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Graskrankheit (Pferd)

Synonym: equine Dysautonomie
Englisch: equine grass sickness

1. Definition

Als Graskrankheit bezeichnet man eine Erkrankung beim Pferd, die mit einer Schädigung der Neuronen des Gastrointestinaltrakts und des zentralen Nervensystems (ZNS) einhergeht.

2. Ätiopathogenese

Die Ätiologie ist vermutlich multifaktoriell, bisher (2021) jedoch noch nicht vollständig geklärt.

Man vermutet einen Einfluss biochemischer Faktoren einzelner Weiden auf das gastrointestinale Milieu des Pferdes, sodass es für Toxine vermehrt empfänglich ist. Spezielle Metaboliten des Hahnenfußes scheinen im Zusammenhang mit dem Auftreten der Erkrankung zu stehen. Zusätzlich wird vermutet, dass Neurotoxine von Clostridium botulinum Typ C und eventuell auch Clostridium perfringens Kofaktoren für das Auslösen der Erkrankung sind. Es wird angenommen, dass es nach der Aufnahme von Clostridium botulinum zur Bildung von speziellen Neuro- und Exotoxinen kommt, die dann die Neuronenschädigungen hervorrufen.

Histopathologisch sind degenerierte Nervenzellen in den autonomen Zentren des ZNS, in den autonomen Ganglien und in der Darmwand charakteristisch für die Erkrankung.

3. Epidemiologie

Die Erkrankung ist in einigen Regionen Europas (v.a. Vereinigtes Königreich und Ungarn) und in Südamerika endemisch. Am häufigsten wird die Krankheit bei 3- bis 8-jährigen Pferden im Frühjahr beim Weidegang beobachtet.

4. Klinik

Es können akute und chronische Formen der Krankheit auftreten. Durch die Beeinträchtigung der nervalen Kontrolle des Gastrointestinaltraktes kommt es zu intestinalen Motilitätsstörungen, die zu Dysphagie und Koliksymptomen führen. Zusätzlich leiden einige Patienten an Tympanien, trockenem Kot und fokalem Schwitzen. Ein akuter Verlauf kann zu plötzlichen Todesfällen führen.

Bei der subakuten bis chronischen Verlaufsform kommt es häufig zu einer Ptosis, die vermutlich durch eine Chromatolyse (Schwinden von Nissl-Schollen) im Mittelhirn (Mesencephalon) hervorgerufen wird. Die Ptosis lässt sich durch die lokale Behandlung mit einer 0,5%igen Phenylephrinlösung behandeln. Nach etwa 10 bis 30 Minuten kommt es dann zum Aufrichten der Wimpern (positiver Phenylephrin-Test).

5. Diagnostik

Die Diagnose kann am lebenden Tier nur mithilfe einer Darmbiopsie gestellt werden. Eine Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Nationalen (typisches Alter), der Anamnese (Weidegang, evtl. auch andere Pferde betroffen), den klinischen Symptomen und einem positiven Phenylephrin-Test.

6. Therapie

Derzeit (2021) existiert keine Kausaltherapie. Die Behandlung richtet sich nach den auftretenden Symptomen.

7. Quellen

  • Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
Stichworte: Darm, Nervensystem, Pferd
Fachgebiete: Veterinärmedizin

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21.03.2024, 09:10
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