Kindernotarzt
Synonyme: Babynotarzt, Kinder-Notarzt, Baby-Notarzt
Definition
Ein Kindernotarzt ist ein Notarzt mit spezieller Qualifikation in der pädiatrischen Notfall- und Intensivmedizin, der bei präklinischen Notfällen und dringlichen Intensivtransporten im Kindesalter hinzugezogen wird. Er ergänzt das Team vor Ort durch Fachwissen und Erfahrung in der Versorgung von Neugeborenen, Säuglingen und Kindern mit kritischen Erkrankungen oder Verletzungen.
Hintergrund
Lebensbedrohliche pädiatrische Notfälle im Rettungsdienst sind vergleichsweise selten. Das Kindernotarzt-System ist daher in Deutschland nicht flächendeckend etabliert und uneinheitlich geregelt. In einigen wenigen Großstädten gibt es durchgehend einen abrufbaren Kindernotarzt im Anwesenheitsdienst, der bei definierten Einsatzindikationen von der Rettungsleitstelle parallel zum regulären Notarzt- und Rettungsdienst mit alarmiert wird.[1][2]
In einigen anderen Städten und Landkreisen kann der Notarzt einen Kindernotarzt nachalarmieren, wenn noch am Einsatzort komplexe Maßnahmen erforderlich sind und kein rascher Transport („Load and Go“) in die Kinderklinik möglich ist. Eine weitere Einsatzindikation sind zudem dringliche Verlegungen, z.B. nach geburtshilflichen Notfällen, Notsectios oder Neugeborenenreanimation in Kliniken, die über keine eigene pädiatrische Abteilung verfügen. Da es sich der Kindernotarzt bei diesem System häufig im Rufdienst befindet, können entsprechend lange Anfahrtszeiten entstehen.[3][4]
Einsatzindikation
Einsatzindikationen für den Kindernotarzt sind z.B.:
- kritisch erkrankte Neugeborene und Säuglinge
- schwere respiratorische Notfälle mit Notwendigkeit invasiver Maßnahmen (z.B. Intubation)
- Schockzustände (z.B. septischer, hypovolämischer oder anaphylaktischer Schock)
- Polytrauma und schwere Verletzungen im Kindesalter
- Reanimationen und vital bedrohlichen Herzrhythmusstörungen
- seltene Stoffwechsel- und Intoxikationsnotfälle
Qualifikation
Bisher (2025) ist die Qualifikation in Deutschland nicht einheitlich geregelt. In der Regel sind Kindernotärzte Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin mit der Zusatzweiterbildung Notfallmedizin und umfassender Erfahrung in der neonatologischen Intensivmedizin. In seltenen Fällen sind auch Fachärzte für Anästhesiologie mit einschlägiger Erfahrung in der Versorgung kritisch kranker Kinder („Kinderanästhesist“) als Kindernotarzt tätig.
In vielen Fällen verfügen Kindernotärzte über weitere Qualifikationen, z.B. das EPC-, EPALS- oder PALS-Zertifikat.
Quellen
- ↑ LMU Klinikum München, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital: Kindernotarztdienst, abgerufen am 05.09.2025
- ↑ Feuerwehr Frankfurt: Baby-NEF, abgerufen am 05.09.2025
- ↑ Marienhospital Witten: Baby-Notarzt Tansportdienst, abgerufen am 05.09.2025
- ↑ Kreisklinik Roth: Ein Jahr Baby-Notarztdienst mit dem Klinikum Nürnberg. Zuletzt abgerufen am 05.09.2025
Literatur
- Katzenschlager et al. Vorhaltung und Einsatzbereitschaft von spezialisierten Rettungsmitteln für Kindernotfälle – eine prospektive Umfrage unter den Ärztlichen Leitern Rettungsdienst in Deutschland. Notfall Rettungsmed (2025). https://doi.org/10.1007/s10049-025-01486-8
- Kraus et al. Prähospitale Maßnahmen in der Kinder- und Jugendtraumatologie – eine Umfragestudie unter Kindertraumatologen. Notfall Rettungsmed (2025). https://doi.org/10.1007/s10049-025-01542-3
- „Pädiatrisches Notfallmanagement für Rettungsdienst und Notfallmedizin“ von Christian Gernoth, Matthias Klausmeier, Maximilian Rhiem und Arthur Schröder (2024)
- Feuerwehr Frankfurt am Main. Baby-Notarzteinsatzfahrzeuge (Baby-NEF), abgerufen am 04.09.2025
- GNPI. Qualifikation Neugeborenennotarzt. Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, 2024
- Selig et al. Prehospital pediatric emergencies in Austrian helicopter emergency medical service – a nationwide, population-based cohort study. Wien Klin Wochenschr 123, 552–558 (2011). https://doi.org/10.1007/s00508-011-0006-z