M/H-Quotient
Englisch: M/H ratio, MH ratio
Definition
Der M/H-Quotient ist ein abgeleiteter Parameter des Blutbildes, der vor allem zur Unterscheidung von Eisenmangel und Thalassämie bei mikrozytären, hypochromen Anämien dient. Es ist der Quotient von mikrozytären (M) zu hypochromen (H) Erythrozyten.
Hintergrund
Vereinfacht gesagt, sind bei einer Eisenmangelanämie die Erythrozyten gleichmäßig mikrozytär und hypochrom, bei Thalassämie sind sie überwiegend mikrozytär aber weniger stark hypochrom. Dies kann man sich so erklären, dass bei Eisenmangel das Häm fehlt, bei der Thalassämie dagegen das Globin. Im Erythrozytogramm zeigt sich dies durch eine charakteristische Verschiebung der Erythrozytenpopulation.
Rechnerisch lässt sich dies in Form eines Quotienten ausdrücken. Wenn 40% der Erythrozyten mikrozytär sind und 10% hypochrom, ist der M/H-Quotient 4. In der Originalveröffentlichung von 1992[1] wurde der optimale Grenzwert auf 0,9 festgelegt. Niedrigere Werte sprechen für einen Eisenmangel, höhere für eine Thalassämie.
Diese Daten wurden an einem Hämatologiegerät der Firma Technicon (heute Siemens) erhoben, und sind auf Geräte anderer Hersteller nicht 1:1 übertragbar, sinngemäß aber schon. Teilweise werden auch andere Formeln verwendet, z.B. der umgekehrte Quotient, also hypochrome durch mikrozytäre Erythrozyten, oder eine Differenzbildung.
Die Beobachtung, dass die Erythrozyten bei Thalassämie vergleichsweise klein sind, liegt auch dem schon länger eingeführten Mentzer-Index zugrunde.
In einer Meta-Analyse, in der verschiedenste Rechenformeln für die Diagnose einer Thalassämie verglichen wurden, schnitt der M/H-Quotient mit einer Fläche unter der ROC-Kurve von 0.956 am besten ab.[2]
Die prozentualen Anteile mikrozytärer und hypochromer Erythrozyten werden in der Regel nicht auf dem Laborbefund angegeben, die vom Hämatologiegerät produzierten Daten können aber normalerweise im Labor erfragt werden.
Die Bezeichnungen für den Anteil mikrozytärer und hypochromer Erythrozyten sind nicht standardisiert und firmenspezifisch. Bei Analyzern der Firma Siemens heissen sie %Micro und %Hypo, bei Geräten der Firma Sysmex MicroR und Hypo-He, bei Geräten der Firma Abbott %MIC und %HPO.
Quellen
- ↑ d'Onofrio G, Zini G, Ricerca BM, Mancini S, Mango G. Automated measurement of red blood cell microcytosis and hypochromia in iron deficiency and beta-thalassemia trait. Arch Pathol Lab Med. 1992 Jan;116(1):84-9. PMID: 1734838.
- ↑ Hoffmann J, Urrechaga E, Aguirre U: Discriminant indices for distinguishing thalassemia and iron deficiency in patients with microcytic anemia: a meta-analysis. Clinical Chemistry and Laboratory Medicine 2015; 53(12): 1883-1894 (abgerufen am 02.03.2022, frei zugänglich)