Kinderanästhesist
Synonym: Facharzt für Anästhesiologie und spezielle Kinderanästhesie
Definition
Ein Kinderanästhesist ist ein Facharzt für Anästhesiologie, der über umfangreiche Erfahrung in der perioperativen Versorgung von kritisch kranken Kindern verfügt.
Hintergrund
Der Begriff wird bisher (2025) nicht einheitlich verwendet. Die anästhesiologische Betreuung von Kindern ist Teil der Facharztweiterbildung. Routineeingriffe und nicht wesentlich vorerkrankte Kinder werden daher in der Regel nicht von einem spezialisierten Kinderanästhesisten betreut. Bei Frühgeborenen, komplexen Eingriffen oder schweren Vorerkrankungen wird jedoch von den Fachgesellschaften die Anwesenheit eines Kinderanästhesisten empfohlen.
Weiterbildung
Bisher (2025) gibt es keine einheitliche Zusatzweiterbildung. Einige Universitätskliniken bieten jedoch strukturierte Weiterbildungskonzepte an, die den Empfehlungen der DGAI (Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin) zum Erwerb des Zertifikats „spezielle Kinderanästhesie“ entsprechen.
Zertifikat „spezielle Kinderanästhesie“ der DGAI
Die DGAI vergibt das entsprechende Zertifikat nach erfolgreicher Weiterbildung. Voraussetzungen und Inhalte der Weiterbildung sind:
- Facharztanerkennung Anästhesiologie
- Nachweis der theoretischen Kenntnisse (fakultativ mit Seminarbesuch) in einer mündlichen Prüfung
- regelmäßige Tätigkeit in einem spezialisierten Bereich für Kinderanästhesie über mindestens 12 Monate
- regelmäßige anästhesiologische Betreuung von Früh- und Neugeborenen, Säuglingen und kritisch kranken oder intensivmedizinisch versorgten Kindern
- Nachweis spezieller praktischer Techniken
- mind. 100 intravenöse Zugänge (davon 25 bei Frühgeborenen, Neugeborenen oder Säuglingen)
- mind. 2 intraossäre Zugänge
- zentralvenöse/peripher-zentralvenöse Katheterisierungen inkl. Einsatz von Sonographie
- arterielle Punktion und Kanülierung
- mind. 100 endotracheale Intubationen (davon 25 bei Frühgeborenen, Neugeborenen oder Säuglingen)
- mind. 20 supraglottische Atemwege (davon 5 bei Frühgeborenen, Neugeborenen oder Säuglingen)
- Management des erwartet schwierigen Atemwegs inkl. fiberoptischer Wachintubation
- mind. je 25 zentrale und periphere Regionalanästhesieverfahren
- Nachweis eines umfassenden Notfalltrainings zur Kinderreanimation (z.B. EPLS)
Literatur
- DGAI-Info: Spezielle Kinderanästhesie. Anästh Intensivmed, 2011