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GM1-Gangliosidose

Englisch: GM1-gangliosidosis

1. Definition

Bei der GM1-Gangliosidose handelt es sich um eine Lipidspeicherkrankheit mit Anreicherung des Gangliosids GM1 in den Nervenzellen, die durch einen lysosomalen Beta-Galactosidase-Mangel bedingt ist.

2. Epidemiologie

Die Prävalenz wird auf 1/100.000 bis 200.000 Neugeborene geschätzt. Die Erkrankung betrifft vor allem Menschen jüdischer Abstammung. Am häufigsten findet sich der Typ 1. Die meisten Personen mit Typ 3 sind japanischer Herkunft.

3. Ätiopathogenese

Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt und beruht auf Mutationen im GLB1-Gen, welches für das lysosomale Enzym Beta-Galactosidase kodiert. Die verminderte Enzymaktivität führt zu einer Anreicherung vom GM1-Gangliosid v.a. in den Nervenzellen.

4. Klinik

4.1. Infantile Form (Typ 1)

Die infantile Form manifestiert sich in den ersten 3 Lebensmonaten und führt etwa ab dem 6. Lebensmonat zu einem Entwicklungsstillstand. Als Symptome treten unter anderem auf:

In einigen Fällen kann es auch zu zerebralen Krampfanfällen kommen.

Bei jedem zweiten Kind zeigt sich bei der Spiegelung des Augenhintergrunds ein Fleck von kirschroter Farbe. Die Speicherung von Gangliosid in der Retina führt zu einer eher weißlichen Färbung der Netzhaut, was dazu führt, dass die Makula als kirschroter Fleck erscheint. Die GM1-Gangliosidose führt zu starken Sichtfeldeindrübung und kann in vollkommener Erblindung münden. Auch kann nach und nach eine Taubheit eintreten. Weiterhin lassen sich Veränderungen an den Knochen beobachten, seltener eine Makroglossie oder eine Kardiomyopathie.

Die Kinder erreichen das 2. Lebensjahr nicht und sterben meist an Organversagen oder Infekten, da der Körper diese nicht mehr kompensieren kann.

4.2. Juvenile Form (Typ 2)

Diese Form manifestiert sich meist im Alter von ca. 18 Monaten oder 5 Jahren. Betroffene Kinder zeigen eine Entwicklungsregression, besitzen jedoch keine kirschroten Makulaflecken oder vergrößerte Organe. Die GM1-Gangliosidose Typ 2 schreitet i.d.R. langsamer voran als der Typ 1, führt trotzdem zu einer verkürzten Lebenserwartung bis in das frühe Erwachsenenalter.

4.3. Adulte Form (Typ 3)

Die adulte Form beginnt meist in im späten Jugendalter und stellt die mildeste Verlaufsform der GM1-Gangliosidosen dar. Zu den charakteristischen Merkmalen zählen die unwillkürliche Anspannung verschiedener Muskeln (Dystonie) und Wirbelanomalien. Die durchschnittliche Lebenserwartung variiert bei Menschen mit GM1-Gangliosidose Typ 3.

5. Diagnostik

In Leukozyten, Fibroblasten und Organbiopsaten lässt sich der Enzymdefekt nachweisen.

6. Therapie

Eine kausale Therapie ist derzeit (2020) nicht möglich.

7. Prognose

Die Prognose ist schlecht. Viele Patienten versterben, bevor sie das dritte Lebensjahr erreicht haben.

8. Literatur

Stichworte: Gangliosid, Krampfanfall
Fachgebiete: Kinderheilkunde, Neurologie

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21.03.2024, 09:14
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