Isoagglutinin
Synonyme: natürliche Antikörper, reguläre Antikörper, Isohämagglutinin
Definition
Der Begriff der Isoagglutinine oder regulären Antikörper beschreibt Antikörper, die gegen Antigen-Merkmale des AB0-Systems gerichtet sind. Sie sind meist vom IgM-, z. T. auch vom IgG-Typ. In diesem Fall spricht man auch von Isohämolysinen, da IgG-Antikörper keine Agglutination, stattdessen aber eine Hämolyse auslösen können.
Klinische Bedeutung
Isoagglutinine sind die Ursache hämolytischer Transfusionsreaktionen bei Fehltransfusionen, z.B. wenn ein Empfänger der Blutgruppe 0 irrtümlich ein Erythrozytenkonzentrat der Blutgruppe A erhält. Um dies auf jeden Fall zu verhindern, ist der AB0-Identitätstest (sog. Bedside-Test) vorgeschrieben.
Bei der Blutgruppenbestimmung werden die Isoagglutinine in der sogenannten Serumgegenprobe untersucht und zur Gegenkontrolle der AB0-Eigenschaften der Erythrozyten verwendet.
Isohämolysine sind plazentagängig und können zur Hämolyse der Erythrozyten des Kindes im Mutterleib führen. Diese ist meist mild ausgeprägt.
Hintergrund
Isoagglutinine entstehen in den ersten sechs Lebensmonaten durch Kontakt mit Antigenen bakteriellen Ursprungs, die den AB0-Antigenen gleichen. Da es sich bei den AB0-Antigenen um einfache Zuckerstrukturen handelt, sind diese in der Natur ubiquitär verbreitet. Gegen körpereigene Merkmale werden normalerweise keine Antikörper gebildet, deswegen fehlen jeweils die Antikörper, die zur eigenen Blutgruppe korrespondieren. Ein Träger der Blutgruppe A hat kein Anti-A. Da die Blutgruppe 0 kein eigenes Antigen beschreibt, sondern das Fehlen von A und B, werden keine Isoagglutinine gegen sie gebildet, d.h. es gibt kein Anti-0.
Die Blutgruppenantigene A und B sind bei Neugeborenen bei der Geburt schon nachweisbar, im Serum finden sich jedoch noch keine Isoagglutinine. Deshalb gilt die Blutgruppenbestimmung bei Säuglingen als vorläufig. Bei sehr alten Menschen und schwer Immunsupprimierten können die Isoagglutinine auch wieder verschwinden, z. B. aufgrund eines Plasmozytoms, bei dem die Produktion der normalen Immunglobuline durch das Paraprotein verdrängt wird. Dies führt dann zu Problemen bei der Blutgruppenbestimmung.
Treffen die Isoagglutinine auf die korrespondierende Blutgruppe bzw. das Antigenmerkmal gegen welches sie gerichtet sind, führen sie zu einer Verklumpung der Erythrozyten, was auch als Agglutination bezeichnet wird. Die Isoagglutinine bestimmen somit die Kompatibilität für Erythrozytentransfusionen.
Blutgruppe | Isoagglutinin | Agglutination mit Blutgruppe |
---|---|---|
A | Anti B | B & AB |
B | Anti A | A & AB |
AB | keine Isoagglutinine | |
0 | Anti A & Anti B | A, B & AB |
Da im Plasma der Blutgruppe AB keine Isoagglutinine vorhanden sind, dienen Blutspender mit dieser Blutgruppe als Universalspender für Blutplasma. Umgekehrt sind Spender mit der Blutgruppe 0 Universalspender für Erythrozytenkonzentrate.
Das bei Menschen mit dem sehr seltenen Bombay-Phänotyp auftretende Anti-H ist im Prinzip ebenfalls ein Isoagglutinin.
Isoantikörper sind eine Sonderform der Alloantikörper. "Iso-" bedeutet hierbei, die Antikörper sind gegen Antigene gerichtet, die bei Individuen derselben Spezies auftreten, dem Individuum, dass den Antikörper bildet aber fehlen. Antikörper gegen andere Blutgruppensysteme werden auch als irreguläre Antikörper bezeichnet.
siehe auch: Blutgruppenunverträglichkeit