Pneumokokkenschutzimpfung
Synonym: Pneumokokkenimpfung
Englisch: pneumococcal vaccination
Definition
Die Pneumokokkenschutzimpfung ist eine Totimpfung zum Schutz vor Infektionen durch Pneumokokken.
Hintergrund
Ziel der Pneumokokkenschutzimpfung ist die Reduktion von invasiven Pneumokokken-Erkrankungen und Pneumonien sowie der indirekte Schutz nicht-geimpfter Bevölkerungsgruppen, indem die Verbreitung des Erregers reduziert wird. Pneumokokken-Erkrankungen gehören zu den häufigsten bakteriellen Atemwegsinfektionen weltweit. Personen ab 60 Jahren sowie Personen mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet.
Impfstoffe
Bei der Pneumokokkenschutzimpfung handelt es sich um eine Impfung mit einem polyvalenten Totimpfstoff, der Antigene mehrerer Pneumokokken-Serotypen enthält. Er wird intramuskulär (i.m.) appliziert, bei Gerinnungsstörungen auch subkutan (s.c.). Er ist in verschiedenen Formen verfügbar:
Impfstoffart | Name | Zulassung | Sonstiges |
---|---|---|---|
10-valenter Konjugatimpfstoff | PCV10, Synflorix® | zugelassen im Alter von 6 Wochen bis 5 Jahre | wird aktuell (2024) nicht mehr von der STIKO empfohlen |
13-valenter Konjugatimpfstoff | PCV13, Prevenar 13® | zugelassen ab 6 Wochen | Bei PCV13 ist von einem guten Impfschutz gegen invasive Verläufe über 3 bis 5 Jahre ab 2 Wochen nach Impfung auszugehen. |
15-valenter Konjugatimpfstof | PCV15, Vaxneuvance® | zugelassen ab 6 Wochen | |
20-valenter Konjugatimpfstoff | PCV20, Prevenar 20® (ehemals Apexxnar) | zugelassen ab 6 Wochen |
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23-valenter Polysaccharidimpfstoff | PPSV23, Pneumovax 23® | zugelassen ab 2 Jahren |
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Im Alter unter 2 Jahren werden ausschließlich Konjugatimpfstoffe eingesetzt, da das Immunsystem noch unreif ist.
Impfempfehlung
Aktuell (Stand 2024) werden von der STIKO folgende Pneumokokken-Impfungen empfohlen:[2]
- Grundimmunisierung: alle Säuglinge ab dem Alter von 2 bis 23 Monaten
- Standardimpfung: alle Menschen ab einem Alter von 60 Jahren
- Indikationsimpfung: Menschen mit Risikofaktoren, unabhängig vom Alter empfohlen
- angeborene oder erworbene Immundefekte: z.B. HIV-Infektion, nach Knochenmarktransplantation, bei chronischer Nierenerkrankung oder chronischer Leberinsuffizienz, funktionelle Hyposplenie bei Sichelzellanämie oder Z.n. Splenektomie
- sonstige chronische Krankheiten: z.B. Asthma bronchiale, Lungenemphysem, COPD, Diabetes mellitus, Zerebralparesen oder Anfallsleiden
- anatomische oder fremdkörperassoziierte Risiken für eine Pneumokokkenmeningitis: z.B. Liquorfistel oder Cochleaimplantat
- Berufliche Exposition gegenüber Metallrauch
Bei gesunden Menschen ist eine Wiederholungsimpfung nach erfolgter Grundimmunisierung nicht empfohlen, da das Risiko für schwerwiegende Pneumokokkenerkrankungen nach dem Alter von 2 Jahren sehr gering ist.
