L4-Syndrom
Englisch: L4 syndrome
Definition
Unter einem L4-Syndrom versteht man eine Irritation oder eine Läsion der Nervenwurzel L4.
Ätiopathogenese
Die häufigste Ursache für ein L4-Syndrom ist ein Bandscheibenvorfall, der durch degenerative Veränderungen im Bereich der Bandscheibe hervorgerufen wird. Dabei kommt es bei intaktem Anulus fibrosus zunächst nur zu einer Vorwölbung der Bandscheibe, der sog. Protrusion. Bei perforiertem Anulus fibrosus und ausgetretenem Nucleus pulposus liegt ein Bandscheibenvorfall vor. Protrusion und Prolaps können zu einer Irritation oder einer Läsion der Nervenwurzel führen.
Seltenere Ursache des L4-Syndroms sind u.a. eine Spinalkanalstenose, ein benigner oder maligner Tumor im Bereich einer Nervenwurzel oder auch eine zystische Raumforderung.
Klinik
Das L4-Syndrom führt zunächst zu Schmerzen im entsprechenden Dermatom, d.h. des ventrolateralen Oberschenkels, der Streckseite des Knies sowie der ventromedialen Seite des Unterschenkels. Diese Schmerzen werden beim Bandscheibenvorfall häufig durch ungewohnte Bewegungen ausgelöst und durch Niesen, Husten oder Bauchpresse, die zu einer intraspinalen Druckerhöhung führen, verstärkt. Wenn die Wurzel auf Höhe von L4 jedoch durch einen Tumor irritiert wird, nehmen die Schmerzen nicht bei körperlicher Aktivität, sondern in Ruhe zu.
Bei ausgeprägterer Wurzelläsion werden im beschriebenen Dermatom zusätzlich Sensibilitätsstörungen angegeben.
Zuletzt werden die motorischen Fasern geschädigt, wobei der Musculus quadriceps femoris der Kennmuskel für das L4-Segment ist. Die Extension im Kniegelenk ist in diesem Fall stark eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Die Flexion im Hüftgelenk ist vermindert. Die Funktion der Adduktoren ist ebenfalls eingeschränkt.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sollte vor allem an eine Schädigung des Nervus femoralis gedacht werden. Dabei sind jedoch die Adduktoren in ihrer Funktion nicht eingeschränkt und es bestehen Sensibilitätsstörungen auf der Ventralseite des Oberschenkels bis zum medialen Unterschenkel (Versorgungsgebiet des Nervus saphenus). In seltenen Fällen kann auch eine zentrale Monoparese zu den Symptomen eines L4-Syndroms führen.
Diagnostik
Grundlage ist zunächst eine ausführliche Anamnese und eine gründliche neurologische Untersuchung, bei der vor allem auf Paresen, Sensibilitätsstörungen und das umgekehrte Lasegue-Zeichen geachtet werden sollten. Wichtig ist auch die Überprüfung des Patellarsehnenreflexes und des Adduktorenreflexes.
An bildgebender Diagnostik sollte ein Kernspintomographie des Rückenmarks, ggf. bei Verdacht auf zentrale Monoparese auch des Gehirns erfolgen. Eine Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule ist ebenfalls sinnvoll.
Die Elektromyographie dient der Abschätzung des Ausmaßes der neurogenen Schädigung.
Therapie
Die Therapie ist abhängig von der Ursache des L4-Syndroms. Ein Bandscheibenvorfall wird häufig konservativ mit Physiotherapie, physikalischer Therapie und Medikamenten behandelt, bei ausgeprägter Parese besteht jedoch eine OP-Indikation. Ein Tumor sollte operativ entfernt werden.
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