Synonyme: CHr, Ret-He, Ret-Hb
Als Retikulozytenhämoglobin bezeichnet man den Hämoglobingehalt der Retikulozyten, d.h. die durchschnittliche Menge an Hämoglobin pro einzelnem Retikulozyten, gemessen in pg oder fmol.
Es existieren, je nach Hersteller des Analysegeräts, unterschiedliche Bezeichnungen für das Retikulozytenhämoglobin. Die Firma Siemens benutzt z.B. den Namen CHr, die Firma Sysmex den Namen Ret-He. Um solche industriell geprägten Ausdrücke zu vermeiden, könnte man, analog zum Hämoglobingehalt der Erythrozyten (MCH, "mean corpuscular hemoglobin") den Begriff MRH ("mean reticulocyte hemoglobin") verwenden.
Heute übliche, höherwertige Hämatologiegeräte zählen die Zellen des Blutbildes mit Hilfe der Durchflusszytometrie. Die Retikulozyten können hierbei durch RNA-Farbstoffe Fluoreszenz-markiert und separat ausgewertet werden. Der Hämoglobingehalt wird dabei aus der Fluoreszenzintensität und der Lichtstreuung der Einzelpartikel ermittelt und als Verteilungskurve ausgegeben. Der MRH ist der Mittelwert der Einzelmessungen.
siehe auch: Retikulozytenzahl, Retikulozytenreifeindex
Der genaue Wert ist abhängig vom jeweiligen Messverfahren.
Das Retikulozytenhämoglobin ist ein früher Marker eines funktionellen Eisenmangels. Es wird deshalb im Rahmen der Diagnostik von Eisenmangelanämien bestimmt. Es erlaubt eine relativ zeitnahe Betrachtung des Eisenmangels, da die Reifungszeit der Retikulozyten nur wenige Tage beträgt und sie nur 1-3 Tage im peripheren Blut zirkulieren.
Eine plötzlich auftretende Änderung der Eisenversorgung, z.B. die Erschöpfung des Eisenspeichers durch eine Blutung, wird am Retikulozytenhämoglobin schon nach 48-72 Stunden sichtbar. Demgegenüber reagiert die Erythrozytenpopulation mit einer durschschnittlichen Überlebenszeit von 120 Tagen stark verzögert. Umgekehrt normalisiert sich der MRH-Wert nach einer effektiven Eisensubstitution sofort, während die Erythrozyten noch mehrere Wochen mikrozytär und hypochrom bleiben. Im steady state sind MCH und MRH annähernd gleich hoch.
Das Retikulozytenhämoglobin ist kein Akute-Phase-Protein wie z.B. das Serum-Ferritin d.h. es wird von Entzündungen nicht beeinflusst. Der Parameter gehört zum Schema der Anämiediagnostik nach Thomas. [1]
Erniedrigt bei:
Tags: Anämie, Anämiediagnostik, Blutbild, Eisenmangel, Eisenstoffwechsel, Erythropoese, Laborparameter, Retikulozyt
Fachgebiete: Hämatologie, Labormedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 24. Januar 2020 um 00:27 Uhr bearbeitet.
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