Pharynxfremdkörper (Hund)
Synonyme: stumpfe/perforierende Pharynxverletzung, Stockverletzung, Stockerlverletzung (umgangssprachlich)
Englisch: pharyngeal foreign body
Definition
Als Pharynxfremdkörper bezeichnet man einen oral aufgenommenen und im Pharynx (Rachen) verbleibenden Fremdkörper beim Hund.
Ätiologie
Da Hunde polyphage Tiere sind, nehmen diese oftmals Fremdkörper mit der Nahrung auf, die dann zu Verletzungen oder Obstruktionen im kranialen Verdauungstrakt führen können. Am häufigsten sind große, obstruierende Knorpelstücke sowie spitze, perforierende Fremdkörper wie Nadeln, Holzsplitter, Knochenstücke oder Angelhaken für eine Fremdkörpererkrankung verantwortlich.[1]
Gleichzeitig können auch bereits abgeschluckte Fremdkörper (z.B. Knochensplitter) durch Erbrechen retrograd in den Nasenrachenraum (Pars nasalis pharyngis) einwandern und dort verkeilen oder einspießen. Ebenso kommt es oftmals auch beim Spielen (Apportieren, Holzbeißen u.ä.) zu Verletzungen im Rachenbereich, die durch Fremdkörper verursacht werden.
Pathogenese
Je nach aufgenommenem Fremdkörper resultiert entweder eine teilweise oder vollständige Verlegung (Obstruktion) des Pharynx oder eine perforierende Verletzung im Bereich der Maulhöhle
Gelegentlich kann ein spitzer Fremdkörper auch aus dem Rachenraum in die kaudale Orbita oder ins temporomandibuläre Gelenk (Kiefergelenk) auswandern und dort zu Entzündungen oder gar Abszessen führen.
Klinik
Betroffene Tiere werden meist aufgrund von Schwellungen im Rachenbereich sowie Atem- und Schuckbeschwerden vorstellig. In der Anamnese können erste Hinweise auf eine Fremdkörperverletzung gewonnen werden (Spielen mit Holzstöcken, Verfüttern knochenhaltiger Fleischstücke u.ä.). Bei der klinischen Untersuchung gelingt es manchmal, einen großen Fremdkörper im Pharynx auch von außen zu palpieren. Oftmals kann auch eine lokale, druckdolente Schwellung des peripharyngealen Gewebes festgestellt werden.
Bei der Adspektion des Pharynx ist es besonders wichtig, auch die Tonsillen genau zu inspizieren, da sich kleine Fremdkörper (z.B. Grannen) bevorzugt darin verkeilen oder einspießen können. Ebenso muss die hintere Rachenwand zwischen Tonsillen und Schlundeingang sorgfältig auf Verletzungen abgesucht werden. In diesem Bereich treten oftmals Verletzungen durch apportierte Stöcke auf.
Perforierende, abgebrochene Fremdkörper, die durch traumatische Verletzungen im Rachenraum in die umliegende Muskulatur eingedrungen sind, können auch erst Tage bis Wochen später zu Symptomen wie Fieber, Anorexie, Dysphagie und einer schmerzhaften lokalen Schwellung führen.
Diagnose
Die Anamnese bei Fremdkörperverletzungen im Pharynxbereich ist meist für die Diagnose ausreichend. In den restlichen Fällen muss eine sorgfältige Adspektion, Palpation und eventuell auch eine Pharyngoskopie sowie Ultraschall- bzw. Röntgenuntersuchung durchgeführt werden. Bei komplizierten Fällen sind computertomographische Untersuchungen, Fistulographien oder eine Szintigraphie indiziert.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen alle entzündlichen Erkrankungen des Maul- und Rachenraums sowie des Larynxbereiches in Frage, z.B.:
Therapie
Ziel der Therapie ist die Entfernung des Fremdkörpers und das Verhindern einer Abszessbildung mittels der Gabe von Breitspektrumantibiotika (z.B. Cefotaxim). Die vollständige chirurgische Entfernung zersplitteter Fremdkörper kann sich äußerst schwierig gestalten, weshalb diese von erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden sollte.
Prognose
Die Prognose ist immer zurückhaltend zu stellen, v.a. wenn es sich um einen im Röntgenbild als nicht-schattengebenden, möglicherweise zersplitterten Fremdkörper handelt.
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
Quelle
- ↑ 1,0 1,1 Gugjoo MG et al. Retrieval of Pharyngeal Foreign Body Through Oral Approach inThree Dogs, Case Report, Journal of Advanced Veterinary Research Volume 2 (2012) 299-300, abgerufen am 07.12.2019
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