Linvoseltamab
Handelsname: Lynozyfic®
Definition
Linvoseltamab ist ein bispezifischer monoklonaler Antikörper zur Behandlung des rezidivierten oder refraktären Multiplen Myeloms. Er richtet sich simultan gegen das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) auf Myelomzellen und gegen CD3 auf T-Zellen. Linvoseltamab gehört damit zur Gruppe der T-Zell-redirecting Antikörper.[1]
Chemie
Linvoseltamab ist ein rekombinanter humaner IgG4-basierter Antikörper. Er wird aus Zellsuspensionskultur aus Ovarialzellen des chinesischen Hamsters hergestellt. Der Antikörper ist aufgrund seiner zwei Bindungsstellen bispezifisch.[2]
Wirkmechanismus
Linvoseltamab vermittelt eine zellvermittelte Zytotoxizität. Durch gleichzeitige Bindung an CD3 auf T-Zellen und BCMA auf Tumorzellen werden beide Zelltypen in engen Kontakt gebracht (immunologische Synapse). Die zytotoxischen T-Zellen werden aktiviert und zur Ausschüttung von Zytokinen und zur direkten Lyse der Tumorzellen veranlasst. Der Antikörper erkennt Tumorzellen, ohne dass diese ihre Zielstrukturen über MHC-Moleküle präsentieren müssen. Dadurch kann er auch Krebszellen angreifen, die das Immunsystem sonst schlecht erkennt.[2]
Indikation
Linvoseltamab ist in der Europäischen Union seit April 2025 als Monotherapie für die Behandlung erwachsener Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom zugelassen. Voraussetzung für die Anwendung ist, dass die Betroffenen bereits mindestens drei Vortherapien erhalten haben, darunter:
- einen Proteasominhibitor
- einen Immunmodulator
- einen monoklonalen Anti-CD38-Antikörper.
Darüber hinaus muss während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression nachgewiesen worden sein.[3]
Darreichungsform
Linvoseltamab liegt als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung vor. Es wird intravenös verabreicht.
Dosierung
Die Verabreichung erfolgt als Step-up-Therapie über mehrere Wochen. Initial werden 5 mg verabreicht, die volle Behandlungsdosis beträgt 200 mg. Das Aufdosieren soll das Risiko eines Zytokinfreisetzungssyndroms minimieren. Ergänzend ist zum Teil eine Vorbehandlung mit 10-40 mg Dexamethason, Antihistaminika und Paracetamol empfohlen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Typische Nebenwirkungen sind:
- Zytokinfreisetzungssyndrom (bis zu 46 % der Fälle, meist leicht bis moderat)
- Neutropenie
- Anämie
- Thrombozytopenie
- Infektionen
- Fatigue
- Fieber
- Hypogammaglobulinämie
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
- Gleichzeitige Behandlung mit Lebendimpfstoffen
- Aktive schwere Infektionen