Pyridinolin
Englisch: pyridinoline
Definition
Pyridenolin, kurz PYD, ist ein Hydroxypyridinium-Derivat, das zusammen mit Desoxypyridinolin (DPD) als Querverbindung (Crosslink) zwischen den Kollagenfibrillen sitzt und diese stabilisiert. Es wird beim Knochen- und Knorpelabbau frei und kann daher als diagnostischer Marker für verschiedene Knochenerkrankungen genutzt werden.
Physiologie
Die Quervernetzung der Kollagene erfolgt über das Enzym Lysyloxidase. Die Crosslinks Pyridinolin und Desoxypyridenolin entstehen dabei durch eine Desaminierung verschiedener Aldehydgruppen wie Allysin und Allysinaldol. Die stabilisierende Eigenschaft ergibt sich durch die versetzte Anordnung der Tropokollagenmoleküle zu den Kollagenfibrillen. Pyridinolin kommt u.a. in Knochen, Knorpel, und Sehnen vor.
Bei der Aufspaltung der Kollagene, z.B. im Rahmen des osteoklastären Knochenabbaus entstehen zum einen Pyridinolin und Desoxypyridinolin enthaltende Peptide (z.B. aminoterminales und carboxyterminales Kollagen-I-Telopeptid) und zum anderen PYD und DPD in freier Form. Das Verhältnis der gebundenen zu freien Form beträgt in etwa 60:40 %. Nach dem Abbau des Kollagens werden PYD und DPD ins Blut freigesetzt und renal ausgeschieden. Die Plasmahalbwertszeit liegt bei ca. 6 Stunden.
Labordiagnostik
Material
Für die labormedizinische Bestimmung wird 24-h-Sammelurin benötigt. Ggf. kann auch der erste Morgenurin verwendet werden. Für einen Nachweis aus dem Blutserum reicht die Datenlage bisher nicht aus.
Die Analytik kann über eine spezifische Fluoreszenz oder durch Immunoassays erfolgen.
Referenzbereich
- Der Normbereich für PYD liegt bei Männern unter 65 µmol/mol Kreatinin und bei Frauen unter 83 µmol/mol Kreatinin.
- Der Normbereich für DPD liegt bei Männern zwischen 2,3 und 5,4 µmol/mol Kreatinin und bei Frauen zwischen 3,0 und 7,4 µmol/mol Kreatinin.
Bei Kindern in der Wachstumsphase sowie bei Frauen in der Schwangerschaft werden häufig höhere Werte detektiert.
Die Referenzbereiche variieren labor- und methodenabhängig und sollten dem jeweiligen Befundausdruck entnommen werden.
Interpretation
Bei der Bewertung der labormedizinischen Ergebnisse sind u.a. die analytische Ungenauigkeit der verwendeten Methode, die erheblichen Unterschiede der Messergebnisse verschiedener Labors sowie einige präanalytische Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Trotz dieser Limitationen können die Ergebnisse zur Diagnostik sowie zur Verlaufs- und Therapiekontrolle verschiedener Knochenerkrankungen verwendet werden. Erhöhte Werte treten u.a. bei folgenden Erkrankungen auf:
- peri- und postmenopausale Osteoporose
- Eine frühe Erkennung ist auch bei normaler Knochendichtemessung möglich
- Morbus Paget
- Knochenmetastasen
- primärer Hyperparathyreoidismus
- Hyperthyreose
- Multiples Myelom
Hinweise
- Die Urinausscheidung von PYD und DPD unterliegt einem zirkadianen Rhythmus mit Maximalwerten zwischen 5 und 8 Uhr und Minimalwerten zwischen 16 und 20 Uhr (ca. 20 bis 30 % niedriger).
- Bei der Verlaufskontrolle muss die intraindividuelle Variabilität von ca. 30 % berücksichtigt werden.
- Die physische Aktivität hat erheblichen Einfluss auf die PYD- und DPD-Ausscheidung. Bereits nach einer zweitägigen Immobilisierung können die Urinwerte deutlich ansteigen.
Quellen
- Laborlexikon.de, abgerufen am 11.05.2021
- Gressner A.M., Arndt T. Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg (2019)
um diese Funktion zu nutzen.