Enterobius vermicularis
Synonyme: Madenwurm, Springwurm, Oxyuris vermicularis
Definition
Enterobius vermicularis, auch Madenwurm genannt, ist ein Parasit aus der Gruppe der Helminthen, der den Dickdarm befällt. Der krankhafte Befall wird als Oxyuriasis, Enterobiasis oder Enterobiose bezeichnet.
Vorkommen
Enterobius vermicularis ist weltweit verbreitet und zählt zu den häufigsten Parasiten des Menschen - auch in Zonen mit gemäßigtem Klima. Die weltweite Prävalenz wird auf 10% geschätzt. Befallen werden vor allem Kinder zwischen 5 und 9 Jahren, sowie Erwachsene in der generativen Phase zwischen 30 und 50 Jahren.
Morphologie
Die Männchen weisen eine Körperlänge von 2-5 mm auf, die Weibchen messen 8-13 mm und besitzen einen dünnen, spitzen Schwanz. Auffallend ist die weiße Farbe des Wurms. Die Eier sind etwa 30 x 50 μm groß.
Lebenszyklus
Der Lebenszyklus des Madenwurms ist auf den Menschen begrenzt, er kommt also ohne Zwischenwirt aus. Die Eiaufnahme erfolgt peroral von kontaminierten Gegenständen oder durch digitale Übertragung vom Anus. Auch eine inhalative Aufnahme von Wurmeiern über Staub, zum Beispiel beim Betten aufschütteln, ist möglich. Die Eier gelangen dann ins Duodenum, wo die Larven bereits nach 6 Stunden schlüpfen und anschließend im Colon nach 5 bis 6 Wochen zu geschlechtsreifen Würmern auswachsen. Die Männchen sterben nach der Kopulation, die Weibchen wandern meist nachts durch den Anus auf die Perianalhaut, wo sie je etwa 10.000 Eier ablegen.
Ein weiblicher Wurm kann etwa 2 Monate alt werden. Oft werden bei der Darmentleerung Würmer ausgeschieden, die auf der Fäzes gut sichtbar sind. Die Eier bleiben in feuchter Umgebung 2-3 Wochen lebensfähig und werden vom Wirt im Sinne einer Autoinokulation wieder peroral aufgenommen. Sie können durch mangelnde Hygiene auch auf einen anderen Wirt übergehen (Schmierinfektion).
Enterobiose
Die Infektion mit Enterobius vermicularis verläuft überwiegend symptomlos. Wenn Entwicklungsformen die Wand von Organen penetrieren, kann es zu Entzündungserscheinungen kommen. Bevorzugt handelt es sich um Caecum, Appendix und die inneren Geschlechtsorgane.
Häufigere Symptome des Wurmbefalls sind:
- starker perianaler Juckreiz
- perianale Exkoriationen
- eventuell Schlafstörungen (durch den Juckreiz bedingt) und deren Folgen (Konzentrationsstörungen, Nervosität, Reizbarkeit etc.)
Bei Kindern kann es bei starkem Befall evtl. zu Appetitverlust, Gewichtsabnahme und Entwicklungsverzögerung kommen. Die Kratzstellen an der Perianalhaut können sich infizieren und dadurch weitere Komplikationen auslösen.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose wird klinisch gestellt, die Würmer sind ggf. bei Inspektion des Anus oder auf der Fäzes erkennbar. Bei Unsicherheit können die Würmer in ein Probenröhrchen überführt und in ein mikrobiologisches Labor geschickt werden.
Für den Nachweis der Eier eignet sich am besten eine Abklatschuntersuchung der Analregion (sogenannte Klebestreifenmethode) mit anschließender Mikroskopie. Die Untersuchung sollte möglichst morgens nach dem Aufwachen erfolgen; die Analregion darf nicht vorher gereinigt werden.
Die parasitologische Stuhluntersuchung zum Nachweis des Madenwurms ist möglich, wird aber nicht empfohlen, da die Wurmeier auf der Analhaut abgelegt werden und nur zufällig im Stuhl auftreten.
Therapie und Prophylaxe
Zum Einsatz kommen die folgenden Anthelminthika wie Albendazol, Mebendazol und Pyrantel. Eine Reinfektion ist häufig, weswegen die Behandlung oft wiederholt werden muss. Alle potenziellen Parasitenträger in der Familie oder in Sozialeinrichtungen sollten mit behandelt und Prophylaxe-Maßnahmen eingehalten werden. Die Verbreitung der Eier lässt sich durch Waschen kontaminierter Gegenstände mit heißem Wasser, morgendlichem Waschen der Perianalregion und anschließendem Abdecken mit Salbe, täglichen Wäschewechsel und strenger Händehygiene vermeiden.
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 16.04.2021