Emergency Pediatric Care

In Deutschland wird der EPC-Kurs seit 2014 vom Deutschen Berufsverband Rettungsdienst e. V. (DBRD) angeboten, der die Inhalte an nationale Leitlinien und Gegebenheiten anpasst.

Pädiatrische Notfälle treten im Rettungs- und Notarztdienst deutlich seltener auf als Notfälle bei Erwachsenen, stellen die Einsatzkräfte jedoch vor besondere Herausforderungen. Kinder unterscheiden sich in Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie grundlegend von Erwachsenen, was Diagnostik und Therapie erschwert. Hinzu kommen altersabhängige Unterschiede in Kommunikation und Interaktion, die das Vorgehen weiter komplizieren. Obwohl Kindernotfälle Teil der rettungsdienstlichen Ausbildung sind, führen ihre Seltenheit im Einsatz sowie die damit verbundene geringe praktische Erfahrung häufig zu Unsicherheiten im Team, verstärkt durch die hohe emotionale Belastung bei der Versorgung junger Patienten.

Im Mittelpunkt des Kurses steht das strukturierte Vorgehen bei pädiatrischen Notfällen. Die Teilnehmenden lernen, anhand des pädiatrischen Beurteilungsdreiecks (Pediatric Assessment Triangle) bereits beim ersten Eindruck eine Einschätzung von Allgemeinzustand, Atmung und Kreislauf vorzunehmen. Darauf folgen Primary Survey und Secondary Survey, die systematisch durch Untersuchung, Diagnostik und Interventionen führen.

Behandelt werden die häufigsten und potenziell lebensbedrohlichen Krankheitsbilder im Kindesalter:

• Akute Atemwegsprobleme wie Obstruktionen, Asthma oder Bronchiolitis
• Schockzustände unterschiedlicher Genese (hypovolämisch, distributiv, kardiogen)
• Krampfanfälle bis hin zum Status epilepticus
• Traumatische Verletzungen, insbesondere Polytrauma und Schädel-Hirn-Trauma
• Reanimationssituationen nach den aktuellen ERC-Leitlinien

Darüber hinaus thematisiert EPC besondere Einsatzsituationen, wie die Versorgung bei Missbrauchsverdacht, den Umgang mit plötzlichem Kindstod und die psychologische Betreuung von Angehörigen.

Zentrales Ziel des EPC-Kurses ist es, Rettungskräften ein praxisnahes und sicheres Konzept zu vermitteln, mit dem pädiatrische Notfälle frühzeitig erkannt und adäquat behandelt werden können. Neben Fachwissen steht die Reduktion von Unsicherheiten im Vordergrund, die im Einsatz häufig zu Fehlentscheidungen führen.

Schwerpunkte sind die strukturierte Ersteinschätzung, praxisnahes Training wichtiger Fertigkeiten wie das intraossäre Zugangsmanagement sowie die Sensibilisierung für Risiken, etwa die unbedachte Intubation durch Unerfahrene. Ergänzend werden leitliniengerechte Maßnahmen, ein sicherer Umgang mit alters- und gewichtsbasierten Medikamentendosierungen sowie die Kommunikation im Team und mit Eltern vermittelt.

Der Kurs umfasst zwei Tage mit insgesamt 16 bis 18 Unterrichtseinheiten. Er kombiniert theoretische Einheiten mit praxisorientierten Skillstationen sowie realitätsnahen Szenariotrainings, in denen das erlernte Wissen direkt angewendet wird. Am Ende erfolgt eine schriftliche Prüfung, ergänzt durch eine praktische Bewertung anhand von Fallszenarien. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmenden ein international anerkanntes NAEMT-Zertifikat, das vier Jahre gültig ist.

Der EPC-Kurs richtet sich an alle, die in der präklinischen oder klinischen Notfallversorgung von Kindern tätig sind. Dazu gehören Notärzte, Notfallsanitäter, Rettungssanitäter, Notfall- und Intensivpflegekräfte sowie Medizinstudierende in höheren Semestern. Durch die internationale Standardisierung ist der Kurs auch für Einsatzkräfte interessant, die in gemischten Teams oder im Ausland tätig werden.

• NAEMT: Emergency Pediatric Care (EPC) Provider Course
• DBRD – Deutscher Berufsverband Rettungsdienst e. V. EPC-Kurs
• European Resuscitation Council (ERC): Guidelines for Pediatric Life Support 2021
• AWMF-Leitlinien (z.B. Akute Atemwegsobstruktion im Kindesalter, Schock bei Kindern)