DOCK8-Mangel
Synonyme: DOCK8-Mangel-Syndrom, kombinierter schwerer Immundefekt durch DOCK8-Mangel, SCID durch DOCK8-Mangel, autosomal-rezessives Hyper-IgE-Syndrom
Englisch: DOCK8 deficiency, DOCK8 immunodeficiency syndrome, DIDS, autosomal recessive hyper-IgE syndrome, AR-HIES, hyper-IgE syndrome 2, HIES2
Definition
Der DOCK8-Mangel ist eine seltene autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, bei der es sich um einen kombinierten Immundefekt der T- und B-Lymphozyten handelt. Er geht mit erhöhtem Spiegel von Immunglobulin E (IgE) einher, weshalb einige Quellen die Bezeichnung autosomal-rezessives Hyper-IgE-Syndrom verwenden. Die Betroffenen sind besonders anfällig für diverse Infektionskrankheiten, insbesondere der Haut und der Lungen.
Epidemiologie
Im Jahr 2018 lag die Anzahl der beschriebenen Fälle bei 230. Die Prävalenz wird auf weniger als 1:1.000.000 geschätzt.
Ätiologie
Auslöser sind Loss-of-Function-Mutationen des DOCK8-Gens an Genlokus 9p24.3. Das Protein DOCK8 ("dedicator of cytokinesis 8") ist ein Guaninnukleotid-Austauschfaktor (GEFs), der verschiedene Rho-GTPasen aktiviert. Diese regulieren viele zelluläre Funktionen, z.B. die Organisation des Aktin-Zytoskeletts, den Zellzyklus und die Genexpression. DOCK8 wird ausschließlich in Immunzellen exprimiert, seine Funktionseinschränkung betrifft also ausschließlich diese Zellen und löst eine Lymphopenie aus.
Symptome
Ein DOCK8-Mangel äußert sich bereits ab dem frühen Kindesalter, vor allem in Form von atopischen Ekzemen sowie schweren Allergien gegen Nahrungsmittel und Umweltallergene. Weiterhin treten rezidivierende Atemwegs- sowie bakterielle, virale und mykotische Hautinfektionen auf. Über längere Zeit kommt es zu präkanzerösen Hautveränderungen und Karzinomen v.a. im Genitalbereich und im Gesicht.
Diagnostik
Die Verdachtsdiagnose eines DOCK8-Mangels wird auf der Grundlage klinischer Merkmale in Kombination mit den immunologischen Laborbefunden gestellt. Bei der labormedizinischen Untersuchung sieht man neben erhöhtem IgE eine Eosinophilie, eine Verminderung von T-, B-, NK-Zellen sowie eine Hypergammaglobulinämie. Der molekulargenetische Nachweis der auslösenden Mutation dient schließlich der Bestätigung.
Differentialdiagnosen
- autosomal-dominantes Hyper-IgE-Syndrom (STAT3-Mangel)
Therapie
Der Fokus liegt auf der Prävention und Therapie der Infektionen, die durch den Immundefekt gehäuft auftreten. Oft werden Erkrankte mit einer Langzeitantibiose behandelt, um möglichen Infektionen vorzubeugen. Um das langfristige Überleben der Betroffenen zu ermöglichen, wird in der Regel eine Stammzelltransplantation angestrebt.
Prognose
DOCK8-Mangel ist mit einer hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrate verbunden. In der Regel treten erste Symptome bereits sehr früh auf. Eine retrospektive Studie zeigte einen Rückgang des Gesamtüberlebens von 87 % im Alter von 10 Jahren auf 37 % im Alter von 30 Jahren. Die Inzidenz für lebensbedrohliche Infektionen bis zum Alter von 30 Jahren liegt bei 88 %.
Literatur
- ophra.net - Combined immunodeficiency due to DOCK8 deficiency, abgerufen am 25.11.2024
- National Institute of Allergy and Infectious Diseases - DOCK8 Deficiency, abgerufen am 25.11.2024
- Zhang et al., Genetic, clinical, and laboratory markers for DOCK8 immunodeficiency syndrome, Dis Markers, 2010
- Aydin et al., Hematopoietic Stem Cell Transplantation as Treatment for Patients with DOCK8 Deficiency, J Allergy Clin Immunol Pract, 2019
- Biggs et al., DOCK8 deficiency: Insights into pathophysiology, clinical features and management, Clin Immunol, 2017