Manie
von altgriechisch: μανία ("manía") - Raserei
Englisch: mania
1. Definition
Die Manie ist ein psychischer Zustand von extrem aufgehellter, meist euphorischer Stimmung. Bei manischen Phasen handelt es sich jedoch keineswegs um eine gesunde "gute Laune" sondern um eine akut behandlungsbedürftige affektive Störung.
2. Epidemiologie
Affektive Störungen sind relativ häufig. Etwa jeder hundertste Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens. Die meisten Patienten erleben ihre erste Krankheitsphase bis zum 25. Lebensjahr.
3. Ätiologie
Die genaue Ursache affektiver Störungen ist nicht vollständig geklärt. Man geht derzeit von einer genetischen Komponente, sowie in den akuten Phasen von einer Neurotransmitter-Dysbalance im Gehirn aus. Oft sind emotionale Erlebnisse oder Stress der Auslöser einer akuten Phase. Auch Psychopharmaka oder Drogen können, bei entsprechender Disposition, Auslöser einer Manie sein, z.B. Methylphenidat oder Dexamfetamin.
4. Symptome
Die Manie ist von einem oft wochenlangem Zustand übermäßig und unverhältnismäßig gehobener Stimmung gekennzeichnet. Diese Stimmung geht oft einher mit einer verminderten Rücksicht und Gefahrenwahrnehmung (rücksichtsloses Autofahren, Nichteinhaltung von Gesetzen, Nichtbeachten von Verboten).
Desweiteren ist in vielen Fällen ein für Außenstehende unverständlich hohes Konsumverhalten festzustellen mit unnötigen Neuanschaffungen oder sogar mit großen verschenkten Geldsummen (z.B. an unbekannte Menschen auf der Straße). In späteren Phasen kann sich ein Größenwahn mit Realitätsverlust entwickeln, der - in depressiven Phasen - zu Suizidgedanken führen kann.
Während solcher Phasen sind die Patienten mit permanent großem Ideenreichtum und Gedankeneinfluss konfrontiert. Die Aktionen werden aber meist nicht zu Ende gebracht, da die Gedanken und Interessen rasch wechseln. Des Weiteren ist eine Logorrhoe (übermäßiger Rededrang) zu beobachten. Das Schlafbedürfnis ist oft stark vermindert oder fehlt ganz.
Die Realitätswahrnehmung kann durch das ins Maßlose gesteigerte Selbstbewusstsein deutlich eingeschränkt sein. In einigen Fällen kommt es zu Realitätsverlust und Megalomanie. Halluzinationen sind bei psychotischem Verlauf möglich, aber selten.
Typischerweise zeigen die Betroffenen in der manischen Phase keinerlei Krankheitseinsicht, nach Abklingen der Phase kommt es dann hingegen zu Schamgefühlen.
5. Verlauf
Manien zeigen in etwa 40% der Fälle einen bipolaren Verlauf, der früher als "manisch-depressive Erkrankung" bezeichnet wurde. Die manischen Phasen sind meist kürzer (Wochen) als die darauf folgenden depressiven Phasen (Monate). Durch Psychopharmaka kann die Dauer der Phasen deutlich verkürzt werden. Etwa 55% der Patienten zeigen reine Depressionen und nur 5% reine Manien.
6. Therapie
Die Therapie der Manie, sowie anderer affektiver Störungen wird während einer akuten Phase stationär in einer psychiatrischen Abteilung durchgeführt. Eine Psychotherapie ist bei einer akuten Manie kaum sinnvoll, da die Krankheitseinsicht fehlt. Die Psychopharmakotherapie ist das Mittel der ersten Wahl. Durch die medikamentöse Therapie wird eine Normalisierung des Zustands erreicht.
Therapeutisch werden in der Akutphase Neuroleptika (z.B. Zuclopenthixol) und Antikonvulsiva, z.B. Carbamazepin und Valproinsäure eingesetzt. Zusätzlich können Sedativa hilfreich sein.
Zur langfristigen Prophylaxe sollten die Patienten nach einer akuten Phase langfristig Lithiumsalze wie z.B. Lithiumcarbonat oder Antikonvulsiva einnehmen, die ein erneutes Auftreten der Symptome abschwächen oder ganz verhindern können. Ergänzend kann bei Krankheitseinsicht eine Psychotherapie durchgeführt werden, meist in Form einer Psychoedukation oder Verhaltenstherapie.