Toxoplasmose (Schwein)
Synonym: Toxoplasma-Infektion des Schweines
Definition
Die Toxoplasmose des Schweines ist eine durch Toxoplasma gondii verursachte Parasitose beim Schwein.
Erreger
Die Toxoplasmose wird durch Toxoplasma gondii verursacht. Nach der oralen Aufnahme von Zysten oder Oozysten findet eine rasche intrazelluläre Vermehrung von Tachyzoiten durch Endodyogenie in allen Organen (nach Parasitämie) statt.
Nach etwa 8 Tagen p.i. bilden sich - v.a. in der Muskulatur und im Gehirn - reaktionslos im Gewebe liegende, mehrere Tausend Brachyzoiten (Zystozoiten) enthaltende Zysten. Demzufolge bleiben einmal infizierte Schweine zeitlebens Parasitenträger.
Vorkommen
Latente Toxoplasmosen treten bei Schweinen auf der ganzen Welt auf, wobei Sauen häufiger infiziert sind als Mastschweine. Geschlossen gehaltene Schweineställe, deren Futter auch nicht mit Katzenkot in Kontakt kommen kann, sind oftmals frei von Toxoplasma gondii.
In Deutschland konnte der Erreger im Zuge einer Studie aus 6 bis 12 % der untersuchten Schweinefleischproben isoliert werden. Serologisch sind 7,1 bis 52 % der Bestände Toxoplasma-positiv. In den letzten Jahren kann jedoch in mehreren Ländern (bei Mastschweinen) ein signifikanter Rückgang der Prävalenz beobachtet werden.
Epidemiologie
Die Infektion erfolgt durch die Aufnahme von zystenhaltigen Fleischabfällen oder Nagern sowie durch Kontakt mit sporulierten Oozysten aus der Umwelt. So reicht die Aufnahme einer einzigen Oozyste zur Infektion aus.
Im Zuge der Parasitämiephase kommt es selten auch zu intrauterinen Infektionen mit Aborten. Eine Erregerübertragung durch die Muttermilch wurde beim Schwein bisher nicht nachgewiesen. Die Prävalenz hängt deutlich vom Haltungssystem ab: das gleichzeitige Vorhandensein von Katzen und Nagern im Stall sowie Erdkontakt (Auslaufställe) erhöhen das Infektionsrisiko um ein Vielfaches.
Pathologie
Im Zuge der Sektion an akuter Toxoplasmose verstorbener Schweine können oftmals vergrößerte Lymphknoten, Aszites und Hydrothorax festgestellt werden. Im histologischen Schnittbild erkennt man eine desquamative und interstitielle Pneumonie, eine nicht eitrige Meningoenzephalitis sowie multifokale Nekroseherde mit mononukleären Zellinfiltraten in Leber, Nebennieren und lymphatischen Organen.
Tachyzoiten können sowohl histologisch als auch immunhistochemisch nachgewiesen werden.
Klinik
Experimentell infizierte Schweine zeigen einen variablen Erkrankungsverlauf. Vorherrschende Symptome sind Fieber, Anorexie, Apathie, Augenausfluss, Husten, Dyspnoe, Diarrhö und Zyanose. Aborte sowie Todesfälle können auftreten, sind jedoch selten. Der Infektionsverlauf ist vom Alter der Wirte, der Viruelnz der Stämme und der Infektionsdosis abhängig.
Die Toxoplasmose verläuft beim Schwein unter natürlichen Bedingungen meist symptomlos. Spontane Krankheitsausbrüche können bei Tiere aller Altersklassen auftreten.
Diagnose
Latente Infektionen können mit einem modifizierten Agglutinationstest (MAT) mit formalinisierten Tachyzoiten als Antigenen, aber auch mit ELISA und Western-Blot nachgewiesen werden. Akute Toxoplasmosen können auch durch zirkulierende Antigene oder DNA bestätigt werden.
Therapie
Akute Erkrankungen können versuchsweise mit hohen Dosen potenzierter Sulfonamide oder Toltrazuril über mehrere Tage hinweg behandelt werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Zysten therapeutisch nicht beinflussbar sind.
Prophylaxe
Schweineställe sowie deren Futterlagerräume sollten frei von Katzen und Nagern sein. Gleichzeitig sollten Küchenabfälle nicht an Schweine verfüttert werden.
Bedeutung für den Menschen
Alle zum menschlichen Verzehr geeigneten Teile des Schweinekörpers können theoretisch Zysten von Toxoplasma gondii enthalten. Dabei können auch Genotypen - die bei menschlichen Erkrankungsfällen gefunden wurden - vertreten sein. Toxoplasma-Zysten überstehen die Zeitspanne, die zwischen Schlachtung und Verbrauch liegt, unbeschadet. Aufgrund dessen ist rohes Schweinefleisch eine bedeutende Ansteckungsquelle für den Menschen.
Durch Weiterverarbeitung der Fleischprodukte (z.B. Pökelung, Kochen, usw.) werden die Zysten abgetötet. Zwar können durch Tiefkühlung zystenhaltige Schlachtprodukte weitgehend keimfrei gemacht werden, jedoch nur nach länger andauernder Kühlung bei -20 °C.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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