Ösophagusdivertikel (Hund)
Synonym: Speiseröhrendivertikel
Englisch: esophageal diverticulum
Definition
Als Ösophagusdivertikel bezeichnet man lokale Aussackungen (Divertikel) des Ösophagus (Speiseröhre) beim Hund.
Ätiologie
Ösophagusdivertikel können entweder erworben oder angeboren sein. Anhand der Pathogenese entscheidet man zwischen den häufigeren, durch Wandschwächung und erhöhten Druck im Lumen entstehenden Pulsionsdivertikeln und den durch Zug von außen, z.B. aufgrund Verklebungen mit der Umgebung entstehenden Traktionsdivertikeln. Manche Ösophagusdivertikel befinden sich auch unmittelbar vor einer Ösophagusstriktur oder bilden sich im Zusammenhang mit einem Megaösophagus.
In den Aussackungen sammeln sich oftmals Nahrungsreste sowie Fremdkörper, sodass Schleimhautentzündungen (Ösophagitis) häufig die Folge sind.
Klinik
Kleine Ösophagusdivertikel bleiben meist unbemerkt (asymptomatisch). Große Divertikel hingegen stören die Ösophagusmotilität und verursachen eine Pseudoobstruktion. Die Symptome ähneln jenen einer Fremdkörperobstruktion oder einer Ösophagusstriktur. Zusätzlich fällt den Tierbesitzern auf, dass die Hunde vermehrt an üblem Mundgeruch (Foetor ex ore) leiden.
Diagnose
Anamnese und klinische Untersuchung geben erste Hinweise auf die Erkrankung. Eine anschließend durchgeführte Röntgenstudie der gesamten Hals- und Thoraxregion kann die Verdachtsdiagnose bestätigen. Die Röntgenbilder zeigen eine lokale, teils kranial, teils kaudal des Herzschattens gelegene, weichteildichte Verbreiterung des Ösophagus.
Um zwischen einem Divertikel mit Futter und einer Masse (Granulom, Neoplasie) oder einem chronischen Fremdkörper unterscheiden zu können, muss eine Kontraststudie (Barium oder Iod) durchgeführt werden.
Eine anschließende Endoskopie des Ösophagus bestätigt die Diagnose, gibt Aufschluss über mögliche Ursachen und ermöglicht eine Beurteilung der Schleimhaut.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind v.a. Ösophagusfremdkörper, Ösophagusstrikturen, Neoplasien und ein segmentaler Megaösophagus auszuschließen.
Therapie
Kleine Divertikel benötigen nicht zwingend eine Therapie. Kommt es jedoch zu klinischen Symptomen, sollten die Ursachen (z.B. Striktur, Obstruktion) behandelt werden. Wird konservativ keine Besserung erzielt, ist eine chirurgische Intervention notwendig, da medikamentöse und diätetische Maßnahmen in diesem Fall wenig erfolgsversprechend sind.
Prognose
Lässt sich die Ursache behandeln, ist die Prognose günstig.
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
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