Metabolisches Syndrom
Synonyme: Syndrom X, Insulinresistenzsyndrom, IRS, Reaven Syndrom, "Wohlstandssyndrom", "tödliches Quartett"
Englisch: metabolic syndrome
Definition
Der Begriff Metabolisches Syndrom bezeichnet die Kombination von gestörtem Kohlenhydratstoffwechsel, Hypertonie, Dyslipoproteinämie und Adipositas.
IDF-Kriterien
Nach den Kriterien der International Diabetes Federation (IDF) von 2005 ist das metabolische Syndrom definiert durch:
- Zentrale (stammbetonte) Adipositas mit Taillenumfang von ≥ 80 cm (Frauen) bzw. ≥ 94 cm (Männer) sowie
- zusätzlich zwei der vier folgenden Faktoren:
- erhöhte Triglyceride: ≥ 150 mg/dL (1,7 mmol/L)
- erniedrigtes HDL-Cholesterin: Frauen: < 50 mg/dL (1,29 mmol/L), Männer: < 40 mg/dL (1,03 mmol/L)
- erhöhten Blutdruck: Systolisch ≥ 130 mmHg oder Diastolisch ≥ 85 mmHg
- Nüchternblutzucker ≥ 100 mg/dL (5,6 mmol/L) oder Diabetes mellitus Typ 2
Erweiterte Kriterien sind Hyperurikämie, gestörte Fibrinolyse, Mikroalbuminurie, Hyperandrogenämie (bei Frauen).
Epidemiologie
Die Prävalenz des metabolischen Syndroms ist schwer zu bestimmen, da verschiedene Kriterien, etwa für den Taille-Hüft-Quotienten, je nach Gesellschaft (WHO, International Diabetes Federation) variieren. Nach einer Studie von 2015 schwankte der Anteil in der arbeitenden, deutschen Bevölkerung daher zwischen 0,9 und 7,3 %.
Pathophysiologie
Der dem metabolischen Syndrom wahrscheinlich zugrunde liegende Defekt ist eine periphere Insulinresistenz und die damit verbundene chronische Hyperinsulinämie. Das metabolische Syndrom wird als Vorstufe des Diabetes mellitus Typ 2 (Prädiabetes) angesehen.
Diagnose
Nach den ATP-III-Kriterien wird die Diagnose eines metabolischen Syndroms gestellt, wenn mindestens drei der folgenden fünf Komponenten vorliegen:[1]
- Abdominale Fettgewebsvermehrung mit androider Fettverteilung (Taillenumfang > 102 cm bei Männern, > 88 cm bei Frauen)
- Nüchtern-Triglyceride von mindestens 150 mg/dl
- HDL-Fraktion von unter
- 50 mg/dl (bei Frauen)
- 40 mg/dl (bei Männern)
- Systemarterieller Blutdruck von mindestens 130/85 mmHg
- Nüchternblutzucker von mindestens 110 mg/dl
Risikofaktoren
Klinik
Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen. Zusätzlich ist das metabolische Syndrom mit einer höheren Inzidenz von Fettlebererkrankungen und Cholelithiasis vergesellschaftet.
Therapie
Im Vordergrund steht die Reduktion der Hyperinsulinämie und der Dyslipidämie. Eine erhebliche Besserung wird häufig bereits durch Lebensstilveränderungen erzielt. Wichtig sind ein regelmäßiges körperliches Training, eine Gewichtsreduktion und eine Ernährungsumstellung. Diese Maßnahmen können sowohl den Insulinhaushalt als auch die Cholesterinwerte beeinflussen. Zusätzlich sollten Risikofaktoren, wie Nikotin und Alkohol gemieden werden. Eine Hypertonie sollte medikamentös eingestellt sein. Bei andauernder Dyslipidämie und/oder Hyperglykämie ist ebenfalls eine medikamentöse Therapie indiziert.
In individuellen Fällen und nach Versagen konservativer Therapiemaßnahmen kann ein operativer Magenbypass indiziert sein. Das am häufigsten durchgeführte Verfahren ist der Roux-en-Y-Magenbypass.
Quellen
Literatur
- Ladebeck et al. Prävalenz des metabolischen Syndroms bei Erwerbstätigen. Kritische Betrachtung verschiedener Definitionsmöglichkeiten. Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie, 2015
- Amihăesei, Chelaru. Metabolic syndrome a widespread threatening condition; risk factors, diagnostic criteria, therapeutic options, prevention and controversies: an overview, Rev Med Chir Soc Med Nat Iasi, 2014
- American Heart Association - What Is Metabolic Syndrome?, abgerufen am 25.10.2021