Pyrvinium
Handelsname: Molevac®
Synonyme: Vipryniumemboat, Pyrviniumemboat, Pyrviniumhemiembonat
Englisch: pyrvinium, viprynium
Definition
Pyrvinium ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Anthelminthika. Es handelt sich um ein Cyaninfarbstoff-Derivat und wird zur Behandlung von parasitären Infestationen durch Würmer (z.B. Oxyuriasis) genutzt.
Chemie
Pyrvinium gehört zu den Chinolin-Derivaten und besitzt eine planare Struktur mit einem delokalisierten Pi-Elektronensystem, wodurch der Arzneistoff eine orange-rötliche Farbe aufweist. Pyrvinium hat eine molare Masse von 382,52 g/mol. Als Salz wird die Embonsäure verwendet.
Der IUPAC-Name lautet:
- Bis{6-dimethylamino-2-[2-(2,5-dimethyl-1-phenylpyrrol-3-yl)vinyl]-1-methylchinolinium}-[4,4′-methylenbis(3-hydroxy-2-naphthoat)] (IUPAC)
Wirkungsspektrum
Pyrvinium zeigt Wirksamkeit bei der Therapie von humanpathogenen, adulten, intestinalen Würmern wie:
- Rinderbandwurm (Taenia saginata)
- Madenwurm (Enterobius vermicularis)
- Schweinebandwurm (Taenia solium)
- Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum)
- Zwergbandwurm (Hymenolepis nana)
- Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum)
In Deutschland ist das Präparat derzeit (2025) nur zu Behandlung gegen Madenwürmer zugelassen.
Ferner wurden antitumorale Eigenschaften von Pyrvinium berichtet.
Wirkmechanismus
Der Arzneistoff bewirkt eine Blockade der parasitären Kohlenhydrataufnahme bei Helminthen ohne Wirksamkeit auf die Zysten. Hierbei wird insbesondere die Glukoseaufnahme gehemmt, was zu einem Energiemangel führt.
Pharmakokinetik
Bei peroraler Gabe werden nur geringe Anteile von Pyrvinium resorbiert und überwiegend unverändert in 1–2 Tagen mit dem Faeces ausgeschieden. Der maximale Plasmaspiegel ist nach 2–4 Stunden erreicht.
Darreichungsformen
Pyrvinium ist als Suspension zur oralen Einnahme verfügbar.
Dosierung
Zur Behandlung der Oxyuriasis wird ab einem Jahr eine Einmaldosis von 50 mg pro 10 kgKG gegeben. Bei einer größeren Menge kann die Gabe auf drei Einzelportionen verteilt werden. Die Maximaldosis liegt bei 400 mg.
Die Einnahme kann unabhängig von Mahlzeiten erfolgen. Da es sich um eine Suspension handelt, sollte das Arzneimittel vor jeder Anwendung geschüttelt werden.
Nach etwa 2 bis 4 Wochen sollte eine Wiederholungsbehandlung erfolgen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Pyrvinium wird in der Regel gut vertragen. Häufige bis gelegentliche Nebenwirkungen sind u.a.:
Bei der Behandlung mit Pyrvinium kommt es weiterhin häufig zu rötlicher Stuhlverfärbung, die jedoch unproblematisch ist.
Seltener treten auf:
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen sind:
- Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff
- Leberschädigung
- Entzündliche Darmerkrankungen
- Niereninsuffizienz
Schwangerschaft und Stillzeit
Eine Anwendung in der Schwangerschaft sollte nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen. Eine eventuelle Teratogenität oder Embryotoxizität kann nicht ausgeschlossen werden. Eine Verschreibungsstudie aus Dänemark mit 450 Schwangerschaftsverläufen ergaben keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. In einer weiteren Studie mit 1.000 Schwangeren Personen konnte im 2. und 3. Trimenon kein fetotoxisches Potential erkannt werden.
Aufgrund der geringen oralen Bioverfügbarkeit ist von keinem nennenswerten Risiko für den gestillten Säugling auszugehen. In der Fachinformation wird aufgrund der fehlenden Erfahrung jedoch ein Verwurf der Muttermilch empfohlen.
Nachuntersuchung
Da die Wirkung nur in den Adultwürmern erfolgt, muss die Behandlung wiederholt werden, bis keine Würmer oder Zysten mehr im Stuhl nachweisbar sind.
Quellen
- Embyrotox - Pyrvinium, abgerufen am 02.01.2024