Aviäre Nephritis (Geflügel)
Englisch: avian nephritis, baby chick nephropathy
Definition
Als aviäre Nephritis bezeichnet man eine beim Huhn weit verbreitete Infektionskrankheit, die meist mit Wachstumsstörungen beim Küken einhergeht.
Erreger
Die aviäre Nephritis wird durch das Aviäre Nephritisvirus (ANV), ein Virus aus der Gattung Avastrovirus innerhalb der Familie der Astroviridae, hervorgerufen.
In der Eikultur führt das Virus zu einer Störung des embryonalen Wachstums und verursacht Hämorrhagien und Ödeme der Allantoismembran, die teilweise mit der Bildung pockenartiger Herde einhergehen. In Kükennierenzellen vermehren sich einige ANV-Stämme mit zytopathischem Effekt, wobei andere wiederum keine Zellveränderungen verursachen. Verdächtige Kulturen sollten daher mit einem Immunfluoreszenztest abgesichert werden.
Die Tenazität der Viren ist ausgesprochen hoch. Ein einmal infizierter Betrieb muss daher als kontaminiert angesehen werden und kann nur schwierig saniert werden.
Epidemiologie
Die Virusübertragung erfolgt horizontal, vorwiegend durch die orale Aufnahme der Erreger. Eine vertikale Infektion ist ebenso möglich, wobei Eintagsküken am empfänglichsten sind. Serologischen Untersuchungen zufolge ist der Erreger in Hühnerpopulationen weit verbreitet.
Pathogenese
Nach Infektion verbreitet sich der Erreger rasch im gesamten Organismus. Das Virus kann in der Niere, im Darm, im Pankreas, in der Bursa fabricii und in der Milz bzw. Leber aufgefunden werden. Als eigentliches Zielorgan gilt das Nierenepithel.
Die Inkubationszeit nach oraler (experimenteller) Infektion beträgt beim Küken etwa 3 bis 10 Tage. Klinisch manifeste Erkrankungen treten selten auf.
Klinik
In Kükenherden kann es zu Wachstumsstörungen mit geringgradig über der Norm liegenden Abgangsraten kommen. In manchen Fällen tritt eine leicht ausgeprägte Diarrhö auf.
Pathologie
Im Zuge der Sektion fallen geschwollene und blasse Nieren auf, die vereinzelt Uratablagerungen aufweisen können. Makroskopisch sichtbare Veränderungen einer Nephritis sind nur bei jungen Küken zu finden.
Im histologischen Schnittbild finden sich fokale Veränderungen in den Glomeruli mit granulärer Degeneration der Tubulusepithelien und azidophilen Granula. Die Bowman-Kapsel ist geschwollen und das Kapillarendothel mit monozytären Zellen infiltriert. Zusätzlich kommt es zu einer interstitiellen fibroblastoiden, lymphozytären und granulozytären Infiltration. Im Elektronenmikroskop zeigen sich elektronendichte Körperchen oder tubuläre Strukturen sowie zahlreiche Viruspartikel (teilweise in kristalliner Anordnung in den Tubulusepithelien) sowie degenerative Veränderungen der Mitochondrien und des endoplasmatischen Retikulums.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch muss an die nephrogene Form einer infektiöse Bronchitis gedacht werden. Sind Wachstumsstörungen feststellbar, kommen Fehlernährung, Malabsorptionssyndrom und Haltungsprobleme in Betracht.
Diagnose
Sowohl Anamnese als auch die klinischen und pathohistologischen Veränderungen geben Hinweise für eine Verdachtsdiagnose. Mittels fluoreszenzmikroskopischem Antigennachweis kann die ätiologische Diagnose gesichert werden.
Eine Isolierung des Erregers kann im Hühnerembryo oder auch in Kükennierenzellen versucht werden.
Therapie
Derzeit (2019) ist keine kausale Therapie möglich.
Prophylaxe
Es sind keine prophylaktischen Maßnahmen bekannt, die einer Infektion mit dem aviären Nephritisvirus entgegenwirken können.
Literatur
- Siegmann, Otfried, Neumann, Ulrich. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co KG. 2012
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