Survivin
Synonyme: BIRC5, API4
Definition
Survivin ist ein kleines Protein aus der Familie der Apoptoseinhibtoren (IAPs), das eine zentrale Rolle bei der Regulation der Zellteilung und des Zellüberlebens spielt. Es wird insbesondere in embryonalen Geweben und in verschiedenen Tumorarten stark exprimiert. Aufgrund seiner multifunktionalen Eigenschaften wird Survivin intensiv als therapeutisches Ziel in der Krebsforschung untersucht.
Genetik
Survivin wird durch das BIRC5-Gen kodiert, das sich auf Chromosom 17 an Genlokus 17q25 befindet. Es gibt verschiedene Varianten des Proteins, die durch alternatives Spleißen entstehen und teilweise unterschiedliche Funktionen haben.
Die Genexpression wird durch diverse Transkriptionsfaktoren reguliert, darunter HIF-1 und E2F, wodurch BIRC5 sowohl während der Zellproliferation als auch unter hypoxischen Bedingungen aktiviert wird.
Biochemie
Survivin hat eine Länge von 142 Aminosäuren und ein Molekulargewicht von 16,5 kDa. An seinem N-Terminus verfügt es über eine BIR-Domäne, am C-Terminus findet sich eine verlängerte α-Helix.
Funktion
Survivin ist ein multifunktionales Protein, das unter anderem für den korrekten Ablauf der Mitose verantwortlich ist. Es ist Teil des Chromosomenpassagier-Komplexes (CPC), der die ordnungsgemäße Chromosomenausrichtung und -trennung während der Zellteilung gewährleistet. In diesem Kontext bindet Survivin an andere Proteine wie Aurora-B-Kinase und Borealin, um die Spindel-Mikrotubuli zu stabilisieren.
Als Mitglied der IAP-Familie hemmt Survivin apoptotische Prozesse, indem es Caspasen (z.B. Caspase-3 und -7) direkt oder indirekt blockiert. Darüber hinaus wirkt Survivin als Vermittler für die DNA-Reparatur und unterstützt die zelluläre Stressantwort, insbesondere bei oxidativem Stress.
Klinik
Survivin ist in maligne entarteten Geweben häufig überexprimiert und korreliert oft mit einer schlechteren Prognose und einer erhöhten Resistenz gegenüber Chemo- und Strahlentherapie. Diese Überexpression fördert nicht nur die unkontrollierte Zellteilung, sondern schützt Tumorzellen auch vor dem programmierten Zelltod. Das Protein könnte deshalb als Biomarker in der Tumordiagnostik und zur Prognoseabschätzung dienen. Seine Expression kann immunhistochemisch oder mittels PCR nachgewiesen werden. Ein erhöhter Serumspiegel oder die Detektion in zirkulierenden Tumorzellen wird ebenfalls als potenzieller Indikator für maligne Erkrankungen erforscht. Darüber hinaus kann Survivin beispielsweise im Rahmen chronischer Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen nachgewiesen werden.
Aufgrund seiner selektiven Expression in Tumorzellen gilt Survivin als potentielles Ziel für die Krebsbehandlung. Bisher (2025) konnte jedoch noch kein vielversprechender Therapieansatz entwickelt werden.
Literatur
- Wheatley und Altieri. Survivin at a glance. Journal of Cell Science, 132(7), jcs223826. 2019
- Duffy et al. Survivin: A promising tumor biomarker. Cancer Letters, 249(1), 49–60. 2007
- Kellyet al. Impacting tumor cell-fate by targeting the inhibitor of apoptosis protein survivin. Molecular Cancer, 10(1), 35. 2011
- Altieri. Survivin, versatile modulation of cell division and apoptosis in cancer. Nature Reviews Cancer, 3(1), 46–54. 2003