Synonyme: Fischbandwurm, Taenia lata, Diphyllobothrium americanum, Diphyllobothrium tungussicum, Diphyllobothrium skrjabini
Englisch: diphyllobothrium, broad tapeworm, fish tapeworm
Diphyllobothrium latum gehört zu den Bandwürmern (Cestoda) und verfügt über zwei schlitzförmige Sauggruben am Skolex. Er kann eine Länge von zwanzig Metern erreichen und ist der größte Parasit des Menschen.
Der Fischbandwurm kommt weltweit vor, insbesondere in Skandinavien, Nordamerika und Asien. Infestationen in Mitteleuropa sind rückläufig. Es wird geschätzt, dass etwa zehn Millionen Menschen von einer Infestation betroffen sind.
Die Eier des Fischbandwurms werden mit dem Stuhl abgegeben oder auch aus dem Uterus ausgestoßen. Aus ihnen schlüpfen die Korazidien, die zunächst Krebse (Copepoda) als ersten Zwischenwirt befallen. In den Kleinkrebsen entstehen die Prozerkoide, die sich in Süßwasserfischen (v.a. Hecht, Barsch, Zander), den zweiten Zwischenwirten, zu den Plerozerkoiden entwickeln.
Durch das Essen des rohen Fisches landen die Plerozerkoiden in ihren Endwirten, wo sie sich im Ileum zu adulten Würmern entwickeln. Nach ca. 18 Tagen scheidet der Infizierte wiederum Eier mit dem Faeces aus. Als Endwirte können Menschen und andere Säugetiere dienen, so dass die vollständige Entwurmung der menschlichen Population die Infektionskette nicht unterbrechen würde. Das reproduktive Potential der adulten Würmer ist sehr hoch. Nur ein Wurm kann bis zu 1 Million Eier pro Tag produzieren.
Die Eier des Fischbandwurms haben eine ovoide Form mit einem Operculum am schmaleren Pol des Eies. Sie haben eine Größe von 35 bis 80 x 25 bis 65 μm und Segmente mit einer medial gelegenen Genitalpore.
Die Aufnahme von ungenügend gegarten Süßwasserfischen, z.B. in Form von Carpaccio oder Sushi kann zur Infestation führen.
Viele Patienten zeigen keinerlei Symptome oder geben unspezifische, gastrointestinale Beschwerden an. In etwa 20 % der Fälle wird die Infektion symptomatisch. Mögliche Infektionszeichen sind Bauchschmerzen, Diarrhö, Obstipation und Fatigue. Selten ist eine Cholangitis oder Cholezystitis möglich. Bei massivem Befall kann ein Ileus auftreten.
Fischbandwürmer spalten Vitamin B12 vom Intrinsic Factor ab und konkurrieren mit ihrem Wirt um dessen Resorption. Dem menschlichen Körper wird auf diese Weise Vitamin B12 entzogen, was im Laufe der Zeit zur Entwicklung einer Vitamin-B12-Mangelanämie führen kann. Obwohl bis zu 40 % der Infizierten erniedrigte Vitamin-B12-Spiegel zeigen, entwickeln weniger als 2 % eine manifeste Anämie.[1]
Zur Diagnose führt der morphologische Nachweis von Eiern oder seltener von Proglottiden im Stuhl. Darüber hinaus kommen molekularbiologische Nachweisverfahren (z.B. PCR) zum Einsatz, welche zusätzlich eine Spezies-Differenzierung erlauben.
Die Therapie erfolgt mit Niclosamid und Praziquantel.
Kochen und Tieffrieren auf minus 18 °C über 24 Stunden führt zur Abtötung der Plerozerkoide.
siehe auch: Diphyllobothrium, Diphyllobothriasis
Tags: Bandwurm, Fisch, Vitamin-B12-Mangelanämie, Vitamin B12
Fachgebiete: Parasitologie
Diese Seite wurde zuletzt am 5. Februar 2021 um 19:38 Uhr bearbeitet.
Um diesen Artikel zu kommentieren, melde Dich bitte an.