Universalspender
Englisch: universal donor
Definition
Als Universalspender bezeichnet man eine Person mit der Blutgruppe 0 negativ. Erythrozytenkonzentrate dieser Blutgruppe können innerhalb des AB0- und Rhesus-Systems an alle anderen Blutgruppen gespendet werden. Der Begriff Universalspender wird auch im Kontext der Plasmaspende verwendet, hier gilt er für die Blutgruppe AB, da ihr Blutplasma keine Isoagglutinine Anti-A oder Anti-B enthält.
siehe auch: Universalempfänger, AB0-Kompatibilität
Hintergrund
Durch schwerwiegende Blutungen, Anämien oder eine Gerinnungsstörung benötigen Patienten regelmäßig Erythrozytenkonzentrate oder Plasmatransfusionen. Dabei muss sehr streng auf die Blutgruppenkompatibilität geachtet werden, um einen Transfusionszwischenfall zu vermeiden.
Besitzt ein Blutspender die Blutgruppe 0 und keinen Rhesusfaktor, kann dieser verschiedenen Blutgruppenkonstellationen Erythrozyten spenden. Das liegt daran, dass die Erythrozyten des Spenders keine Antigene vom Typ A oder B und auch keinen Rhesus-Faktor auf ihrer Zelloberfläche aufweisen. Die Antikörper im Empfängerplasma führen daher nicht zur Agglutination der gespendeten Erythrozyten.
Die weit verbreitete Ansicht, Erythrozytenkonzentrate (EK) der Blutgruppe O Rh-negativ seien "immer verträglich", ist allerdings ein Mythos. O-Erythrozyten werden von Trägern der anderen Blutgruppen (A, B, AB) immer vertragen, da es kein Anti-O gibt, gegen die Rhesusantigene c und e bei Rhesus-negativen Spendern kommen aber durchaus Antikörper vor. Ein Patient mit der Rhesusformel CCD.ee kann z.B. Anti-c bilden, für ihn wäre ein Rhesus-negatives ccddee-EK unverträglich. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Patientin mit unbekanntem Blutgruppenbefund auf ein Anti-D zu treffen, ist von allen irregulären Antikörpern allerdings am höchsten. Deshalb sind O Rh neg.-Produkte zu bevorzugen, ihre Verwendung ist aber nicht zwingend geboten. In den Hämotherapie-Richtlinien der Bundesärztekammer werden zur Verwendung bei unbekannten Patienten ohne vorherige Blutgruppenbestimmung auch nur noch O-EK vorgeschrieben, nicht mehr O Rh neg.-EK. Ein weiterer Vorteil bei der Verwendung Rhesus-negativer EK ist, dass der Patient nicht sensibilisiert werden und ein Anti-D bilden kann, sollte er zu den ca. 15 % Rhesus-negativen gehören.
Es gibt Versuche, gespendetes Blut der Blutgruppen A, B und AB durch chemische Verfahren in die Blutgruppe O umzuwandeln, womit alle gespendeten EK bezüglich der ABO-Blutgruppe universal verwendbar würden. Diese Technik ist jedoch noch nicht zur Anwendungsreife gelangt.
Bei Plasmaspende verhält es sich genau umgekehrt: Hier besitzen Universalspender die Blutgruppe AB. In diesem Fall liegen keine Antikörper gegen die Blutgruppen A und B vor. Antikörper gegen den Rhesusfaktor oder andere Blutgruppenantigen werden vorher aussortiert, da bei jedem Blutspender ein Antikörpersuchtest durchgeführt wird, der negativ sein muss. Dadurch kann es nicht zu einer Agglutination der Empfängererythrozyten durch das Spenderplasma kommen.
Geschichte
Ursprünglich wurde der Begriff Universalspender im Zusammenhang mit Vollblut der Blutgruppe 0 negativ verwendet. Diese Form der Bluttransfusion wird heute (2024) jedoch nicht mehr verwendet.
Ausnahme
In sehr seltenen Fällen wie der Bombay-Blutgruppe, bei der Antikörper gegen die Substanz H gebildet werden, kann lediglich Blut von Bombay-Blutgruppen-Spendern transfundiert werden. H ist die Vorläufersubstanz der Blutgruppenantigene A und B und ist bei allen Blutgruppen auf den Erythrozyten vorhanden, weitaus am stärksten bei Blutgruppe O.
Literatur
- Klinische Chemie und Hämatologie, Hallbach, 4. Auflage, Thieme Verlag