Laronidase
Handelsname: Aldurazyme®
Definition
Laronidase ist eine rekombinante Form der humanen α-L-Iduronidase. Sie wird zur Langzeit-Enzymersatztherapie bei Patienten mit Mukopolysaccharidose I (MPS-1) eingesetzt.
Wirkmechanismus
Bei Mukopolysaccharid-Speicherkrankheiten fehlt die α-L-Iduronidase zum Abbau von Glykosaminoglykanen (GAG) wie Dermatansulfat und Heparansulfat. Die Substanzen reichern sich im Gewebe an. Durch Substitution des Enzyms wird eine weitere Akkumulation verhindert.
Pharmakokinetik
Nach intravenöser Infusion wird Laronidase rasch aus dem Blutkreislauf entfernt und von Zellen in die Lysosomen aufgenommen, am wahrscheinlichsten über Mannose-6-Phosphat-Rezeptoren. Der Abbau erfolgt wahrscheinlich über Peptidasen.
Indikation
Laronidase ist indiziert zur Langzeit-Enzymersatztherapie bei Patienten mit gesicherter Diagnose einer Mukopolysaccharidose (MPS I, α-L-Iduronidase-Mangel). Ziel ist die Behandlung der nicht-neurologischen Manifestationen der Erkrankung.
Darreichungsform
- Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Dosierung
Laronidase wird mit wöchentlich 100 E/kg Körpergewicht als Infusion dosiert. E steht für Aktivitätseinheiten, die mit Hydrolyse von einem Mikromol Substrat (4-Methylumbelliferyl-Iduronid, 4-MUI) pro Minute definiert sind. Als anfängliche Infusionsgeschwindigkeit sollte eine Infusionsrate von 2 E/kg/h gewählt werden. Bei guter Verträglichkeit kann die Dosierung alle 15 Minuten bis zu einer Maximalrate von 43 E/kg/h erhöht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen traten am häufigsten auf:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Bauchschmerzen
- Hautausschlag
- Arthralgie
- Rückenschmerzen
- Gliederschmerzen
- Erröten
- Pyrexie
- Reaktionen an der Infusionsstelle
- Hypertonie
- verminderte Sauerstoffsättigung
- Tachykardie
- Schüttelfrost
Insbesondere bei Patienten mit schweren Grunderkrankungen der oberen Atemwege ist das Risiko schwerwiegender infusionsbedingter Reaktionen erhöht, weshalb die ärztliche Überwachung bei dieser Patientengruppe engmaschig erfolgen sollte.
Um die Häufigkeit von Nebenwirkungen zu verringern, können Antihistaminika und/oder Antipyretika etwa 60 Minuten vor Infusionsbeginn eingenommen werden.
Beinahe alle Patienten entwickelten IgG-Antikörper gegen Laronidase.
Wechselwirkungen
Laronidase sollte nicht gleichzeitig mit Chloroquin oder Procain gegeben werden, da diese Medikamente potenziell die intrazelluläre Aufnahme stören können.
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit gegen Laronidase oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
ATC-Code
- A16AB05
Trivia
Für MPS I ist die Laronidase das erste in Europa zugelassene Medikament. Wegen der Seltenheit der Erkrankung hat die EMA die Zulassung unter "außergewöhnlichen Umständen" erteilt.
Literatur
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/pharmazie/arzneimittel/2003/06/15/laronidase, abgerufen am 18.07.2025
- https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2021/20211115153810/anx_153810_de.pdf, abgerufen am 18.07.2025