GM1-Gangliosidose
Englisch: GM1-gangliosidosis
Definition
Bei der GM1-Gangliosidose handelt es sich um eine Lipidspeicherkrankheit mit Anreicherung des Gangliosids GM1 in den Nervenzellen, die durch einen lysosomalen Beta-Galactosidase-Mangel bedingt ist.
Epidemiologie
Die Prävalenz wird auf 1/100.000 bis 200.000 Neugeborene geschätzt. Die Erkrankung betrifft vor allem Menschen jüdischer Abstammung. Am häufigsten findet sich der Typ 1. Die meisten Personen mit Typ 3 sind japanischer Herkunft.
Ätiopathogenese
Klinik
Infantile Form (Typ 1)
Die infantile Form manifestiert sich in den ersten 3 Lebensmonaten und führt etwa ab dem 6. Lebensmonat zu einem Entwicklungsstillstand. Als Symptome treten unter anderem auf:
- Muskelhypotonie
- Massive Trinkschwäche, die eine parenterale Ernährung notwendig macht
- Refluxsymptomatik
- Geschwächte Darmperistaltik
- Hyperakusis
- Hepatosplenomegalie
In einigen Fällen kann es auch zu zerebralen Krampfanfällen kommen.
Bei jedem zweiten Kind zeigt sich bei der Spiegelung des Augenhintergrunds ein Fleck von kirschroter Farbe. Die Speicherung von Gangliosid in der Retina führt zu einer eher weißlichen Färbung der Netzhaut, was dazu führt, dass die Makula als kirschroter Fleck erscheint. Die GM1-Gangliosidose führt zu starken Sichtfeldeindrübung und kann in vollkommener Erblindung münden. Auch kann nach und nach eine Taubheit eintreten. Weiterhin lassen sich Veränderungen an den Knochen beobachten, seltener eine Makroglossie oder eine Kardiomyopathie.
Die Kinder erreichen das 2. Lebensjahr nicht und sterben meist an Organversagen oder Infekten, da der Körper diese nicht mehr kompensieren kann.
Juvenile Form (Typ 2)
Diese Form manifestiert sich meist im Alter von ca. 18 Monaten oder 5 Jahren. Betroffene Kinder zeigen eine Entwicklungsregression, besitzen jedoch keine kirschroten Makulaflecken oder vergrößerte Organe. Die GM1-Gangliosidose Typ 2 schreitet i.d.R. langsamer voran als der Typ 1, führt trotzdem zu einer verkürzten Lebenserwartung bis in das frühe Erwachsenenalter.
Adulte Form (Typ 3)
Die adulte Form beginnt meist in im späten Jugendalter und stellt die mildeste Verlaufsform der GM1-Gangliosidosen dar. Zu den charakteristischen Merkmalen zählen die unwillkürliche Anspannung verschiedener Muskeln (Dystonie) und Wirbelanomalien. Die durchschnittliche Lebenserwartung variiert bei Menschen mit GM1-Gangliosidose Typ 3.
Diagnostik
In Leukozyten, Fibroblasten und Organbiopsaten lässt sich der Enzymdefekt nachweisen.
Therapie
Eine kausale Therapie ist derzeit (2020) nicht möglich.
Prognose
Die Prognose ist schlecht. Viele Patienten versterben, bevor sie das dritte Lebensjahr erreicht haben.
Literatur
- Brunetti-Pierri N, Scaglia F GM1 gangliosidosis: review of clinical, molecular, and therapeutic aspects, Mol Genet Metab. 2008 Aug;94(4):391-6, abgerufen am 17.01.2020
- Hofer D et al. Phenotype determining alleles in GM1 gangliosidosis patients bearing novel GLB1 mutations, Clin Genet. 2010 Sep;78(3):236-46, abgerufen am 17.01.2020
- Santamaria R et al. Expression and characterization of 14 GLB1 mutant alleles found in GM1-gangliosidosis and Morquio B patients, J Lipid Res. 2007 Oct;48(10):2275-82. Epub 2007 Jul 30, abgerufen am 17.01.2020
- Sperb F et al. Genotypic and phenotypic characterization of Brazilian patients with GM1 gangliosidosis, Gene. 2013 Jan 1;512(1):113-6, abgerufen am 17.01.2020
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