Spannungspneumothorax
Synonym: Ventilpneumothorax
Englisch: tension pneumothorax
Definition
Der Spannungspneumothorax ist eine akut lebensbedrohende Notfallsituation, die im Rahmen eines Pneumothorax auftreten kann. Durch einen Ventilmechanismus strömt immer mehr Luft in den Pleuraspalt ein, sodass es zur lebensgefährlichen Kompression der Thoraxorgane kommt.
Pathogenese
Bei einem Pneumothorax gelangt durch eine Verletzung der Pleura Luft in den Pleuraspalt. In manchen Fällen verhält sich die Pleuraverletzung wie ein Ventil und lässt Luft nur in eine Richtung strömen. Dann ist während der Inspiration ein Einstrom möglich, ohne dass dem ein Rückstrom in der Exspirationsphase entgegensteht. Dadurch gelangt bei jedem Atemzug (z.B. auch bei Überdruckbeatmung) mehr Luft in den Pleuraspalt und es kommt zu einer Kompression der Thoraxorgane. In der Folge werden insbesondere die obere und untere Hohlvene (Vena cava) komprimiert und so der venöse Rückfluss zum Herzen unterbunden, was zu einem Kreislaufversagen führt.
Klinik
Zusätzlich zu den Symptomen, die beim "einfachen" Pneumothorax auftreten, kommt es beim Spannungspneumothorax zu:
- Tachykardie
- zunehmender Dyspnoe und Tachypnoe
- Blutdruckabfall
- atemunabhängigem Thoraxschmerz
- Zyanose
- Hypoxie
- Schock
- Angst, Panik, Unruhe
Wegweisend für die Diagnose können auch sichtbar gestaute Halsvenen (Vena jugularis externa) sein, die durch die Verlegung der oberen Hohlvene entstehen.
Bildgebung
Spannungspneumothorax rechts mit geringer Mediastinalverlagerung nach links.
Spannungspneumothorax rechts mit geringer Mediastinalverlagerung nach links.
Differentialdiagnose
Das Erscheinungsbild eines Spannungspneumothorax ähnelt dem einer Herzbeuteltamponade. Klinisch bestehen folgende Unterschiede:
Parameter | Spannungspneumothorax | Herzbeuteltamponade |
---|---|---|
Atemgeräusch | Einseitig aufgehoben | Beidseits vorhanden |
Perkussion | hypersonor | normal |
Puls | Tachykardie | Pulsus paradoxus |
Trachea | verschoben | in der Mittellinie |
Therapie
Der Spannungspneumothorax erfordert schnelles Handeln durch den behandelnden Arzt. Die lebensrettende Sofortmaßnahme ist die Anlage einer Thoraxdrainage auf der vorderen Axillarlinie im 4. ICR (nach "Bülau") oder medioclavicular im 2. ICR (nach "Monaldi"), wobei von letzterer aufgrund der geringen Erfolgsrate zunehmend abgeraten wird. Die Thoraxdrainage kann notfallmäßig auch mit einem Trokar erfolgen – vorrangig ist die Erhaltung des Lebens.
Initial wird häufig eine Dekompression mittels großlumiger Hohlnadel mit einem Rückschlagventil durchgeführt.
um diese Funktion zu nutzen.