Überlastungssyndrom
Synonym: Overuse-Syndrom
Englisch: overuse syndrome
Definition
Überlastungssyndrom ist eine Sammelbezeichnung für funktionelle oder strukturelle Beschwerden des Bewegungsapparates, die durch Überbeanspruchung ausgelöst werden.
Pathogenese
Overuse-Syndrome entstehen meist durch ein Missverhältnis zwischen Beanspruchung und Regenerationszeit der Gewebe. Betroffen sind dann häufig eher bradytrophe Gewebe wie Sehnen, Bänder und Knorpel.
"Überlastung" ist dabei in der Regel relativ zum Trainingsstand zu verstehen, da der Körper sich an wiederholt gesetzte Reize anzupassen versucht. Dabei haben nicht alle beteiligten Gewebe die gleiche Anpassungsgeschwindigkeit, sodass langsam-adaptierende Gewebe zur Schwachstelle werden können. Schnell-adaptierende Gewebe (wie Muskeln) nehmen hingegen an Leistungsfähigkeit zu.
Die Veränderungen können entzündlich oder degenerativ sein. Viele, aber nicht alle dieser Zustände neigen bei Reduzierung oder Aussetzen der auslösenden Belastung zur Spontanheilung. Wird ein gewisses Maß der Belastung beibehalten, bleibt eine Heilung jedoch zumeist aus.
Risikofaktoren
Typische Risikofaktoren bzw. Auslöser eines Überlastungssyndroms sind:
- Nicht hinreichende Vorbereitung des Bewegungsapparates (fehlendes "Aufwärmen")
- Ungünstige Allgemeinbedingungen wie Kälte oder Nässe
- Technikmängel, Materialmängel
- Training/Beanspruchung im erschöpften Zustand oder vor Ende der muskulären Regenerationsphase
- Stoßartige/schlagartige Bewegungen
- wiederholte Ausschöpfung der Muskelleistungsfähigkeit
- Überbeanspruchung der Elastizität der Sehnen, insbesondere beim exzentrischen Training über die Muskelleistungsfähigkeit hinaus
- sehr häufig wiederholte Bewegungen, sowohl am Stück als auch an verschiedenen Tagen
- Stoffwechselstörungen, Mangelzustände
- mangelnde Ruhephasen, zu dichter Trainingsplan, insbesondere wenn die Leistungsfähigkeit einbricht ("Übertraining")
- Fehlstellungen, Fehlbildungen etc.
Beispiele
- Tendinitis/Tendovaginitis/Tenosynovitis, z.B. die De-Quervain-Tendosynovitis
- Achillessehnenverletzungen (Achillodynie)
- Insertionstendopathien wie
- Proximale Hamstring-Tendinopathie (PHT)
- Quadrizeps-Tendopathie
- Sportler-Leiste (Iliopsoas-Tendinopathie)
- Tendinopathie der distalen Bizepssehne (häufiges Beugen oder Rotieren: Gewichtheber, Handwerker, Kletterer)
- Tendinopathie der distalen Trizepssehne (Baseballer, Speerwerfer, Gewichtheber, Handwerker)
- Epicondylitis (z.B. Epicondylitis humeri radialis, Epicondylitis humeri lateralis)
- Bursitis
- Karpaltunnelsyndrom
- Patellaspitzensyndrom (PFPS)
- Tractus-iliotibialis-Syndrom (ITBS)
- Plantarfasziitis (mit oder ohne Exostose bzw. "Fersensporn")
- RSI-Syndrom (Repetitive-Strain-Injury-Syndrom, "Mausarm")
- Schienbeinkantensyndrom
- trainingsbedingtes Kompartmentsyndrom
- Stressfraktur
- überlastungsbedingte Meniskopathie, Arthrose
Diagnose
Die Diagnose wird in der Regel anhand der Anamnese und der klinischen Untersuchung gestellt. Hilfreich sind dabei Funktionstests und Provokationstest mit den betroffenen Strukturen. In unklaren Fällen ist eine Bildgebung (Sonographie, Röntgen, MRT) erforderlich.
Therapie
Die meisten Überlastungssyndrome heilen bei schmerzadaptiertem Verhalten spontan aus. Unterstützend wirken:
- Absetzen/Reduzieren der auslösenden Belastung, Verlängerung der Regenerationsphasen, falls nötig Belastungspause. Eine längere strikte Ruhigstellung ist nur selten indiziert. Erhalt eines jeweils adäquaten Maßes an Beanspruchung.
- Kräftigungstraining ohne Schmerzauslösung, ohne Beanspruchung der Elastizität der Sehnen, ohne stoßartige Belastungen, ohne schwere exzentrische Lasten, sondern mit leichteren Gewichten und hoher Wiederholungszahl bis hin zu mittelschweren Lasten, vorzugsweise isometrisch, isotonisch oder konzentrisch.
- So weit möglich Abstellen prädisponierender Faktoren, also ggf. Verbesserung von Technik und Material sowie ggf. Bewegungsanalyse und orthopädische Hilfsmittel.
um diese Funktion zu nutzen.