Rotlauf (Schwein)
Synonym: Schweinerotlauf
Englisch: swine erysipelas, erysipelas
Definition
Beim Schweinerotlauf handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Erysipelothrix hervorgerufen wird. Der Erreger Erysipelothrix rhusiopathiae hat ein breites Wirtsspektrum. Neben verschiedenen Tierarten (u.a. Schaf, Vögel, Rind, Pferd, Robben, Delphine) ist auch der Mensch empfänglich. Es handelt sich also um eine Zoonose.
Beim Menschen heißt die Erkrankung Erysipeloid.
Erreger
Zur Gattung Erysipelothrix gehören die Spezies Erysipelothrix rhusiopathiae und Erysipelothrix tonsillarum. Erysipelothrix rhusiopathiae ist der Erreger des Schweinerotlaufs. Erysipelothrix tonsillarum ist hingegen für Schweine apathogen. Es handelt sich um grampositive, unbewegliche, unter aeroben und fakultativ anaeroben Bedingungen wachsende Stäbchen, die 0,2 - 0,4 x 0,8 - 2,5 μm groß sind.
Von Erysipelothrix rhusiopathiae existieren verschiedene Serovare, die sich in ihrer Pathogenität und Virulenz unterscheiden.
Die Tenazität des Erregers ist hoch. Er kann unter günstigen Bedingungen (alkalisches Milieu, niedrige Temperaturen) in der Umwelt (in Gewässern und Abwässern, im Erdboden) mehrere Monate überleben. Zu beachten ist außerdem die Fähigkeit des Erregers, in gepökelten und geräucherten Fleischerzeugnissen zu überleben.
Epizootiologie
Schweine bilden das Hauptreservoir des Erregers. Außerdem persistiert der Erreger in der Umwelt in zahlreichen verschiedenen anderen Tierarten.
Die Ansteckung kann oral, konjunktival bzw. perkutan (z.B. durch Läsionen der Haut) erfolgen. Erkrankte Tiere scheiden den Erreger in großen Mengen über Harn, Kot und Sekrete aus. Der Mensch ist relativ unempfindlich gegen Infektionen mit Schweinerotlauf. Die Ansteckung erfolgt hier über den Umgang mit infizierten Tieren oder ihren Erzeugnissen. Gefährdet sind v.a. berufsmäßig exponierte Personengruppen wie Tierärzte oder Beschäftigte in der Lebensmittelindustrie und Tierhaltung.
Klinik
Es handelt sich um eine Faktorenkrankheit. Je nach Serovar sowie den Umweltbedingungen des Individuums kann die Krankheit perakut, akut oder chronisch verlaufen.
Perakuter Verlauf
Es kommt zu einer Septikämie mit schweren Allgemeinsymptomen wie hohem Fieber mit Temperaturen bis zu 42 °C. Häufig sind Zyanosen im Bereich der Ohren und an anderen Körperstellen mit dünner Haut sichtbar. Hohe Mortalität und Tod der erkrankten Tiere innerhalb von Stunden. Die perakute Form wird auch als weißer Rotlauf bezeichnet, da es schon vor Ausprägung der Backsteinblattern (s.u.) zum Tod kommt. Perakute Verläufe werden in der Regel durch die Serovar 1a verursacht.
Akuter Verlauf
Pathognomonisch für den Schweinerotlauf sind die sogenannten Backsteinblattern. Es handelt sich um gerötete, hervortretende, meist rechteckig geformte Hautareale im Größenbereich von mehreren Zentimetern. Sie entstehen durch die Organmanifestation des Erregers in der Haut. Bei schweren Fällen können diese Areale dunkelrot sein und es kann zu einer Nekrose der Akren (Extremitäten, Ohren, Schwanz) kommen. Außerdem kommt es meist zu Fieber über 40 °C, was bei tragenden Sauen zu Aborten führen kann.
Chronischer Verlauf
Chronischer Rotlauf kann zu Arthritis, Endokarditis und Hautnekrosen führen. Charakteristisch sind die blumenkohlartigen Auflagerungen auf den Atrioventrikularklappen. Chronische Rotlauferkrankungen führen häufig zum Kümmern.
Differentialdiagnosen
Grundsätzlich sind alle fieberhaften Allgemeinerkrankungen ohne spezifische Symptome beim Schwein rotlaufverdächtig. Das Auftreten der Backsteinblattern ist pathognomonisch für akuten Rotlauf.
Therapie
Akute Fälle werden mit parenteraler Gabe von Penicillin (10.000 - 20.000 IE pro kgKG) behandelt. Tiere, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, wie z.B. Tiere in der angrenzenden Box, sollten ebenfalls antibiotisch behandelt werden. Außer Penicillin werden Antiphlogistika gegeben.
Prophylaxe
Der Immunprophylaxe kommt aufgrund der hohen Tenazität und Verbreitung des Erregers eine wichtige Rolle zu. Es stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Eine Impfung sollte mit inaktivierten Vakzinen ab der 12. Lebenswoche erfolgen, da die Tiere über noch über maternale Antikörper verfügen. Lebende Impfstoffe können ab einem Alter von 6 Wochen verwendet werden. Die Auffrischungsimpfung erfolgt dann meist zwei mal jährlich, je nach Produktionsschema.
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