Säuglinge
Ziel ist die Impfung aller Kinder bis zum Alter von 24 Monaten mit einem Konjugatimpfstoff
- Grundimmunisierung:
- Reifgeborene < 12 Monate: 2+1-Schema (= ab 2 Monaten erst 2 Impfstoffdosen Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff (PCV13 oder PCV15) im Abstand von 8 Wochen, dann eine weitere Impfstoffdosis im Alter von 11 Monaten (Mindestabstand 6 Monate))
- Frühgeborene: 3+1-Schema (= ab einem chronologischen Alter von 2 Monaten 3 Impfstoffdosen im Abstand von 4 Wochen, dann eine weitere Impfstoffdosis im Alter von 11 Monaten (Mindestabstand 6 Monate))
- Nachholimpfung: nicht geimpfte Säuglinge von 12 bis 24 Monate erhalten 2 Impfstoffdosen im Abstand von min. 8 Wochen
Bislang (Oktober 2024) liegen keine ausreichenden Daten zum Einsatz von PCV20 bei Säuglingen und Frühgeborenen vor. Die Immunogenität ist im Vergleich zu PCV13 geringer. Daher wird die Verwendung von PCV20 von der STIKO in dieser Gruppe bislang nicht empfohlen.[1]
Erwachsene ab 60 Jahren
Empfohlen ist eine einmalige Impfung mit PCV20. Personen, die schon mit PPSV23 geimpft wurden, sollen 6 Jahre danach eine Impfung mit PCV20 erhalten. Auffrischimpfungen sind nicht generell empfohlen.
Indikationsimpfung bei Patienten mit Risikofaktoren
- Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 17 Jahren mit Immundefizienz oder weiteren Risikofaktoren (s.o.): sequenzielle Impfung mit einem Konjugat-Impfstoff gefolgt von PPSV23 in einem Abstand von 6 bis 12 Monaten; alle 6 Jahre sollte die Impfung mit PPSV23 wiederholt werden
- Erwachsene Personen ab 18 Jahren mit chronischen Erkrankungen: Impfung mit PCV20, keine sequenzielle Impfung, da der Zusatznutzen als sehr gering eingeschätzt wird. Wenn in der Vergangenheit bereits eine sequenzielle Impfung (PCV13 + PPSV23) verabreicht wurde, wird die PCV20-Impfung erst 6 Jahre nach der PPSV23-Impfung empfohlen. Bei einer ausgeprägten Immundefizienz kann der Mindestabstand auf 1 Jahr verkürzt werden.[3]
Impfstatus | 1. Impfung | 2. Impfung | PPSV23-Wiederholungsimpfung |
---|---|---|---|
keine Impfung | PCV15 oder PCV13 | PPSV23 im Abstand von 6 - 12 Monaten | in allen Fällen PPSV23-Wiederholungsimpfung im Abstand von mindestens 6 Jahren zur letzten PPSV23-Impfung |
PCV13 | PPSV23 im Abstand von 6 - 12 Monaten | - | |
PCV7 oder PCV10 | PCV15 oder PCV13 | PPSV23 im Abstand von 6 - 12 Monaten | |
PPSV23 vor < 6 Jahren | PCV13 im Abstand von 12 Monaten | PPSV23 im Abstand von 6 Jahren zur letzten PPSV23-Impfung | |
PPSV23 vor mind. 6 Jahren | PCV15 oder PCV13 | PPSV23 im Abstand von 6 - 12 Monaten | |
PCV13 + PPSV23 | - | - |
Personen mit berufsbedingter Exposition gegenüber Metallrauch erhalten eine einmalige Impfung mit PCV20. Wurde die Person bereits mit PPSV23 geimpft, soll bei anhaltender Exposition in einem Mindestabstand von 6 Jahren nach der PPSV23-Impfung eine Impfung mit PCV20 erfolgen.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 RKI – Schutzimpfung gegen Pneumokokken: Häufig gestellte Fragen und Antworten, Stand 1.8.2024; abgerufen am 28.10.2024
- ↑ RKI – Epidemiologisches Bulletin 4/2024, abgerufen am 28.10.2024
- ↑ impfen-info.de (BZgA) – Pneumokokken-Impfung bei Erwachsenen, abgerufen am 29.10.2024
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