Giardia lamblia
Synonyme: Giardia lamblia, Giardia duodenalis, Giardia intestinalis, Lamblia intestinalis
Englisch: Giardia intestinalis, Lamblia intestinalis and Giardia duodenalis
Definition
Giardia lamblia ist ein infektiöser, humanpathogener Endoparasit aus der Gattung der Giardien. Er ist Erreger der Giardiasis.
Epidemiologie
Die Erreger sind weltweit verbreitet. Eine Infektion erfolgt in der Regel durch Schmierinfektion direkt von Mensch zu Mensch oder auch oroanalem Geschlechtsverkehr. Erwachsene erwerben die Zysten durch Lebensmittel, Trinkwasser und durch Ingestion von Oberflächenwasser beim Baden in kontaminierten Gewässern.
Gestalt
Die vegetative Form (Trophozoit) von Giardia duodenalis hat eine birnenförmige Gestalt mit 2 Kernen, 2 median gelegenen Achsenstäben und 8 Geißeln, sowie eine Saugplatte auf der ventralen Seite. Giardien haben einen haploiden Chromosomensatz mit 5 verschiedenen Chromosomen. Die rRNA besitzt Charakteristika von Prokaryonten sowie Eukaryonten. Giardia duodenalis besitzt keine Mitochondrien und betreibt anaeroben Stoffwechsel.
Entwicklungszyklus
Die Trophozoiten besiedeln nach der oralen Aufnahme bevorzugt das Intestinum des Wirtes. Im Milieu des Dünndarmes vermehren sich die Trophozoiten mitotisch, wobei sie Phospholipide und Sterole als Vorstufen für die Synthese ihrer eigenen zytoplasmatischen Membran aus dem Darminhalt verwenden. Nimmt die Konzentration von konjugierten Gallensalzen im distalen Darm zu, wird eine dichte, beständige Zellwand ausgebildet. Es entwickeln sich vierkernige infektiöse Zysten, die auch außerhalb eines Wirtes länger überleben können.
Eine konfluierende Schicht von Trophozoiten entsteht auf der Oberfläche der Dünndarmzotten und bewirkt eine Atrophie der Mikrovilli. Aus der gestörten Resorption von Nahrungsbestandteilen folgt eine voluminöse, speckig glänzende Steatorrhö. Die Funktion der Enterozyten, insbesondere die Bildung von Laktase, wird eingeschränkt. Die Alteration der Enterozyten induziert die Zytokinproduktion, welche wiederum Entzündungen fördert. Lamblien verstoffwechseln konjugierte Gallensalze. Die Stoffwechselprodukte der Lamblientrophozoiten hemmen die Funktion der Verdauungsenzyme im Dünndarm. Die entzündliche Reaktion der betroffenen Schleimhautareale wird durch humorale wie auch zelluläre Immunreaktionen gegen einzelne, lösliche Antigene der intraluminalen Lamblien unterhalten.
Klinik
Die mit dem Stuhl ausgeschiedenen, infektiösen Zysten werden mit Lebensmitteln oder Trinkwasser verbreitet. Nach einer Inkubationszeit von ca. 1 Woche treten Symptome im rechten Oberbauch auf. Die Betroffenen klagen über Druckgefühl und leichte Übelkeit. Der Stuhl ist voluminös und fettreich ohne Blutbeimengung. Bei prolongiertem Befall kommt es durch Malabsorption zum Gewichtsverlust und bei Kindern zu Gedeihstörungen.
Diagnostik
Im nativen Duodenalsekret können, durch Duodenoskopie und Entnahme einer Biopsie, die begeißelten Trophozoiten an ihren zappelnden Bewegungen leicht mikroskopisch identifiziert werden. Üblicherweise werden Zysten und Durchseuchungsgrad im Stuhl mithilfe des Flotationsverfahrens unter Zugabe von Formalin mit anschließender Zentrifugation ermittelt.
Der Erreger kann in Stuhl und Duodenalsaft auch molekulargenetisch mittels Nukleinsäureamplifikationstechnik (NAT) nachgewiesen werden.
Therapie
Der anaerobe Stoffwechsel der Lamblien wird durch Reduktion der Nitrogruppe unter Zuhilfenahme von Nitroimidazolen wie Metronidazol, Ornidazol oder Tinidazol gestört.
Prophylaxe
Eine orale Übertragung wird durch die Einhaltung hoher Lebensmittelhygiene und die Vermeidung kontaminierter Gewässer erschwert.
Meldepflicht
In Deutschland besteht eine Meldepflicht bei Infektion durch Giardia intestinalis nach § 7 Infektionsschutzgesetz (IfSG), nicht jedoch in Österreich und der Schweiz.
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