Histiozytäre ulzerative Kolitis (Hund)
Synonym: Boxer- oder Bulldoggenkolitis
Definition
Die histiozytäre ulzerative Kolitis des Hundes ist eine seltene Dickdarmerkrankung, die mit blutigen Durchfallepisoden und Abmagerung einhergeht.
Vorkommen
Die histiozytäre ulzerative Kolitis betrifft vorwiegend jüngere Boxerhunde und Französische Bulldoggen aus bestimmten Zuchten. Sporadisch tritt die Erkrankung auch bei anderen Hunderassen auf.
Ätiologie
Aufgrund des gehäuften Auftretens bei Boxerhunden und Bulldoggen wird eine familiäre Prädisposition vermutet.
Neueren Untersuchungen zufolge lassen sich in den PAS-positiven Makrophagen aus den tiefen Schichten der ulzerierten Mukosa Überreste von Escherichia coli nachweisen. Diese Bakterien scheinen ähnliche pathophysiologische Eigenschaften zu haben wie jene spezifischen Escherichia-coli-Stämme (Coli LF82), die beim Morbus Crohn des Menschen gehäuft von der Schleimhaut kultiviert werden können. Anders als die kommensalen Escherichia coli besitzen diese Bakterien enteroinvasive Fähigkeiten.
Pathogenese
Es wird angenommen, dass bei gewissen Boxerhunden defektspezifische Rezeptoren der angeborenen Immunität (Toll-like Rezeptoren) vorkommen, welche eine Infektion mit diesen enterovasiven Escherichia-coli-Stämmen begünstigen.
Bei der histiozytären ulzerativen Kolitis kommt es dann zu einer vermehrten Infiltration der Mukosa mit Plasmazellen, Lymphozyten und PAS-anfärbbaren Polysaccharideinschlüssen enthaltenden Makrophagen, die zur Ausbildung der typischen Symptome führen.
Klinik
Zu Beginn der Erkrankung beschränken sich die Symptome auf einen mukoiden Durchfall. Bei Fortschreiten bzw. in schweren Fällen kommen Ulzerationen hinzu, die sich in Palpationsschmerz, Tenesmen und Hämatochezie klinisch manifestieren. Betroffene Hunde leiden häufig auch an Erbrechen, wechselnder Appetit sowie Abmagerung.
Ausgeprägte Ulzerationen gehen mit chronischen Blutungen und einer leichten regenerativen Anämie sowie Hypoproteinämie einher.
Komplikationen
Im Rahmen der Heilungsphase der Ulzera kann es zu lokalen Wandverdickungen kommen, die teilweise auch Lumeneinengungen sowie Strikturen hervorrufen.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der typischen Rasse und mittels Endoskopie sowie Probenentnahme und anschließender pathohistologischer Befundung gesichert.
Therapie
Die endoskopischen Biopsien sind mittels bakterieller Kultur auf mögliche Bakterien zu testen - gleichzeitig ist auch ein Antibiogramm anzufertigen. Studien haben jedoch gezeigt, dass Boxer mit histiozytärer ulzerativer Kolitis gut auf eine mehrwöchige Therapie mit Enrofloxacin (5 mg/kgKG 2x täglich p.o.) ansprechen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3