Aldosteron
Englisch: aldosterone
Definition
Aldosteron ist ein Kortikosteroid, das in der Zona glomerulosa der Nebennierenrinde gebildet wird. Es zählt zu den Mineralkortikoiden und gehört der großen Gruppe der Steroidhormone an.
Funktion
Nieren
Aldosteron bewirkt eine gesteigerte Rückresorption von Natrium und Wasser in den Verbindungstubuli und in den Sammelrohren der Niere. In der Folge steigen das Blutvolumen und der Blutdruck. Die Änderung des Volumens ist eine träge, d.h. langsame Anpassung des Blutdrucks.
Herz
Über eine direkte Wirkung auf Kardiomyozyten begünstigt Aldosteron (ähnlich wie Angiotensin II) das ventrikuläre Remodeling. Der resultierende Umbau des Ventrikelmyokards manifestiert sich im Verlauf durch eine Dilatation und Hypertrophie der Ventrikel und führt zu einer Kardiomegalie. Zusätzlich kommt es zur Fibrosierung, Apoptose und Nekroptose von Myokardzellen. Diese Vorgänge bezeichnet man auch als maladaptive Kompensation bei reduziertem Herzminutenvolumen.
Weitere Organe
Ebenso wie in der Niere vermittelt Aldosteron auch im Dickdarm sowie in Schweiß- und Speicheldrüsen die Rückresorption von Natrium und Wasser.[1]
Synthese
Die Synthese des Aldosterons findet in der Zona glomerulosa der Nebennierenrinde statt. Aus Cholesterin wird über die Zwischenstufe Pregnenolon durch Oxidation das Progesteron gebildet. Durch weitere Hydroxylierungen entstehen 11-Desoxycorticosteron und anschließend 18-Hydroxycorticosteron. Aus letzterem entsteht durch Oxidation das fertige Aldosteron.
Regulation
Die Sekretion des Aldosterons wird durch eine Reihe von Einflüssen reguliert:
- Im Rahmen des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) wird durch Wirkung des Angiotensin II die Aldosteronsekretion gesteigert. Angiotensin II wird vermehrt gebildet bei Natriummangel, Hypovolämie und Abfall der Nierendurchblutung.
- Hyperkaliämie führt direkt zu einer vermehrten Aldosteronsekretion: Über konstitutiv aktive Kaliumkanäle kommt es zur Depolarisation und Aktivierung von spannungsabhängigen Calciumkanälen. Dies führt zur Aktivierung von Calcium-Calmodulin-abhängigen Kinasen, die Transkriptionsfaktoren für die Enzyme der Aldosteronsynthese phosphorylieren und somit aktivieren.
- ACTH hat einen fördernden Einfluss auf die Aldosteronsekretion, der allerdings durch die Nieren und das RAAS moduliert wird. ACTH-abhängig unterliegt die Sekretion von Aldosteron tageszeitlichen (dem Cortisol synchronen) Schwankungen.
Weiterhin hemmen das atriale natriuretische Peptid (ANP) sowie Dopamin die Ausschüttung.
Biokinetik
Die durchschnittliche Tagesmenge des sezernierten Aldosterons liegt bei 45-200 μg/d. Die Halbwertszeit im Plasma liegt bei ca. 30 Minuten, über 60 % des Aldosterons ist im Blut an Plasmaproteine gebunden. Die Ausscheidung des Aldosterons erfolgt nach Biotransformation in der Leber hauptsächlich als C3- und C18-Glucuronid.
Wirkmechanismus
Aldosteron stimuliert über einen intrazellulären Rezeptor (Mineralkortikoidrezeptor) der Tubulus- und Sammelrohrzellen die Expression
- luminaler Na+- (ENaC) und K+-Kanäle (ROMK) und
- basolateraler Natrium-Kalium-ATPasen.
Durch Aktivierung des Mineralkortikoidrezeptors kommt es zu einer erhöhten Expression der Serin/Threonin-Proteinkinase SGK1. Diese Kinase sorgt dafür, dass die Ubiquitinligase NEDD4-2 phosphoryliert und damit inaktiviert wird. Daraus ergibt sich eine verminderte Ubiquitinierung des ENaC, des ROMK und der Natrium-Kalium-ATPase, welche diese Moleküle vor einem Abbau schützt.
Zusätzlich induziert Aldosteron den Thiazid-sensitiven Cotransporter, einen sekundär aktiven Na+-Cl--Transporter im distalen Nierentubulus. Das steigert die Rückresorption von Natrium, dem aufgrund des osmotischen Effektes Wasser folgt. Dadurch nimmt das Extrazellulärvolumen zu und der Blutdruck steigt. Gleichzeitig wird die Ausscheidung von Kalium und Protonen gefördert.
Klinik
Hyperaldosteronismus
Im Falle einer Übersekretion von Aldosteron spricht man von einem Hyperaldosteronismus. Man unterscheidet zwischen:
- primärem Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom)
- sekundärem Hyperaldosteronismus (z.B. bei Leberzirrhose, Herzinsuffizienz)
Hypoaldosteronismus
Als Hypoaldosteronismus bezeichnet man eine pathologisch verminderte Aldosteronsekretion. Man differenziert zwischen:
- primärem Hypoaldosteronismus bei Nebennierenrindeninsuffizienz, z.B. im Rahmen eines adrenogenitalen Syndroms, eines Morbus Addison oder bei Tuberkulose
- sekundärem Hypoaldosteronismus: bei Hypophyseninsuffizienz (z.B. durch Bestrahlung, Hypophysentumore oder im Rahmen eines Sheehan-Syndroms)
Labormedizin
Bei Verdacht auf einen primären oder sekundären Hyperaldosteronismus oder einen Mineralokortikoidmangel kann einerseits das Serum-Aldosteron oder andererseits Aldosteron im 24-Stunden-Sammelurin bestimmt werden.
Pharmakologie
Fludrocortison stellt ein synthetisch hergestelltes Derivat von Aldosteron dar.
Aldosteron-Antagonisten (Spironolacton, Canrenon, Eplerenon) zählen zur Gruppe der kaliumsparenden Diuretika und werden z.B. bei primärem oder sekundärem Hyperaldosteronismus eingesetzt.
Quellen
- ↑ Freissmuth et al. Pharmakologie und Toxikologie. Springer Publishing, 2016