Orales Antidiabetikum
Englisch: oral antidiabetic drugs
Definition
Orale Antidiabetika sind für die Therapie des Diabetes mellitus (hauptsächlich Typ 2) geeignete Medikamente.
siehe auch: Antidiabetikum
Substanzgruppen
Zur medikamentösen Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 sind eine Reihe von pharmakologischen Strategien entwickelt worden. Die derzeit im Einsatz befindlichen Substanzgruppen sind:
Indikation
Der Beginn einer Therapie mit oralen Antidiabetika ist nicht unmittelbar nach Diagnose eines Typ-2-Diabetes erforderlich. In der Regel erfolgt zunächst eine nichtmedikamentöse Basistherapie. Diese ist insbesondere durch eine Lifestyle-Änderung mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion gekennzeichnet und besteht aus einer Ernährungsumstellung und Steigerung der körperlichen Aktivität. Oft kann sich dadurch die Stoffwechselsituation bereits deutlich verbessern, sodass Medikamente (zunächst) nicht notwendig sind. Diese Basismaßnahmen sollten auch nach Beginn einer medikamentösen Therapie weiter fortgeführt werden.
Die Therapie mit oralen Antidiabetika ist dann indiziert, wenn die nichtmedikamentöse Therapie scheitert und die individuell für den Patienten festgelegten Therapieziele nicht erreicht werden. Wichtige Einflussgrößen für die Therapieentscheidung und die Auswahl der Wirkstoffe sind bestehende renale und kardiovaskuläre Risikofaktoren bzw. Vorerkrankungen. Jede medikamentöse Therapie mit oralen Antidiabetika sollte patientenspezifisch vorliegende Kontraindikationen sehr genau berücksichtigen.
Anwendung
Therapieschemata
Nach den Empfehlungen der aktuellen Leitlinie (Stand 2022) ist bei fehlender begleitender Herzerkrankung eine Monotherapie mit Metformin die erste Wahl – insbesondere für übergewichtige Patienten. Für Patienten mit klinisch relevanten kardiovaskulären Erkrankungen wird eine Kombinationstherapie aus Metformin und einem SGLT-2-Inhibitor (oder einem GLP-1-Agonisten) empfohlen.
Sulfonylharnstoffe kommen bei normalgewichtigen Patienten als Alternative zu Metformin zum Einsatz – beispielsweise wenn Kontraindikationen (z.B. Niereninsuffizienz) für eine Metformintherapie vorliegen. Insbesondere im Rahmen einer Kombinationstherapie mit Metformin bergen sie ein erhöhtes Risiko für eine Gewichtszunahme und Hypoglykämien.
Ab der zweiten oder dritten Eskalationsstufe ist eine Therapie mit DPP-4-Inhibitoren in Kombination mit Metformin möglich.
Glinide können bei Versagen einer nichtmedikamentösen Therapie versuchsweise als Monotherapie oder bei Nichtansprechen auf Metformin als Ergänzungsmedikation kurz vor den Mahlzeiten eingesetzt werden.
Aus der Gruppe der Glitazone ist in Deutschland lediglich Pioglitazon zugelassen, das zur Zweit- oder Drittlinientherapie angewendet werden kann.
Die Behandlung mit α-Glucosidasehemmern ist ergänzend bei betonter postprandialer Hyperglykämie möglich.
Bei Versagen der Therapie mit verschiedenen oralen Antidiabetika, sekundärer Insuffizienz des Pankreas und schwer ausgeprägten Nebenwirkungen sollte eine ergänzende oder alleinige Insulintherapie erwogen werden.
Therapiekontrolle
Der Therapieerfolg wird regelmäßig in Intervallen von drei bis sechs Monaten ärztlich kontrolliert. Als Marker dienen der HbA1C-Wertes im Blut sowie ein Blutzuckertagesprofil.
Quiz
Literatur
- AWMF: Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes Stand 2021
- Gelbe Liste: Antidiabetika abgerufen am 12.10.2022
Bildquelle
- Bildquelle für Flexikon-Quiz: ©Towfiqu barbhuiya / Unsplash
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