Larynxtubus
Englisch: laryngeal tube
Definition
Der Larynxtubus ist ein medizinisches Hilfsinstrument, das zur Sicherung der Atemwege bei bewusstlosen Patienten eingesetzt wird. Er gehört zu den supraglottischen Atemwegshilfen (SGA).
Aufbau
Der Larynxtubus besteht aus einem Schlauch (Tubus), dessen Ende – anders als beim Endotrachealtubus –geschlossen ist. Er hat zwei Cuffs, einen großen in der Mitte und ein kleineren am Ende des Tubus. Er ist in verschiedenen Größen vorhanden, die abhängig von der Körpergröße eingesetzt werden.
Larynxtuben der zweiten Generation besitzen zudem einen Drainagekanal, über den eine Magensonde eingeführt werden kann.
Funktionsprinzip
Der Larynxtubus wird blind (also ohne Laryngoskop) eingeführt und deshalb fast immer automatisch im Ösophagus platziert. Nach dem Einführen werden beide Cuffs geblockt. Der große Cuff dichtet den Rachenraum ab, der andere den Ösophagus. Auf diese Weise kann kein Mageninhalt aspiriert werden. Zwischen den beiden Cuffs befindet sich eine Öffnung im Tubus, über welche die Luft in die Lunge gelangt.
Indikation
Der Larynxtubus ist eine Alternative zu konventionellen Intubation. Er wird häufig eingesetzt, wenn eine konventionelle Intubation misslingt oder aber im Rahmen der Reanimation.
Die deutsche Leitlinie empfiehlt den primären Einsatz einer supraglottischen Atemwegshilfe, wenn der Anwender über keine ausreichende Erfahrung in der endotrachealen Intubation verfügt (mindestens 100 erfolgreiche Intubationen am Patienten) oder andere Gründe die endotracheale Intubation erheblich erschweren. Als sekundäre Strategie ist die Anwendung empfohlen, wenn die endotracheale Intubation auch beim erfahrenen Anwender misslingt.[1]
Kontraindikationen
Der Larynxtubus sollte nicht bei Patienten verwendet werden, die nicht vollständig bewusstlos sind. Hier besteht die Gefahr einer Magen- bzw. Ösophagusruptur. Auch bei vorliegender Spontanatmung sollte der Einsatz kritisch bewertet werden.
Zudem soll der Larynxtubus nicht verwendet werden, wenn der Anwender über keine ausreichende Erfahrung verfügt (mindestens 45 erfolgreiche Anwendungen am Patienten).[2]
Die Verwendung bei Kindern, insbesondere unter 10 kg, ist nicht empfohlen.[3] Neuere Studien zeigen zudem, dass der Larynxtubus die Mortalität von Kindern bei der Reanimation erhöht. Dazu zeigt sich im Vergleich zur kontrollierten Beutel-Masken-Beatmung kein Unterschied im Aspirationsrisiko.
Vor- und Nachteile
Die Vor- und Nachteile des Larynxtubus werden derzeit (2025) kontrovers diskutiert. Befürworter betonen die einfach zu erlernende Anwendung. Zudem kann der Larynxtubus im Rahmen der Reanimation schnell und unter laufender Herzdruckmassage eingelegt werden. Allerdings gelingt geübten Anwendern auch eine endotracheale Intubation unter laufender Herzdruckmassage.
Die Anlage des Larynxtubus verläuft deutlich schneller als die endotracheale Intubation. Sie kann auch von weniger geübtem und erfahrenem, nicht ärztlichem Personal durchgeführt werden. Rettungs- oder Notfallsanitäter, die zumeist zuerst vor Ort sind, können somit bis zum Eintreffen des Notarztes eine deutlich höherwertige Ventilation gewährleisten.
Ebenso ist eine maschinelle Beatmung möglich, was das Rettungsteam entlastet. Bei einem sicher liegendem Larynxtubus kann der Reanimationsalgorithmus von 30:2 Kompressionen zu Beatmungen umgestellt werden zu einer durchgehenden Herzdruckmassage mit einer Beatmung bei jeder 10. Kompression.
Der manchmal propagierte geringere Kostenfaktor relativiert sich, da eine Umintubation in der Klinik durchgeführt werden muss.
Die Umintubation ist dabei mit erheblichen Risiken verbunden. Durch den Larynxtubus kann es – insbesondere bei zu hohem Cuffdruck – zu Schwellungen im Bereich der oberen Atemwege kommen. Es ist daher stets mit einem schwierigen Atemweg zu rechnen. Die definitive Atemwegssicherung nach Nutzung eines Larynxtubus sollte daher nur von einem erfahrenen Anwender und unter Nutzung alternativer Techniken (z.B. Video-Laryngoskop) erfolgen.[1]
Die Auswirkungen auf das Outcome bei Nutzung des Larynxtubus während der Reanimation sind zudem noch unklar. Einige Untersuchungen zeigten eine geringere Wahrscheinlichkeit, einen Spontankreislauf zu erlangen, sowie eine niedrigere 30-Tage-Krankenhausentlassungsrate.[1] Neuere Studien, insbesondere aus internationalen Rettungsdiensten ohne Notarztsystem, widersprechen zum Teil diesen Ergebnissen. Derzeit (2025) ist unklar, inwieweit diese Ergebnisse auf das deutsche Rettungsdienstsystem übertragbar sind.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Timmermann et al., S1Leitlinie: Prähospitales Atemwegsmanagement (Kurzfassung), Anästh Intensivmed, 2019
- ↑ Piepho et al., S1 Leitlinie Atemwegsmanagement 2023. AWMF online, zuletzt abgerufen am 21.07.2025
- ↑ Keil et al., Interdisziplinär konsentierte Stellungnahme zum Atemwegsmanagement mit supraglottischen Atemwegshilfen in der Kindernotfallmedizin: Larynxmaske ist State of the art, Anaesthesist, 2016