Lungenperkussion
Synonym: Thoraxperkussion
Englisch: chest percussion
Definition
Unter der Lungenperkussion versteht man die Untersuchung des Thorax durch das Beklopfen des dorsalen Brustkorbes mit den Fingern (Perkussion). Die Interpretation des entstehenden Klopfschalles ermöglicht die Bestimmung der Lungenausdehnung sowie die Lokalisation von pathologischen Veränderungen der Lunge und des Pleuraspaltes.
Die Thoraxperkussion ist neben der Inspektion, Auskultation und Palpation des Thorax Teil der körperlichen Untersuchung.
Durchführung
Die Untersuchung wird am sitzenden Patienten mit freiliegendem Oberkörper durchgeführt. Man perkutiert den Thorax indirekt (Finger-Finger-Perkussion), indem man die nicht-dominante Hand flach auf die Haut am oberen Rücken des Patienten auflegt und mit dem Mittelfinger der dominanten Hand locker aus dem Handgelenk auf den aufgelegten Finger (Plessimeter) klopft. So wird der gesamte rückseitige, thorakale Hautbereich von kranial nach kaudal abgeklopft.
Anschließend werden die kaudalen Lungengrenzen hinsichtlich ihrer Atemverschieblichkeit geprüft: man ermittelt den Übergang vom sonoren Klopfschall der Lunge zum gedämpften Klopfschall der benachbarten parenchymatösen Organe zunächst in Exspirationsstellung und anschließend bei maximaler Inspiration. Dafür sind dem Patienten entsprechende klare Anweisungen zu geben.
Die Perkussion sollte immer im Seitenvergleich erfolgen.
Interpretation
Normalbefund
Als Normalbefund hört man einen sonoren Klopfschall auf beiden Seiten über der Lunge. Der Übergang vom sonoren zum gedämpften Klopfschall befindet sich in etwa auf der Höhe des 12. Thorakalsegments. In der Regel liegt die Lungengrenze rechtsseitig etwa 1 cm höher als links, da sie dort von der Leber "angehoben" wird. Eine symmetrische Atemverschieblichkeit der Lungengrenzen von ca. 5 bis 6 cm (ca. 2 bis 3 Querfinger) ist normal.
Pathologischer Befund
Ein hyposonorer, also gedämpfter Klopfschall über der Lunge tritt im Falle von pulmonalen Flüssigkeitsansammlungen, beispielsweise bei einem Pleuraerguss oder durch entzündliches Exsudat bei einer Pneumonie auf. Auch pulmonale Raumforderungen, wie z.B. ein Bronchialkarzinom, können einen hyposonoren Klopfschall verursachen, wenn sie ausreichend groß und maximal 5 cm unter der Thoraxoberfläche lokalisiert sind.
Ein hypersonorer, also ein lauter und hohler Klopfschall ist ein Hinweis auf einen erhöhten Luftgehalt der Brusthöhle bzw. der Lunge. Dies ist beispielsweise bei obstruktiven Atemwegserkrankungen (Lungenemphysem, Asthma bronchiale, COPD) oder bei einem Pneumothorax der Fall.
Eine Überlagerung durch eine geblähte Magenblase oder Darmschlingen führt zu einem tympanitischen Klopfschall.
Eine reduzierte bzw. aufgehobene Atemverschieblichkeit der Lunge tritt u.a. bei einer Lungenfibrose oder einem Lungenemphysem auf. Eine Asymmetrie der Lungengrenzen zeigt sich z.B. bei malignen Prozessen, Atelektasen oder bei einem Zwerchfellhochstand.
HowTo-Video
Literatur
- Pjontek et al.: Heidelberger Standarduntersuchung, 2. Auflage, HeiCuMed, 2013
- Gahl et al.: Auskultation und Perkussion, Thieme Verlag, 2009
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