Subclavian-Crush-Syndrom
Englisch: subclavian crush syndrome
Definition
Das Subclavian-Crush-Syndrom ist eine Komplikation nach der Implantation von Herzschrittmachern oder ICD-Systemen. Dabei kommt es zu einer mechanischen Schädigung der Sonden durch eine Kompression zwischen der Clavicula und der ersten Rippe.
Hintergrund
Die Vena subclavia wird häufig als Zugangsweg zur Implantation von Schrittmacher- oder ICD-Elektroden genutzt. Beim Durchtritt zwischen Clavicula und erster Rippe (Costa I) liegt sie in unmittelbarer Nähe zu weiteren Gefäßen, Nerven und knöchernen Strukturen, wodurch an dieser Engstelle mechanische Belastungen auf die Elektroden einwirken. Wiederholte Arm- und Schulterbewegungen führen zu einer Beanspruchung des Materials, was langfristig Isolationsdefekte, Kabelbrüche oder Leitungsunterbrechungen begünstigt. Besonders gefährdet ist der subklavikuläre Zugang, während bei einem Zugang über die Vena axillaris oder die Vena cephalica das Risiko geringer ist.
Das Subclavian-Crush-Syndrom wurde erstmals in den 1970er-Jahren beschrieben und gilt als späte Komplikation nach Device-Implantation.
Klinik
Das Syndrom bleibt häufig zunächst asymptomatisch. Typische klinische Manifestationen ergeben sich aus der Fehlfunktion des Schrittmachers oder ICDs:
- Schrittmacherversagen mit Bradykardie, Schwindel, Synkopen
- Fehlstimuli, Oversensing oder unangemessene ICD-Schocks
- Wechselnde Schrittmacherimpedanzen oder intermittierende Funktionsverluste
In der Verlaufsbeobachtung kann eine plötzliche Impedanzveränderung oder Stimulationseffizienzstörung ein erster Hinweis sein.
Therapie
Die Behandlung besteht in der Revision des betroffenen Systems. Die beschädigte Elektrode wird entfernt und über einen alternativen Zugang, meist die Vena axillaris oder Vena cephalica, neu implantiert, um die Engstelle zwischen Clavicula und erster Rippe zu vermeiden. In seltenen Fällen kann eine chirurgische Dekompression erforderlich sein. Zur Prävention wird bevorzugt der axilläre Zugang unter Ultraschallkontrolle gewählt, da er das Risiko eines Subclavian-Crush-Syndroms deutlich senkt.
Literatur
- Fröhlig et al., Herzschrittmacher- und Defibrillator-Therapie, 1. Aufl., Georg Thieme Verlag, 2006
- Roelke et al., Subclavian crush syndrome complicating transvenous cardioverter defibrillator systems, Pacing Clin Electrophysiol, 1995
- Said et al., Possible complications of subclavian crush syndrome, Neth Heart J, 2005