Hefeendometritis (Pferd)
Synonym: Pilz-bedingte Endometritis
Definition
Die Hefeendometritis ist eine Form der chronisch-infektiösen Endometritis beim Pferd, bei der vorrangig Hefen, aber auch andere Pilze beteiligt sind.
Ätiologie
Hefeendometritiden im engeren Sinn werden durch Candida spp. ausgelöst. Allerdings werden auch Infektionen durch Aspergillus spp. und Mucor spp. diesem Begriff zugeordnet, obwohl es sich dabei um keine Hefen handelt.
Eine Infektion wird meistens iatrogen verursacht, z.B. durch intrauterine Antibiotikatherapien oder durch die wiederholte Verwendung von antibiotikahaltigen Samenverdünnern im Rahmen einer künstlichen Besamung.
Pathogenese
Ein gesunder Uterus ist normalerweise äußerst widerstandsfähig gegenüber Pilzen und Hefen. Bei Kontakt mit den Pathogenen reagiert er mit einer akut-entzündlichen Reaktion, weshalb eine äußerst effektive Eliminierung der Erreger erfolgt. Aufgrund der Schutzmechanismen kommt es in den meisten Fällen zu keiner persistierenden Endometritis, sodass die Fertilität betroffener Stuten nicht negativ beeinflusst wird.
Im Gegensatz dazu weisen Stuten mit chronischen Endometritiden aufgrund einer Hefe- oder Pilzinfektion meist vorberichtlich eine chronisch-bakterielle Endometritis auf. Zur Infektion mit den Pilzen kommt es in den meisten Fällen iatrogen. Mithilfe von intrauterinen Antibiosen zur Behandlung einer bakteriell verursachten Endometritis (obsolet) lassen sich zwar in vielen Fällen die Bakterien eliminieren, jedoch können die im Uterus vorhandene Hefen und Pilze das vorgeschädigte Endometrium leicht infizieren. Stuten, die gleichzeitig eine verminderte Immunabwehr besitzen, entwickeln so rasch eine persistierende Hefeendometritis.
Zur Diskussion steht auch die Frage, ob antibiotikahaltige Samenverdünner prädisponierend für Hefe- und Pilzinfektionen im Uterus sind. Es wird daher angenommen, dass bei wiederholten Besamungen mit antibiotikahaltigen Samenportionen die Vaginalflora von Stuten so stark gestört wird, dass Hefen und andere Pilze sich ungehindert vermehren und ausbreiten können. Nach einer aszendierenden Besiedlung kommt es auch zur Infektion des Uterus mit Ausbildung einer klinisch manifesten Hefeendometritis.
Klinik
Hefe- bzw. pilzbedingte Endometritiden fallen v.a. dann auf, wenn sich eine chronische Endometritis nicht oder nur vorübergehend nach einer antibiotischen Therapie bessert. Durch die massive Infektion entwickelt sich meistens ein hochgradig gefüllter Uterus mit grau-schleimig und trübem Sekret. Die Zervixschleimhaut sowie das Endometrium erscheinen schmutzig-dunkelrot verfärbt und deutlich entzündet.
Bei der Uterusspülung kann das Sekret aufgrund der Konsistenz nur schwer aus dem Uterus abgehebert werden. Im transrektalen Ultraschallbild stellt sich die Uterusfüllung dementsprechend echodicht ("Schneegestöber") dar.
Diagnose
Als Diagnostik ist eine ausführliche Anamnese sowie gründliche klinische und gynäkologische Untersuchung notwendig.
Da auch bei klinisch gesunden Stuten gelegentlich auch Pilze nachgewiesen werden können, ist ein einmaliger Nachweis von Pilzerregern in Zervixtupferproben nicht beweisend. Um die Diagnose sichern zu können, ist ein wiederholter Nachweis des gleichen Erregers erforderlich. Bei chronischen Hefeendometritiden können die Erreger auch histologisch durch eine Endometriumbiopsie nachgewiesen werden.
Therapie
Akute Hefeendometritiden sind mit Rosseinduktionen (Applikation von PGF2α) sowie wiederholten Uterusspülungen mit 0,9%iger NaCl-Lösung zu behandeln.
Die Therapie einer chronischen Hefeendometritis hingegen ist äußerst langwierig. Hierfür empfiehlt sich die intrauterine Applikation von 5%iger Enilconazol-Lösung. Bei dieser Therapie wird zuerst eine Uterusspülung mit 0,9%iger NaCl-Lösung so lange fortgeführt, bis die Spülflüssigkeit klar ist. Anschließend wird ca. 0,5 Liter der Enilconazol-Lösung durch einen Irrigator intrauterin instilliert und nicht mehr abgehebert. Abhängig vom Schweregrad der Symptome wird dieser Vorgang bis zu dreimal in zweitägigen Abständen durchgeführt. Anschließend ist eine mehrtägige Pause unter regelmäßiger Ultraschallkontrolle durchzuführen. Bei Bedarf kann diese Behandlung noch ein- bis zweimal wiederholt werden. Bei dieser Therapie ist jedoch zu beachten, dass die Endometritissymptome durch eine vorübergehende Schleimhautirritation (durch die Enilconazol-Lösung) initial verschlimmert werden können, sich jedoch anschließend rasch bessern.
Alternativ kann intrauterin auch Clotrimazol (je 500 mg) an sechs aufeinanderfolgenden Tagen versucht werden. Parallel dazu ist die Schleimhaut des Vestibulum vaginae mit einer Clotrimazol-haltigen Salbe lokal zu behandeln, um mögliche Erregerreservoire zu eliminieren.
Prognose
Literatur
- Aurich C (Hrsg.). 2009. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Parey-Verlag. ISBN: 978-3-8304-4179-3