuchungsverfahren

Je nach Fragestellung und Untersuchungsergebnissen sind weitere diagnostische Untersuchungsmethoden anzuschließen:

7. Literatur

  • Baumgartner, Walter. Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere. 8., aktualisierte Auflage. Enke-Verlag, 2014.

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