Karl Landsteiner
Definition
Karl Landsteiner war ein österreichischer Pathologe und Serologe, der im Jahre 1901 das AB0-System der Blutgruppen entdeckte, wofür er 1930 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt. 40 Jahre später entdeckte er mit zwei weiteren Forschern den Rhesusfaktor. Er wurde 1868 in Baden geboren und starb 1943 in New York.
Leben
Als Sohn eines überregional bekannten Journalisten studierte er nach Ablegung seiner Matura ab 1885 an der Universität Wien Medizin und erlangte 6 Jahre später die Promotion. Schon während seines Studiums war er wissenschaftlich tätig und publizierte unter anderem einen Artikel über den Einfluss von Diäten auf die Blutzusammensetzung. Nach Beendigung des Studiums arbeitete er in mehreren Laboratorien unter der Leitung renommierter Professoren, bis er schließlich 1896 wieder nach Wien zurückkehrte, um bei dem berühmten Chirurgen Theodor Billroth eine Assistentenstelle zu übernehmen.
Nach dem Abschluss dieser praktischen Ausbildung wurde er im Hygienischen Institut der Stadt Wien tätig und stellte diverse Forschungen zur Immunität und Antikörpern an. Daraufhin verschlug es ihn endgültig in die Pathologie, in der er auch 1903 habilitierte und schließlich 8 Jahre später zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Hier beobachtete er zum ersten Mal den Prozess der Hämagglutination.
In seiner wissenschaftlichen Arbeit mit dem Titel: „Über Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes“ zog er das erste Mal das Vorhandensein von 3 unterschiedlichen menschlichen Blutgruppen in Erwägung, die er auch später tatsächlich nachweisen konnte (A, B und C - heutzutage als 0 oder O bezeichnet). Die Blutgruppe AB wurde hingegen von zwei anderen Forschern, die unter der Leitung von Karl Landsteiner arbeiteten, entdeckt. Auf Basis dieser Entdeckungen war eine erfolgreiche Bluttransfusion im Jahre 1907 im Mount Sinai Hospital New York möglich. Vor Landsteiners Entdeckung wurde angenommen, dass Zellen der gleichen Blutgruppe bei Kontakt zugrunde gehen würden.
Spätere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass Menschen mit der Blutgruppe AB Universalempfänger sind und somit Blut aller anderen AB0-Gruppen beschwerdefrei erhalten können. Menschen mit der Blutgruppe 0 können hingegen als Universalspender für Patienten mit allen anderen AB0-Blutgruppen Erythrozyten spenden. Dies kann mithilfe der Antikörperbildung der unterschiedlichen Blutgruppen erklärt werden, der so genannten Isoagglutinine. In der heutigen Zeit ist es üblich, lediglich ein Erythrozytenkonzentrat ohne das Antikörper enthaltende Plasma zu übertragen.
Für die Entdeckung des AB0-Systems der Blutgruppen erhielt Karl Landsteiner 1930 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Interessanterweise fokussierte er während dieser Zeit seine Forschungen auch auf die Poliomyelitis und war maßgeblich an der Entdeckung des Poliovirus beteiligt, wofür er nach seinem Tod in die Polio Hall of Fame aufgenommen wurde. 1919 ging er nach Den Haag und veröffentlichte neben seiner Tätigkeit 12 Artikel im Bereich der Serologie, wobei er als erster die Funktion eines Haptens beschrieb. Zusätzlich war er auch für die Herstellung von Alt-Tuberkulin zuständig. Nur 3 Jahre darauf folgte er dem Ruf des Rockefeller-Instituts nach New York. Hier gelang ihm eine weitere bahnbrechende Entdeckung, als er mit zwei seiner Schüler als Erster den Rhesusfaktor beschrieb. Im Alter von 75 Jahren erlitt Karl Landsteiner während der Arbeit einen Herzinfarkt, an dem er 2 Tage darauf verstarb.
Ehrungen
- 1927 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
- 1941 Foreign Member of the Royal Society in London
- 1926 Preis der Hans-Aronson-Stiftung
- 1930 goldene Paul-Ehrlich-Medaille, Cameron-Preis der Universität von Edinburgh
- 1931 Ehrenmitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien
Werke
- "Über die Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes", 1901.
- "Über die Abhängigkeit der serologischen Spezifität von der chemischen Struktur", 1918.
- "Spezifische Serumreaktionen mit einfach zusammengesetzten Substanzen bekannter Konstitution", 1920.
- "Serologische Studien über das Blut von Menschenaffen", 1925.
- "On Individual Differences in Human Blood", 1928.
- "Die Blutgruppen und ihre praktische Bedeutung besonders für die Bluttransfusion", 1930.
- "Die Spezifität der serologischen Reaktionen", 1933.
- "Der Rhesusfaktor", 1940.
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