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Koronarangiografie

(Weitergeleitet von Koronarangiogramm)

Synonyme: Koronarangiographie, Konventionelle Koronarangiografie, Selektive Koronarangiografie
Englisch: coronary angiography

1. Definition

Die Koronarangiografie ist ein invasives bildgebendes Verfahren, das mit Hilfe von Kontrastmitteln den Innenraum (Lumen) der Herzkranzgefäße sichtbar macht. Sie ermöglicht damit die Darstellung von Koronarstenosen. Die Untersuchung wird mit Hilfe eines Linksherzkatheters durchgeführt.

Das Untersuchungsergebnis nennt man Koronarangiogramm.

2. Ablauf

Als Zugang für den Katheter dient meist die Arteria femoralis, alternativ ist aber auch ein Zugang über die Arteria radialis möglich. Nachdem der Linksherzkatheter vorgeschoben und in der Aorta ascendens in die richtige Position gebracht wurde, wird schubweise ein Kontrastmittel durch den Katheter injiziert, das sich in den Koronararterien verteilt. Den Injektionsvorgang und die Perfusion der Koronararterien dokumentiert man mittels Röntgendurchleuchtung. Die Bildfolge wird auf einem digitalen Speichermedium abgelegt und anschließend analysiert.

3. Projektionen

Bei der Koronarangiografie werden spezielle Projektionen verwendet, um die Koronargefäße ohne Verzerrung darzustellen und Überlagerungen zu vermeiden. Der Strahlengang wird dazu in verschiedenen Winkeln zur Medianebene sowie zur Horizontalebene eingestellt. Bei einer RAO-Projektion befindet sich der Bildverstärker rechts vom Patienten, bei einer LAO-Projektion links vom Patienten. Zusätzlich wird der Bildverstärker nach kranial oder kaudal anguliert. Zur Beurteilung der linken Koronararterie werden bei der Koronarangiografie zum Beispiel folgende 6 Standardprojektionen genutzt:

  • RAO 5-15°
  • RAO 30° kaudal 20°
  • RAO 10-30° kranial 20°
  • LAO 50-60° kranial 20°
  • LAO 40-50° kaudal 20° ("Spider-View")
  • Linkslaterale Projektion (90°)

4. Indikationen

Die Indikation zur diagnostischen Koronarangiographie wird von der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens relevanter Koronarstenosen auf der Basis von Alter, Geschlecht und Symptomen abhängig gemacht. Wenn eine Wahrscheinlichkeit unter 15 % vorliegt, wird zunächst keine weitere Diagnostik empfohlen. Liegt die Wahrscheinlichkeit zwischen 15 und 85 %, ist eine nichtinvasive Diagnostik angezeigt. Eine Wahrscheinlichkeit über 85% macht eine Koronarangiografie notwendig. Darüber hinaus ist eine diagnostische Koronarangiografie in folgenden Situationen gerechtfertigt:

  • akutes Koronarsyndrom
  • anhaltende höhergradige Angina pectoris (CCS-Klasse III und IV) unter medikamentöser Therapie
  • Angina pectoris mit erstmals diagnostizierter eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (EF < 50 %)
  • Nachweis pathologischer Veränderungen der Koronararterien in nichtinvasiven Untersuchungen - vor allem wenn die KHK-Symptome medikamentös nicht beherrschbar sind

5. Beurteilung

Bei der Befundung der Koronarangiografie werden der Stenosegrad, die Stenosemorphologie und die Koronardurchblutung (TIMI-Klassifikation) beurteilt.

5.1. Stenosegrad

Koronarstenosen werden in Prozent des ursprünglichen Lumens angegeben. Für diese Angabe wird der Längsdurchmesser, nicht der Querschnitt verwendet. Ab einer Einengung des Längsdurchmessers von 25% liegt nach den Kriterien der American Heart Association (AHA) eine geringgradige Koronarstenose vor.

AHA-Einteilung der Koronarstenosen
Grad Stenose Beschreibung
Längsdurchmesser Querschnitt
0 < 25 % < 44 % diffuse Koronarsklerose, Konturunregelmäßigkeiten
I 25 - 50 % 45 - 75 % geringradige Stenose
II 50 - 75 % 75 - 94 % mittelgradige Stenose
III 75 - 90 % und > 90 % 94 - 99 % und > 99 % hochgradige bzw. kritische Stenose
IV 100 % kompletter Gefäßverschluss

5.2. Stenosemorphologie

Des Weiteren werden die Koronarstenosen nach ihrer Morphologie differenziert:

AHA-Einteilung der Stenosemorphologie
Stenose-Typ Morphologie
A
  • kurzstreckige (< 10 mm), konzentrische, glatt begrenzte Stenose
  • ohne oder mit geringer Kalkeinlagerung
B

B1 = 1 Kriterium erfüllt; B2 = 2 oder mehr Kriterien erfüllt

C
  • langstreckige (> 20 mm), komplexe Stenose
  • extrem anguliertes Segment (>90°)
  • ausgeprägt geschlängeltes Gefäß
  • im Bereich von Bifurkationen großer, ungeschützter Seitenäste oder in degenerierten Venenbypässen

C1 = 1 Kriterium erfüllt; C2 = 2 oder mehr Kriterien erfüllt

6. Aussagekraft

Die konventionelle Koronarangiografie ist derzeit (Stand 2019) noch die Methode mit der höchsten Aussagekraft bei atherosklerotischen Veränderungen der Koronararterien.

7. Risiken

Als invasive Methode ist die Koronarangiografie nicht ohne Risiken. Zu ihnen gehören unter anderem:

Dazu kommen unspezifische Risiken wie Hämatom, Nachblutung, verzögerte Wundheilung oder Infektion.

Bei lege artis durchgeführter Technik ist die Häufigkeit schwerwiegender Komplikationen relativ gering und liegt in spezialisierten Zentren meist unter 1 %. Als Qualitätskennzahl wird die Anzahl der schweren kardialen und zerebrovaskulären Komplikationen (MACCE) verwendet.

Die Koronarangiografie erzeugt durch die Dauer der Untersuchung eine vergleichsweise hohe Strahlenbelastung.

8. Alternativen

Als Alternative zum konventionellen Vorgehen kommt die so genannte "virtuelle" Koronoarangiografie in Betracht. Hier werden 2 Verfahren eingesetzt:

Der Vorteil dieser Methoden liegt darin, dass sie nicht-invasiv, d.h. deutlich risikoärmer sind. Beim Kardio-MRT kommt noch die geringere Strahlenbelastung hinzu. Die Aussagekraft der Untersuchungen wird unterschiedlich beurteilt, so dass sie zur Zeit (2022) in Deutschland vor allem als Filteruntersuchungen zum Einsatz kommen. Mit zunehmender Verbesserung der Bildauflösung, insbesondere des MRT, werden sie die konventionelle Technik jedoch zunehmend verdrängen.

Stichworte: Herz, Herzkranzgefäße
Fachgebiete: Diagnostik, Kardiologie

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