Nephrotomie (Fleischfresser)
Englisch: nephrotomy
Definition
Unter einer Nephrotomie beim Fleischfresser versteht man die chirurgische Eröffnung der Niere. Sie wird v.a. zur Entfernung von im Nierenbecken (Pelvis renalis) befindlichen Konkrementen durchgeführt.
Indikationen
Nephrotomien kommen hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn im Nierenbecken Konkremente (Urolithen) festsitzen und den Harnabfluss in den Ureter (Harnleiter) behindern. Die Niere kann aber auch bei Tumorerkrankungen sowie im Rahmen der Diagnostik bei Hämaturie unklarer Genese eröffnet werden.
Methoden
Bei der Nephrotomie unterscheidet man zwei Techniken:
- Eröffnung und Halbierung des gesamten Organs
- intersegmentale Methode
Während bei der ersten Technik die Niere in toto halbiert wird, befindet sich bei der intersegmentalen Methode die Trennungsebene im Bereich der Endäste der hinteren und vorderen Nierenarterie. Da es jedoch bei beiden Methode zu keiner signifikanten Beeinträchtigung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) kommt, wird die in der Praxis die Halbierung vorgezogen, da diese Methode komplikationsärmer und deutlich zeitsparender ist.
Nach erfolgter Nephrotomie können die Wundränder entweder ohne Naht (durch manuelle Adaptation) oder mithilfe einer transparenchymalen horizontalen Matratzennaht verschlossen werden. Bei der Matratzennaht kann es jedoch zu einer stärkeren vaskulären Strangulation, zu Drucknekrosen, Niereninfarkten sowie postoperativen Blutungen kommen. Alternativ kann Cyanoacrylat-Klebstoff (Wundkleber) verwendet werden. Der Wundkleber erzielt eine schnelle Hämostase, kann aber - wenn er in die Nierenkelche gelangt - zur Bildung neuer Konkremente führen.
Technik
Nach medianer Laparotomie werden die Nierengefäße lokalisiert und temporär (z.B. mittels Gefäßklemme, Stauschlauch oder mit den Fingern eines OP-Assistenten) verschlossen. Die Niere kann dann vom umliegenden Gewebe gelöst und die konvexe laterale Oberfläche freigelegt werden. Auf der konvexen Nierenseite wird dann eine scharfe Inzision entlang der Mittellinie angelegt. Anschließend wird das Parenchym stumpf durchtrennt und freiliegende Nierengefäße ligiert.
Nachdem das Nierenbecken eröffnet wurde, sind Proben für eine weiterführende bakteriologische Untersuchung zu entnehmen und die Konkremente zu entfernen. Danach wird die Niere mit warmer NaCl- oder Ringer-Laktat-Lösung gespült. Der Ureter sollte dann auf seine Durchgängigkeit geprüft werden, indem ein weicher Gummikatheter (z.B. 3,5 French) in das Lumen eingeführt und mit warmer Flüssigkeit gespült wird.
Wird die Niere ohne Naht verschlossen, muss nachdem der Blutfluss in den renalen Gefäßen wieder eingesetzt hat, das durchtrennte Gewebe mittels Fingerdruck für etwa 5 Minuten adaptiert werden. Alternativ kann die Inzision auch mit einer fortlaufenden Naht aus resorbierbarem Nahtmaterial verschlossen werden. Kann auf diese Weise keine adäquate Hämostase erreicht werden oder kommt es immer noch zum Austritt von Harn, muss eine horizontale Matratzennaht durch die Nierenrinde gelegt werden. Abschließend wird die Nierenkapsel (Capsula fibronsa renis) mit einer fortlaufenden Naht und resorbierbarem Faden verschlossen und die Niere wieder an ihre physiologische Lage verbracht. Um sie in dieser Position zu halten, kann sie mit einzelnen Nähten am Peritoneum fixiert werden.
Kontraindikation
- Hydronephrose
- Nierenfunktionsstörungen (z.B. akute Niereninsuffizienz)
Komplikationen
Nach einer Nephrotomie kann die renale Funktion vorübergehend um 25-50 % verringert sein. Bei bereits bestehender verminderter Funktionsleistung ist eine engmaschige Überwachung der harnpflichtigen Stoffe indiziert. Zusätzlich kann es zu weiteren postoperativen Komplikationen kommen:
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9
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