Gallenblasenmukozele (Hund)
Definition
Als Gallenblasenmukozele bezeichnet man die abnormale Akkumulation eingedickter schleimiger Galle in der Gallenblase. Sie kann beim Hund zu einer Obstruktion und damit einhergehenden Dilatation der Gallenblase und Gallenwege führen.
Ätiologie
Zur Ätiologie existieren mehrere Theorien. Es ist davon auszugehen, dass verschiedene Primärerkrankungen in dasselbe Endresultat der Gallenblasenmukozele münden oder, dass eine Kombination dieser Ursachen zur Entstehung einer Mukozele nötig ist. Zusätzlich wird eine genetische Prädisposition vermutet, da es Hunderassen gibt, die vermehrt Gallenblasenmukozelen aufweisen, u.a. Shelties, Zwergschnauzer und Cocker Spaniel. Weitere diskutierte Faktoren sind:
- Mutationen im ABCB4-Gen
- Dysmotilität der Gallenblase
- Dyslipidämie
- Hyperadrenokortizismus und Hypothyreose
Bei der Katze werden Gallenblasenmukozelen verhältnismäßig selten beobachtet.
Pathogenese
Die Gallenblasenmukozele ist histologisch durch eine Hyperplasie der schleimsezernierenden Zellen in der Gallenblasenmukosa gekennzeichnet. Infolgedessen kommt es zu einer pathologischen Akkumulation von Mukus im Lumen der Gallenblase. Die eingedickte Konsistenz des Mukus führt entweder zur Obstruktion des Ductus choledochus oder zu einer verminderten Kontraktilität der Gallenblasenwand, weshalb sich die Gallenblase letztendlich nicht richtig entleeren kann. Erstreckt sich die Obstruktion des Ductus choledochus auch auf das gesamte Gallengangsystem, spricht man von einer sekundären extrahepatischen Gallengangobstruktion.
Eine unbehandelte Gallenblasenobstruktion kann in einer Gallenblasenruptur enden, die zu einer galligen Peritonitis führt.
Klinik
Gallenblasenmukozelen führen zu akuten oder chronischen, oft nur zu unspezifischen Symptomen. Die häufigsten Anzeichen sind Erbrechen, Anorexie, Apathie und Abdominalschmerzen. Bei gleichzeitig vorliegendem Fieber kann zusätzlich eine sekundäre bakterielle Infektion der Gallenblase oder eine sterile fokale Peritonitis vorliegen.
Im Labor finden sich häufig erhöhte Konzentrationen von ALT, ALP, AST und GGT. Manchmal ist auch das Gesamtbilirubin erhöht. Damit einher geht oftmals eine Leukozytose, Neutrophilie und Monozytose.
Diagnose
Die Diagnose wird meist mithilfe einer Ultraschalluntersuchung gesichert, in der die Gallenblasenmukozele ein typisches Bild zeigt. Sie ist stets immobil und präsentiert sich als sternförmige oder Kiwi-artige Abnormalität innerhalb der Gallenblase, weshalb sie deutlich von Gallenblasensludge zu unterscheiden ist. Die Gallenblasenwand kann normal oder auch diffus verdickt sein. Zusätzlich finden sich oftmals ein pericholezystisch hyperechogenes Mesenterium und/oder freie Flüssigkeit (Aszites) als typische Zeichen einer lokalen Peritonitis.
Therapie
Bei klinisch akuten Hunden ist eine Cholezystektomie die Therapie der Wahl. Da es durch abgeschwemmte Anteile der Mukozele auch in seltenen Fällen zu einer Obstruktion des Ductus choledochus kommen kann, sollte stets auch die Durchgängigkeit der ableitenden Gallengänge überprüft werden. Zur häufigsten postoperativ auftretenden Komplikation zählt eine akute Pankreatitis, die jedoch meistens mit entsprechender Analgesie und Antiemetika behandelbar ist.
Klinisch stabile Hunde können versuchsweise auch mit Ursodesoxycholsäure (10-15 mg/kgKG 1x täglich) sowie einer fettarmen Diät behandelt werden. Bei ausbleibendem Therapieerfolg und/oder Entwicklung klinischer Symptome ist eine Operation indiziert.
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9.
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
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