Berdazimer
Handelsname: Zelsuvmi®
Synonyme: SB-204, NVN-1000, Silsesquioxan
Englisch: berdazimer sodium
Definition
Berdazimer ist ein polymerer, Stickstoffmonoxid freisetzender Arzneistoff, der zur topischen Behandlung bei Mollusca contagiosa eingesetzt wird.
Chemie
Berdazimer ist ein aus Natrium-1-hydroxy-3-methyl-3-(3-(trimethoxysilyl)propyl)-1-triazen-2-oxid und Tetraäthylsilicat bestehendes Polymer. Die empirische Formel ist [(C4H9N3NaO3,5Si)3(C4H10NO1,5Si)1(SiO2)6(HO0.5)5]0,1n.
Der chemische Name ist
- Poly[{[3-(methylamino)propyl]silasesquioxan}-co-{[3-(1-methyl-2-nitroso2-oxidohydrazin-1-yl)propyl]silasesquioxan}-co-silicat (1:3:6 x)].
Aufgrund der Unlöslichkeit von Berdazimer können die Summenformel und die molare Masse nicht bestimmt werden. Die CAS-Nummer lautet 1846565-00-1. Als Arzneistoff liegt Berdazimer bei Raumtemperatur als weißes Pulver vor.[1]
Wirkmechanismus
Aus Berdazimer wird bei topischer Anwendung Stickstoffmonoxid freigesetzt. Der Wirkmechanismus, der den therapeutischen Effekten zugrunde liegt, ist bisher (2024) nicht bekannt. Ein antiviraler bzw. virustatischer Mechanismus wird diskutiert.[2]
Pharmakokinetik
Nach den bisher (2024) vorliegenden Daten wird Berdazimer nach topischer Applikation nur geringfügig resorbiert. Der Metabolit N-Methylaminopropyl-trimethoxysilan (hMAP3), der durch Hydrolyse entsteht, und die Nitratkonzentration im Blut steigen an. hMAP3 erreicht maximal einen Plasmaspiegel von 33,9 ng/mL, der 10 % des NOAEL-Werts in einer tierexperimentellen Studie betrug. Der höchste während einer klinischen Studie gemessene Methämoglobinspiegel lag bei 3,2 %.[3]
Indikationen
Berdazimer ist zur Behandlung von Mollusca contagiosa bei Erwachsenen und Kindern ab dem ersten Lebensjahr indiziert.[4]
Dosierung
Unmittelbar vor der dermalen Applikation werden 0,5 ml Berdazimer-Gel mit 0,5 ml eines Hydrogels gemischt und unverzüglich dünn auf die Haut aufgetragen. Die Anwendung erfolgt einmal täglich bis zu 12 Wochen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Berdazimer sind Lokalreaktionen an der Applikationsstelle, wie brennende oder stechende Schmerzen, Erythem, Pruritus, Exfoliation, Reizung, Entzündung, Schwellung, Erosion, Verfärbung, Vesikel und Infektionen.[1]
Wechselwirkungen
Es gibt bisher (2024) keine Erkenntnisse über Wechselwirkungen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Berdazimer oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
- Berdazimer darf nicht oral, intravaginal oder am Auge angewendet werden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Es gibt bisher (2024) keine Erkenntnisse über eine Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit.
Toxizität
Es liegen aktuell (2024) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung vor. Insbesondere ist nicht bekannt, wie sich eine fehlerhafte orale oder intravaginale Anwendung oder eine versehentliche Anwendung am Auge auswirken würde. Es ist davon auszugehen, dass es zu Reizwirkungen oder im Extremfall zu Verätzungen kommen kann. Nach topischer Fehlanwendung sollte eine sofortige Dekontamination mit Wasser und Seife erfolgen. Bei Verätzungen haben die auch sonst üblichen Maßnahmen zu erfolgen. Wenn die Augen betroffen sind, sollte umgehend eine Vorstellung in einer Augenklinik erfolgen. Eine primäre Giftentfernung durch Verabreichung von Aktivkohle ist aufgrund der chemischen Beschaffenheit von Berdazimer wahrscheinlich nicht effektiv. Bei Verdacht auf eine gastrointestinale Schädigung sollte eine Ösophagogastroduodenoskopie erwogen werden, um ggf. aufgenommenes Gel gezielt zu entfernen.
Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. Der Methämoglobinspiegel sollte kontrolliert werden. Die Anwendung von Toluidinblau ist nur indiziert, wenn MetHb über 30 % ansteigen sollte.[5]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Full Prescribing Information Zelsuvmi, FDA, abgerufen am 04.02.2024
- ↑ Ward BM et al. The Antiviral Effect of Berdazimer Sodium on Molluscum Contagiosum Virus Using a Novel In Vitro Methodology. Viruses. 2023
- ↑ Cartwright M et al. Pharmacokinetic Profile, Safety, and Tolerability of Topical Berdazimer Gel, 10.3% in Patients With Molluscum Contagiosum. J Drugs Dermatol. 2022
- ↑ Pera Calvi I et al. Safety and efficacy of topical nitric oxide-releasing berdazimer gel for molluscum contagiosum clearance: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Pediatr Dermatol. 2023
- ↑ Florian Eyer, Christian Rabe in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für klinische Toxikologie (GfKT). Antidotarium. Rote Liste, abgerufen am 04.02.2024
Weblinks
- Drugbank - Berdazimer, abgerufen am 04.02.2024
- PubChem 472406278, abgerufen am 04.02.2024