Tollwut (Wiederkäuer)
Synonyme: Wutkrankheit, Rabies, Lyssa
Englisch: rabies
Definition
Die Tollwut der Wiederkäuer ist eine durch das Lyssavirus hervorgerufene Infektionskrankheit.
Ätiopathogenese
Das Lyssavirus ist ein RNA-Virus und zählt zur Familie der Rhabdoviridae. Die Übertragung erfolgt mittels Biss, wobei dieser meist durch Füchse, aber unter anderem auch durch Hunde, Katzen oder Fledermäuse erfolgt. Die Inkubationszeit ist sehr variabel und beträgt etwa 10 Tage bis 6 Monate.
Nach Übertragung durch einen Biss findet eine lokale Vermehrung des Virus an der Eintrittsstelle statt. Anschließend folgt eine Ausbreitung des Erregers entlang der Neuronen bis ins Gehirn, wo es zur Ausbildung einer nicht-eitrigen Enzephalitis kommt. Über die Hirnnerven gelangt das Virus später in die Speicheldrüsen, in olfaktorische Zellen und in die Geschmacksknospen. Der Speichel ist bereits vor dem Auftreten der klinischen Symptome infektiös.
Epidemiologie
Tollwut tritt mit Ausnahme von wenigen Ländern weltweit auf. Deutschland und Österreich gelten jedoch seit einigen Jahren als Tollwut-frei. Von den Wiederkäuern ist das Rind am häufigsten betroffen.
Klinik
Die Tollwut-Erkrankung ist durch ein sehr variables Krankheitsbild gekennzeichnet. Es können verschiedenste Symptome auftreten, unter anderem:
- Anorexie und/oder abnormer Appetit
- erhöhte sexuelle Erregbarkeit
- Juckreiz
- Aggressivität und vermehrter Speichelfluss
- Tenesmen
- Dysphagie
Bei der sogenannten "stillen Wut" (vorwiegender Befall des Rückenmarkes) überwiegen Symptome wie Trippeln und Überköten und es kommt zu aufsteigenden Lähmungen der Extremitäten.
Diagnostik
Eine sichere ante-mortem-Diagnostik ist nicht möglich, jedoch kann anhand der klinischen Symptome oft eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Verdächtige Tiere dürfen (insbesondere im Maulbereich) nur mit entsprechender Vorsicht untersucht werden.
Post mortem kann die Diagnose unter anderem durch einen Immunfluoreszenztest mit Gewebe aus bestimmten Gehirnabschnitten (z.B. Stammhirn, Kleinhirn und Ammonshorn) bestätigt werden.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen müssen vor allem Listeriose, Schlundverstopfung, Vergiftungen, Tetanus, Abszesse oder Neoplasien in Betracht gezogen werden.
Therapie
Bei Verdacht auf Tollwut ist eine Behandlung untersagt, wobei auch keine erfolgversprechenden Therapiemöglichkeiten existieren. Die Erkrankung verläuft stets progressiv. Der Tod tritt in der Regel spätestens 10 Tage nach Beginn der klinischen Symptome ein.
Tollwut-erkrankte oder verdächtige Nutztiere dürfen nicht geschlachtet und verwertet werden.
Prophylaxe
Die notwendige Prophylaxe ist von der epidemiologischen Situation des jeweiligen Landes abhängig. Es stehen Impfstoffe zur Verfügung, die in manchen Ländern für Rinder auf waldnahen Weiden empfohlen werden.
Rechtliches
In vielen Ländern (u.a. Deutschland und Österreich) handelt es sich um eine anzeigepflichtige Erkrankung.
Quellen
- LMU München. Rinderskript (aufgerufen am 28.07.2021)
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
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