Posttransplantations-Hyperparathyreoidismus
Synonym: Posttransplant-Hyperparathyreoidismus
Englisch: Post-transplant hyperparathyroidism, PT-HPT
Definition
Der Posttransplant-Hyperparathyreoidismus, kurz PT-HPT, ist eine häufige Komplikation nach einer Nierentransplantation, die durch anhaltend erhöhte Parathormonwerte (PTH) gekennzeichnet ist und oft mit Hyperkalzämie und Hypophosphatämie einhergeht, obwohl die Nierenfunktion wiederhergestellt ist. Es handelt sich um eine Form des tertiären Hyperparathyreoidismus.
Epidemiologie
PT-HPT betrifft einen erheblichen Anteil der Nierentransplantationsempfänger, wobei die Prävalenzschätzungen ein Jahr nach der Transplantation zwischen 15 % und über 60 % liegen.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen u.a. hohe PTH-Werte vor der Transplantation, eine längere Dialysedauer und die Verwendung von Kalzimimetika vor der Transplantation.
Pathophysiologie
Die meisten Patienten mit CKD entwickeln einen sekundären Hyperparathyreoidismus. Dieser führt zu einer anhaltenden Stimulation der PTH-Sekretion und zu einer adaptiven Hyperplasie der Nebenschilddrüsen. Diese wird autonom und kann nicht mehr auf normale Regulationsmechanismen ansprechen. Daher findet trotz verbesserter Nierenfunktion nach der Transplantation weiterhin eine übermäßige PTH-Sekretion statt.
Klinik
Die klinischen Manifestationen umfassen:
- Hyperkalzämie (kann akute Nierenschädigung und selten eine Kalziphylaxie verursachen)
- Hypophosphatämie
- erhöhtes Risiko für Knochenerkrankungen (Osteomalazie) und Frakturen
- erhöhte kardiovaskuläre Morbidität
- beeinträchtigte Transplantatfunktion und erhöhtes Risiko für ein Transplantatversagen
Therapie
Die Behandlung setzt eine Überwachung von Serumkalzium und -phosphat bei jedem Besuch im ersten Jahr nach Nierentransplantation voraus und hängt vom laborchemischen Erscheinungsbild ab:
Hyperkalzämie
- Milde bis moderate Hyperkalzämie: Therapie mit Cinacalcet
- Schwere Hyperkalzämie → Parathyreoidektomie
Hypophosphatämie
- Mild bis moderat (1,0–2,3 mg/dL): phosphatreiche Ernährung
- Schwer (<1 mg/dL)
- bei Hyperkalziämie → Phosphatreiche Ernährung und Phosphat-Supplementation
- bei Hypokalzämie
- 25-OH-Vitamin D <20 ng/mg → Cholecalciferol 800 bis 2000 IE/Tag
- Normales 25-OH-Vitamin D → Aktiviertes Vitamin D (z.B. Calcitriol) beginnend mit 0,25 µg/Tag
Literatur
- Delos Santos et al., Management of Post-transplant Hyperparathyroidism and Bone Disease, Drugs, 2019