Chronische Lungenallograft-Dysfunktion
Synonyme: chronische Dysfunktion des Lungenallografts, chronische Dysfunktion des Lungentransplantates
Englisch: chronic lung allograft dysfunction
Definition
Die chronische Lungenallograft-Dysfunktion, kurz CLAD, ist eine Komplikation nach Lungentransplantation. Bei dieser chronischen Abstoßungsreaktion verschlechtert sich die Lungenfunktion dauerhaft auf Werte unterhalb zuvor erreichter, normaler Messwerte. Seltener erreicht die Lungenfunktion aufgrund einer Frühkomplikation niemals die erwarteten Normalwerte.
Hintergrund
Bei der CLAD muss die Lungenfunktionseinschränkung per definitionem mindestens 3 Wochen bestehen. Andere Ursachen der Transplantatdysfunktion sind auszuschließen. Daher ist eine Bronchoskopie mit bronchoalveolärer Lavage (BAL) und eine transbronchiale Biopsie zum Ausschluss von Infektionen, akuter Abstoßung und Atemwegskomplikationen notwendig.
Die Entwicklung einer CLAD ist für das Langzeitüberleben nach Lungentransplantation prognostisch entscheidend. Sie hat Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Morbidität.
Epidemiologie
Ungefähr 50 % der Patienten entwickeln innerhalb von 5 Jahren nach Lungentransplatation eine CLAD.
Formen
Man unterscheidet zwei Hauptformen der CLAD, wobei Mischformen vorkommen:
- Bronchiolitis-obliterans-Syndrom (BOS): 75 - 85 % aller Fälle
- Neutrophile reversible Allograftdysfunktion (NRAD): 50 %
- fibröses BOS (fBOS): 50 %
- Restriktives Allograft-Syndrom (RAS): 25 - 35 % aller Fälle
Bronchiolitis-obliterans-Syndrom
Das Bronchiolitis-obliterans-Syndrom ist die häufigste Form der chronischen Abstoßung. Neben einer akuten zellulären sowie humoralen Abstoßung spielen auch Infektionen sowie ein gastroösophagealer Reflux eine pathogenetische Rolle.
Hinweisend auf ein BOS ist eine obstruktive Ventilationsstörung mit Abnahme der forcierten Einsekundenkapazität (FEV1) auf unter 80 % in zwei Messungen mit mindestens 3 Wochen Abstand. In der Thorax-CT finden sich unspezifische Zeichen wie Mosaikmuster, Air Trapping, Bronchialwandverdickungen und Bronchiektasen. Bei NRAD finden sich zusätzlich zentrilobuläre Mikronoduli mit Tree-in-Bud-Muster, Mukusimpaktionen und Konsolidierungen. Das fBOS ist gekennzeichnet durch ein fehlendes Ansprechen auf Azithromycin.
Bei einem BOS wird die immunsuppressive Therapie gesteigert. Mögliche Optionen sind beipsielsweise eine Anpassung der Dosierung oder die Gabe von Azithromycin. Das mittlere Überleben nach Auftreten eines BOS beträgt 3-4 Jahre.
siehe Hauptartikel: Bronchiolitis-obliterans-Syndrom
Restriktives Allograft-Syndrom
Das RAS ist deutlich seltener als das BOS. Eine Entzündung und Fibrose von Alveolen, Pleura und Interlobulärsepten führt primär zu einer restriktiven Ventilationsstörung:
- totale Lungenkapazität (TLC) < 90 % des Ausgangswerts oder
- forcierte Vitalkapazität (FVC) und FEV1 < 80 % des Ausgangswertes
Ein diffuser Alveolarschaden (DAD) > 3 Monate nach Transplantation (Late-Onset) weist auf die zukünftige Entwicklung eines RAS hin. Weiterhin stellen CMV- und andere Virusinfektionen Risikofaktoren dar.
In der CT finden sich Milchglastrübungen, retikuläre Verdichtungen mit verdickten Interlobulärsepten und Pleuraverdickungen sowie periphere Konsolidierungen. Die Behandlung des RAS umfasst neben den Optionen bei BOS einen Therapieversuch mit Glukokortikoiden. Das mediane Überleben beträgt nur ca. 1,5 Jahre.