Erythrozytogramm
Englisch: red cell cytogram
Definition
Das Erythrozytogramm ist die grafische Darstellung der Erythrozyten-Messwerte eines Hämatologiegerätes. Die Einzelzellmessungen des Erythrozytenvolumens und des erythrozytären Hämoglobingehalts werden als Punktwolke ausgegeben.
Hintergrund
Die Erythrozytenindizes MCH und MCV werden von hochwertigen Hämatologiegeräten nicht mehr aus Hämoglobin-Konzentration, Hämatokrit und Erythrozytenzahl berechnet, sondern über lichtbrechende Eigenschaften der Erythrozyten ermittelt (Durchflusszytometrie). Dadurch entstehen hunderte oder tausende von einzelnen Datensätzen, die eine differenzierte Beurteilung hämatologischer Veränderungen erlauben.
Die Daten können auf verschiedene Weise ausgewertet werden, zum Beispiel numerisch wie bei der Erythrozytenverteilungsbreite oder dem M/H-Quotienten, als Histogramm (Price-Jones-Kurve) oder als Punktwolke bzw. Scatterplot. In dreidimensionaler Darstellung handelt es sich genau genommen nicht um eine Wolke, sondern um einen spitzgipfeligen Berg, der senkrecht auf der zweidimensionalen Ebene steht.
Klinik
Die Verschiebung der Erythrozytenpopulation im Erythrozytogramm erlaubt orientierende Aussagen über die Ursache einer Anämie oder das Vorliegen morphologisch veränderter Erythrozyten wie Fragmentozyten. Dies kann die klassische Untersuchung der Erythrozytenmorphologie im mikroskopischen Differentialblutbild ergänzen.
Die unkomplizierte Eisenmangelanämie zum Beispiel führt zur Bildung von mikrozytären und hypochromen Erythrozyten, die Punktwolke verschiebt sich nach unten links.
Normales Erythrozytogramm mit eingezeichneten Grenzbereichen (entsprechen nicht den Normwerten für MCV und MCH). In den einzelnen Sektoren stehen die typischen hämatologischen Krankheitsbilder bei einer Verschiebung der Erythrozytenpopulation in diese Richtung.
Wenn ein Patient Erythrozytentransfusionen erhalten hat, lassen sich unter bestimmten Umständen im Erythrozytogramm zwei unterschiedliche Erythrozytenpopulationen darstellen. Das untere Bildbeispiel zeigt das Erythrozytogramm eines Patienten vor und nach Transfusion. Links der Ausgangsbefund, Hb: 4,6 mg/dl, Erythrozytenzahl 3,05 Mill./µl, MCV 59 fl. Durch die schwere Eisenmangelanämie ist die Erythrozytenpopulation stark nach unten links verschoben.
Die rechte Grafik zeigt die Kontrolluntersuchung nach Transfusion von drei Erythrozytenkonzentraten, Hb: 6,6 mg/dl, Erythrozytenzahl 3,48 Mill./µl, MCV 67 fl. Die normozytären, normochromen Spendererythrozyten grenzen sich deutlich von den mikrozytären, hypochromen Patientenerythrozyten ab. Diese Konstellation führt zu einer artifiziellen Erhöhung der Erythrozytenverteilungsbreite, also einer scheinbaren Anisozytose.
Erythrozytogramme desselben Patienten nativ und nach Transfusion von drei Erythrozytenkonzentraten. Das Histogramm des Erythrozytenvolumens ist zwar unten dargestellt, korrespondiert aber zur Y-Achse des Scatterplots.