Embryoniertes Hühnerei
Synonyme: Eikultur, bebrütetes Hühnerei, vorgebrütetes Ei, Hühnerembryokultur
Definition
Geschichte
Eine Vielzahl an Virusarten kann im embryonierten Hühnerei angezüchtet werden. Diese Technik war von besonderer Bedeutung, bevor Zellkulturen verfügbar waren.
Verfahren
Damit eine ordentliche virologische Untersuchung erfolgen kann, sollten die Eier spezifiziert-pathogenfrei (SPF) sein. Die Eier werden in einem Schrankbrüter bei einer Temperatur von 38 bis 38,5° C und etwa 60 % Luftfeuchtigkeit gehalten und in regelmäßigen Abständen gewendet. Am 5. bis 7. Vorbebrütungstag werden sie mit Hilfe einer Schierlampe durchleutet und die unbefruchteten Eier bzw. diejenigen Eier, die einen abgestorbenen Embryo enthalten, entfernt.
Die Vorbebrütungszeit ist davon abhängig, an welchem Ort die Beimpfung mit dem virushaltigen Material erfolgt. Folgende Beimpfungszeitpunkte müssen eingehalten werden:
- Beimpfung des Dottersacks: 6. bis 8. Vorbebrütungstag
- Beimpfung von Allantois- und Amnionhöhle: ca. 10. Vorbebrütungstag
- Beimpfung von Chorioallantoismembran (CAM): ca. 10. Vorbebrütungstag
Die Nachbebrütungszeit ist abhängig vom inokulierten Virus. Die anschließende Ernte muss unter sterilen Kautelen erfolgen, damit das virushaltige Material nicht verunreinigt wird.
Anwendung
Embryonierte Hühnereier spielen auch heute noch eine wichtige Rolle. Sie kommen bei der Anzucht von Geflügelviren wie dem Newcastle-Disease-Virus, dem Taubenparamyxovirus PPMV-1, dem Infektiöse-Bronchitis-, Infektiöse-Laryngotracheitis- und dem Vogelpocken-Virus sowie bei einigen Influenzaviren zum Einsatz.
Gleichzeitig können Pockenviren über die Beurteilung von virusbedingten Veränderungen auf der Chorioallantoismembran inokulierter embryonierter Hühnereier mikrobiologisch charakterisiert und eingeteilt werden.
Literatur
- Selbitz, Hans-Joachim, Uwe Truyen, and Peter Valentin-Weigand, eds. Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions-und Seuchenlehre. Georg Thieme Verlag, 2015.
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