Nierenbecken (Veterinärmedizin)
Synonym: Pelvis renalis
Definition
Das Nierenbecken ist ein Auffangstruktur für den in der Niere produzierten Urin. Es ist nur bei manchen Haussäugetiere ausgebildet.
Anatomie
Das Nierenbecken sowie die Nierenkelche (Calices renales) bilden den Anfangsabschnitt der harnableitenden Organe. An sie angeschlossen sind in absteigender Reihenfolge der Harnleiter (Ureter), die Harnblase (Vesica urinaria) sowie die Harnröhre (Urethra). Sie alle sind von einem speziell ausgebildeten Epithel ausgekleidet, das als Übergangsepithel (Epithelium transitionale) den wechselnden Dehnungszuständen sowie dem hypertonen Harn Stand hält.
Spezies, die eine mehrwarzige Niere besitzen (Rind, Schwein und Mensch) sammeln den Endharn über Nierenkelche. Die an die Nierenkelche anschließenden Rohrleitungen leiten den Harn weiter an den Harnleiter.
Spezies, die eine glatte und einwarzige Niere besitzen, zeigen keine Nierenkelche. Da hier die Nierenpapillen (Papillae renales) zu einer einzigen Leiste (Crista renalis) vereint sind, wird diese Leiste wannenartig von einem Nierenbecken umfasst. Die Ductus papillares, die wiederum aus dem Zusammenschluss verschiedener Sammelrohre hervorgehen, münden auf dem Grat der Leiste. Die durch die Mündungen entstehenden Öffnungen werden in Summe als Area cribrosa bezeichnet. Grundsätzlich können zwei Sonderformen an Nierenbecken unterschieden werden, die sich v.a. in ihrer Ausdehnung stark voneinander unterscheiden. Man differenziert zwischen
- einem einheitlichen und großen Nierenbecken (Hund, Katze, Schaf und Ziege) und
- einem kleinen Nierenbecken (Pferd).
Einheitlich und großes Nierenbecken
Fleischfresser und kleine Wiederkäuer besitzen ein sogenanntes einheitliches Nierenbecken. Diesem sind paarweise seitlich mehrere Nebenbuchten (Recessus pelvis) angeschlossen. Solche flügelartigen Ausbuchtungen treten - zusammen mit den Interlobargefäßen - zwischen die Markpyramiden und umfassen sogenannte Pseudopapillen. Darunter versteht man buckelartige Erhebungen an den seitlichen Flächen der Crista renalis, die jedoch keine Foramina papillaria besitzen. Demzufolge findet man eine Area cribrosa ausschließlich auf dem Grat der Crista renalis.
Die Nebenbuchten fangen somit keinen Harn auf, sondern vergrößern vielmehr die Oberfläche des Nierenbeckens um ein Vielfaches.
Kleines Nierenbecken
Das Pferd besitzt ein auffallend kleines Nierenbecken. In dieses ragt die Crista renalis zur Gänze hinein, wobei neben den Ductus papillares der mittleren Nierenlappen auf ihr auch zwei größere Röhren, die Recessus terminales münden. Diese röhrenförmigen Kanäle sammeln den Harn aus den polständigen Nierenlappen und führen ihn auf direktem Weg in das kleine Nierenbecken.
Das Nierenbecken der Pferde ist reichlich mit Schleimdrüsen (Glandulae pelvis renalis) ausgestattet, die in der Wand sitzen und den Harn charakteristisch eintrüben. Solche Drüsen sind auch im Anfangsabschnitt des Harnleiters zu finden.
Histologie
Der histologische Aufbau des Nierenbeckens ist dreischichtig und ist von innen nach außen wie folgt aufgebaut:
- Tunica mucosa: besteht aus einer Lamina propria mucosae (enthält beim Pferd die Schleimdrüsen) und ist oberflächlich vom Übergangsepithel überzogen; das Epithel tritt dabei auf die Nierenpapille bzw. -leiste über
- Tunica muscularis: ist mit glatten Muskelzellen ausgestatt, die ein dünnes Netz bilden und das Lumen des Nierenbeckens rhythmisch einengen
- Tunica adventitia: besteht aus Bindegewebszügen und Fettgewebe, das den Sinus renalis ausfüllt; die Bindegewebsfasern gehen am Rand des Hilus renalis in die Nierenkapsel über
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
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