Os hyoideum
von altgriechisch: ῡ̔οειδής ("huoeides") - U-förmig
Synonyme: Zungenbein, "Hyoid"
Englisch: hyoid bone
Definition
Das Os hyoideum ist ein kleiner, hufeisenförmiger Knochen, der bisweilen zu den Schädelknochen gezählt wird. Er ist über das rechte und linke Ligamentum stylohyoideum mit den gleichnamigen Fortsätzen (Processus) des Os temporale verbunden und besitzt keine Gelenkverbindung zu anderen Knochen.
Anatomie
Übersicht
Das Os hyoideum liegt etwa auf Höhe des dritten bis vierten Halswirbels. Es lassen sich folgende relevante Strukturen unterscheiden:
- Zungenbeinkörper (Corpus ossis hyoidei)
- Große Zungenbeinhörner (Cornua majora ossis hyoidei)
- Kleine Zungenbeinhörner (Cornua minora ossis hyoidei)
Muskulatur
Am Os hyoideum inserieren folgende Muskeln:
- Obere Zungenbeinmuskulatur (Suprahyale Muskulatur)
- Teile der unteren Zungenbeinmuskulatur (Infrahyale Muskulatur)
Darüber hinaus dient das Os hyoideum als Ursprung für:
- Teile der Rachenmuskulatur
- Teile der äußeren Zungenmuskulatur
Bänder
Am Os hyoideum setzen zahreiche Bänder an, welche die Bewegungen des Zungenbeins auf den Kehlkopf übertragen:
- Ligamentum hyoepiglotticum: vom oberen Rand des Os hyoideum zur Vorderseite der Epiglottis
- Ligamentum thyrohyoideum medianum: vom Corpus zur Incisura thyroidea superior des Schildknorpels
- Ligamentum thyrohyoideum laterale: läuft beidseits vom Unterrand der Cornua majora zu den Cornua superiora des Schildknorpels, beherbergt die kleine Cartilago triticea
- Membrana thyrohyoidea: Faserzüge zwischen dem lateralen und medianen Band
Das Ligamentum stylohyoideum befestigt das Os hyoideum kranial am Processus styloideus des Os temporale.
Gefäßversorgung
Das Os hyoideum wird durch die Arteria lingualis mit Blut versorgt.
Embryologie
Die kleinen Zungenbeinhörner entwickeln sich aus dem Reichert-Knorpel des 2. Schlundbogens, die großen Zungenbeinhörner und der Zungenbeinkörper des Os hyoideum aus dem 3. Schlundbogen.
Ossifikation
Die enchondrale Ossifikation des Zungenbeins beginnt an den Cornua minora und erfolgt relativ spät. Sie geht von insgesamt 6 Ossifikationszentren aus, jeweils einem pro Horn und zweien im Zungenbeinkörper. Nach der Geburt liegt die Struktur noch überwiegend knorpelig vor, die Verknöcherung endet spätestens mit der Pubertät.
Funktion
Das Zungenbein dient bei Schluckbewegungen der Kraftübertragung zwischen der supra- und infrahyalen Muskulatur sowie der Rachenmuskulatur. Dabei agiert es als bewegliches Widerlager und Ansatzpunkt für die Kraftumlenkung. Durch seine ligamentäre Befestigung an der Schädelbasis fixiert es den Kehlkopf gegen die Gravitationskraft und den Muskelzug der infrahyalen Muskulatur.
Klinik
Eine Zungenbeinfraktur im Rahmen eines Halstraumas kommt aufgrund der Verschieblichkeit des Knochens sehr selten vor. In der Rechtsmedizin ist sie ein Hinweis auf eine fokussierte Gewalteinwirkung auf den Hals, z.B. beim Erhängen oder Erdrosseln.